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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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waren, als Lees Gesicht verschwand, stapfte Morpurgo durch das hohe Gras.
    »Und?«, fragte Gladstone und bemühte sich, Schritt zu halten.
    »Also zerstören sich diese Ousterleichen selbst, so wie wir es von Cybridleichen kennen«, sagte er. »Na und? Glauben Sie, der Senat oder das All-Wesen werden das als Beweis dafür ansehen, dass der Core hinter der Invasion steckt?«
    Gladstone seufzte. Das Gras sah weich und einladend aus. Sie stellte sich vor, wie sie sich niederlegte und ein Nickerchen machte, aus dem sie nie wieder erwachen musste. »Für uns ist es Beweis genug. Für die Gruppe.« Gladstone musste das nicht weiter ausführen. Seit den Anfangstagen im Senat hatten sie sich ihren Argwohn gegen den Core immer wieder bestätigt und ihre Hoffnung ausgedrückt, eines Tages frei von der Herrschaft der KIs zu sein. Als Senator Byron Lamia sie geführt hatte … Aber das war lange her.
    Morpurgo beobachtete, wie der Wind über die goldene Steppe strich. Eine seltsame Form von Kugelblitz leuchtete in den
Wolken am Horizont. »Na und? Wissen ist nutzlos, so lange wir nicht wissen, wo wir zuschlagen müssen.«
    »Wir haben noch drei Stunden.«
    Morpurgo sah auf sein Komlog. »Zwei Stunden und zweiundvierzig Minuten. Es ist kaum Zeit für ein Wunder, Meina.«
    Gladstone lächelte nicht. »Kaum Zeit für etwas anderes, Arthur.«
    Sie berührte den Diskey, worauf das Portal summend wieder erschien.
    »Was können wir tun?«, fragte Morpurgo. »Die KIs des Core weisen unsere Techniker gerade an diesem Todesstrahl ein. Das Schlachtschiff wird in einer Stunde bereit sein.«
    »Wir bringen sie zur Detonation, wo die Wirkung niemandem gefährlich werden kann«, sagte Gladstone.
    Der General blieb stehen und sah sie an. »Und wo, zum Teufel, soll das sein? Nansen hat gesagt, dass der Mechanismus einen tödlichen Radius von mindestens drei Lichtjahren hat, aber wie können wir ihm trauen? Wir zünden eine Waffe – über Hyperion oder sonstwo – und verurteilen das menschliche Leben möglicherweise überall zum Tode.«
    »Ich habe eine Idee, will aber noch einmal darüber schlafen« , sagte Gladstone.
    »Darüber schlafen ?«, knurrte General Morpurgo.
    »Ich werde ein kurzes Nickerchen machen, Arthur«, sagte Gladstone. »Ich würde vorschlagen, dass Sie dasselbe tun.« Sie ging durch das Portal.
    Morpurgo fluchte, rückte die Mütze zurecht und trat mit erhobenem Kopf, geradem Rücken und starrem Blick hindurch: ein Soldat, der zu seiner Hinrichtung marschiert.
     
    Auf der höchsten Terrasse des Berges, der sich etwa zehn Lichtminuten von Hyperion entfernt durch das All bewegte, saßen der Konsul und siebzehn Ousters auf flachen Steinen
in einem Kreis aus Steinquadern und berieten, ob der Konsul weiterleben würde.
    »Ihre Frau und Ihr Kind sind auf Bressia gestorben«, sagte Freeman Ghenga. »Im Krieg zwischen dieser Welt und dem Clan Moseman.«
    »Ja«, sagte der Konsul. »Die Hegemonie dachte, dass der ganze Schwarm in den Angriff verwickelt wäre. Ich habe nichts getan, sie von dieser Meinung abzubringen.«
    »Aber ihre Frau und ihr Kind wurden getötet.«
    Der Konsul sah über den Steinkreis hinaus zu dem Gipfel, der sich bereits wieder der Nacht zudrehte. »Na und? Ich erbitte keine Gnade von diesem Tribunal. Ich plädiere auf keinerlei mildernde Umstände. Ich habe Freeman Andil und die drei Techniker getötet. Habe sie mit Absicht getötet. Habe sie nur mit dem Ziel getötet, die Maschine auszulösen, die die Zeitgräber öffnen würde. Das hatte nichts mit meiner Frau und dem Kind zu tun!«
    Ein bärtiger Ouster, der, wie der Konsul hörte, als Sprecher Hullcare Amnion vorgestellt worden war, trat in den inneren Kreis. »Der Mechanismus war nutzlos. Er hat überhaupt nichts bewirkt.«
    Der Konsul drehte sich um, machte den Mund auf und klappte ihn ohne ein Wort zu sagen wieder zu.
    »Ein Test«, sagte Freeman Ghenga.
    Die Stimme des Konsuls war fast unhörbar. »Aber die Gräber haben … sich aufgetan.«
    »Wir wussten, wann sie sich öffnen würden«, sagte Coredwell Minmun. »Die Verfallsrate der Anti-Entropiefelder war uns bekannt. Der Mechanismus war nur ein Test.«
    »Ein Test«, wiederholte der Konsul. »Ich habe diese vier Menschen umsonst getötet. Ein Test!«
    »Ihre Frau und Ihr Kind sind durch die Hände der Ousters gestorben«, sagte Freeman Ghenga. »Die Hegemonie hat Ihre
Heimatwelt Maui-Covenant vergewaltigt. Ihr Handeln war innerhalb gewisser Parameter vorhersehbar. Darauf hat Gladstone sich

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