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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hinter ihm und das anschließende Dickicht schlossen diese Möglichkeit aus. Er wollte sich nicht von hinten aufschlitzen lassen, wenn er sich umdrehte. Auch nicht von unten, wenn er kletterte. Kassad wollte überhaupt nicht aus irgendeiner Richtung aufgeschlitzt werden.
    Er nahm die geduckte Haltung eines Messerkämpfers ein, die er seit den Straßenkämpfen in den Elendsvierteln von Tharsis nicht mehr angewandt hatte. Er überlegte sich, wie die Simulation wohl auf seinen Tod reagieren würde.
    Die Gestalt erschien hinter dem Ritter wie ein plötzlicher Schatten. Das Geräusch, als Kassads Streitaxt die gepanzerte Schulter des Mannes traf, hörte sich genau so an, als würde jemand die Haube eines EMV mit einem Vorschlaghammer bearbeiten.
    Der Franzose taumelte, drehte sich zu der neuen Bedrohung um und bekam einen zweiten Axthieb gegen die Brust. Kassads Retter hatte keinen harten Schlag; der Ritter fiel nicht. Er hob gerade das Schwert über den Kopf, als Kassad ihm die Schulter in die Kniekehlen rammte.
    Zweige brachen ab, als der Franzose stürzte. Der kleine Angreifer stand breitbeinig über ihm, drückte den Schwertarm mit einem Fuß auf den Boden und schlug mit der Axt mehrmals auf Helm und Visier. Kassad befreite sich aus dem Wirrwarr von Beinen und Zweigen, setzte sich auf die Knie des gestürzten Ritters und stieß das Messer durch Lücken in der Rüstung am Unterleib, den Flanken und den Unterarmen. Kassads Retter sprang beiseite, stellte beide Füße auf die Handgelenke des Ritters, und Kassad stolperte vorwärts, stieß in Ritzen, wo der Helm auf dem Schulterpanzer ruhte, und rammte das Messer zuletzt durch die Schlitze im Visier selbst.

    Der Ritter schrie, als die Streitaxt noch einmal auf ihn niedersauste und dabei fast Kassads Hand abhackte, während er die Messerklinge in den Visierschlitz rammte wie einen zehn Zoll langen Zelthering. Der Ritter bäumte sich auf, hob Kassad und sechzig Pfund Rüstung in einer letzten gewaltsamen Zuckung vom Boden hoch und sank dann schlaff zurück.
    Kassad rollte sich auf die Seite. Sein Retter brach neben ihm zusammen. Beide waren von Schweiß und dem Blut des Toten besudelt. Kassad betrachtete seinen Retter.
    Es war eine Frau. Sie trug Kleider, die denen Kassads nicht unähnlich waren. Einen Augenblick lagen sie beide nur da und schnappten nach Luft.
    »Alles … in Ordnung?«, brachte Kassad schließlich hervor. Plötzlich wurde ihm ihr Aussehen bewusst. Ihr braunes Haar war nach momentaner Mode im Weltennetz kurz. Kurz und so geschnitten, dass die längsten Strähnen vom Scheitel zwei Zentimeter links von der Stirnmitte bis über das rechte Ohr fielen. Es war ein Knabenhaarschnitt aus einer vergessenen Zeit, aber sie war kein Knabe. Kassad dachte, dass sie möglicherweise die schönste Frau war, die er je gesehen hatte: ein so perfekter Knochenbau, dass Kinn und Wangenknochen wohlgeformt, aber nicht zu spitz waren, große Augen, in denen Leben und Intelligenz funkelten, ein sanfter Mund mit weicher Unterlippe. Wie er so neben ihr lag, stellte Kassad fest, dass sie groß war – nicht so groß wie er, aber eindeutig keine Frau aus dem fünfzehnten Jahrhundert –, und er konnte selbst unter dem weiten Wams und der Pluderhose die Rundungen ihrer Hüften und Brüste ausmachen. Sie schien ein paar Jahre älter als Kassad zu sein, möglicherweise Ende zwanzig, aber daran dachte er kaum, als sie ihn mit ihren sanften, verlockenden, unendlich tiefen Augen ansah.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er noch einmal. Selbst er fand, dass sich seine Stimme seltsam anhörte.

    Sie antwortete nicht. Oder besser: Sie antwortete, indem sie mit ihren langen Fingern über Kassads Brust strich und die Lederschnüre entfernte, die die derbe Weste zusammenhielten. Ihre Hände fanden sein Hemd. Es war blutgetränkt und fast die ganze Vorderseite zerrissen. Die Frau riss es vollends auf. Sie drängte sich jetzt an ihn, berührte ihn mit Fingern und Lippen an der Brust und bewegte bereits die Hüften. Mit der rechten Hand griff sie nach seiner Hose und zog den Gürtel auf.
    Kassad half ihr, seine restlichen Kleidungsstücke auszuziehen, und entfernte ihre mit drei geschmeidigen Bewegungen. Unter der Bluse und der groben Stoffhose hatte sie nichts an. Kassads Hände glitten zwischen ihre Schenkel, hinter sie, umklammerten die Pobacken, zogen sie näher und widmeten sich wieder der feuchten, rauhen Stelle vorn. Sie öffnete sich ihm und presste den Mund auf seine Lippen. Irgendwie

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