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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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verloren sie trotz aller Bewegungen und allem Ausziehen nie den Hautkontakt. Kassad spürte, wie er sich in seiner Erregung an ihrem Unterleib rieb.
    Da rollte sie sich auf ihn, saß mit gespreizten Beinen auf seinen Lenden und sah ihm starr in die Augen. Kassad war noch nie so erregt gewesen. Er stöhnte, als sie mit der Hand sein Glied ertastete und es in sich einführte. Als er die Augen wieder aufschlug, bewegte sie sich langsam, hatte den Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen. Kassad glitt mit den Händen an ihren Seiten hinauf und bedeckte ihre perfekten Brüste. Er spürte die harten Brustwarzen an seinen Handflächen.
    Sie liebten sich. Kassad war mit seinen dreiundzwanzig Standardjahren einmal verliebt gewesen und hatte Sex schon viele Male genossen. Er glaubte, das Wie und Warum zu kennen. Bis zu diesem Augenblick hatte er nichts erlebt, das er seinen Kameraden während eines Truppentransports nicht
mit einem zotigen Spruch und einem Lachen hätte beschreiben können. Mit dem ruhigen Zynismus eines dreiundzwanzigjährigen Veteranen war er überzeugt, dass er niemals etwas erleben würde, das man nicht so beschreiben, so abtun konnte. Er irrte sich. Die Empfindungen der folgenden paar Minuten konnte er niemals hinreichend mit jemandem teilen; er sollte es auch nie versuchen.
    Sie liebten sich im plötzlichen Strahl Oktoberlicht auf einem Teppich aus Laub und Kleidungsstücken und einem Film aus Blut und Schweiß, der die süße Reibung zwischen ihnen ölte. Ihre grünen Augen sahen auf Kassad hinab, wurden etwas größer, als er anfing, sich schneller zu bewegen, und schlossen sich im selben Moment wie seine.
    Dann bewegten sie sich in einer Flut von Empfindungen gemeinsam, Empfindungen, die so alt und unausweichlich waren wie die Bahnen von Welten: Ihr Puls raste, ihr Fleisch pulsierte in seinem eigenen feuchten Rhythmus, ein weiteres, letztes Aufbäumen, die Welt schrumpfte zu einem Nichts zusammen  – und dann ließen sie, immer noch durch Berührung und Herzschlag und den abklingenden Kitzel der Leidenschaft vereint, das Bewusstsein wieder ins jeweilige Fleisch zurücksinken, während die Welt durch vergessene Sinne wieder einströmte.
    Sie lagen nebeneinander. Die Rüstung des Mannes berührte kalt Kassads linken Arm, ihr Schenkel warm sein rechtes Bein. Der Sonnenschein war eine Weihe. Verborgene Farben stiegen auf. Kassad drehte den Kopf und sah sie an, während ihr Kopf auf seiner Schulter lag. Erregung und herbstlicher Sonnenschein röteten ihre Wangen, ihr Haar berührte seinen Oberarm wie Kupferdrähte. Sie krümmte einen Schenkel über seine Beine, und Kassad spürte den Uhrwerkmechanismus neuerlichen Verlangens. Die Sonne schien ihm warm ins Gesicht. Er schloss die Augen.

    Als er aufwachte, war sie fort. Er war sich sicher, dass nur Sekunden verstrichen waren, bestimmt nicht mehr als eine Minute, aber der Sonnenschein war dahin, die Farben aus dem Wald herausgeflossen, ein kühler Abendwind strich durch die kahlen Äste.
    Kassad zog die zerrissenen, vor Blut steifen Kleidungsstücke an. Der französische Ritter lag starr und reglos in der achtlosen Pose des Todes. Er schien bereits zu zerfallen, ein Bestandteil des Waldes. Von der Frau war keinerlei Spur zu sehen.
    Fedmahn Kassad hinkte durch den Wald, die abendliche Dämmerung und einen plötzlichen kalten Nieselregen zurück.
    Auf dem Schlachtfeld befanden sich noch Menschen, lebende und tote. Die Toten lagen da wie die Zinnsoldaten, mit denen Kassad als Kind gespielt hatte. Verwundete zogen langsam mit Unterstützung von Kameraden ab. Hie und da schlichen verstohlene Gestalten zwischen den Toten herum, und nahe dem gegenüberliegenden Waldrand beratschlagte eine Gruppe Geschichtsschreiber – Franzosen und Engländer gleichermaßen – mit viel Getue und Gesten. Kassad wusste, sie mussten sich auf einen Namen für die Schlacht einigen, damit ihre jeweiligen Aufzeichnungen übereinstimmten. Er wusste auch, dass sie sich auf den Namen des nächstgelegenen Schlosses einigen würden, Agincourt, obwohl es weder strategisch noch in den Kampfhandlungen eine Rolle gespielt hatte.
    Kassad glaubte immer mehr, dass dies gar keine Simulation war, dass sein Leben im Weltennetz ein Traum und dieser graue Tag die Wirklichkeit sein musste, als plötzlich der ganze Schauplatz erstarrte und die Umrisse von menschlichen Gestalten, Pferden und dem dunklen Wald so durchscheinend wie ein verblassendes Holo wurden. Und dann wurde Kassad aus dem

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