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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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daß es ihm nicht gut geht!«
    »Und deswegen soll ich mich als Diebin beschimpfen lassen?«
    »Nein, natürlich nicht, aber du könntest aufhören, Öl ins Feuer zu gießen.«
    Damienne schüttelte unwillig den Kopf. Sie war nicht bereit, klein beizugeben. »Auf jeden Fall war jemand an unseren Vorräten - und ich war es nicht!«
    »Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß es Henri war.«
    Damienne runzelte die Stirn und gab dann zögernd zu: »Ja, eigentlich ergibt es keinen Sinn. Er hätte sie nicht stehlen müssen - niemand hätte etwas dagegen gehabt, daß er sich von den Beeren nimmt. Die Erntezeit ist noch nicht vorüber.«
    Die beiden Frauen schwiegen nachdenklich. Dann sagte Damienne: »Ich weiß, du wirst mir jetzt die Augen auskratzen, aber wenn Frauen schwanger sind, dann bekommen sie manchmal ungehemmte Lust auf bestimmte Speisen ...«
    Marguerite sah sie an: »Ich war es ganz bestimmt nicht!«
    »Natürlich nicht, verzeih bitte, es war nur ein Gedanke.«
    Damit war die Diskussion beendet, aber die Frage, wer die Beeren genommen hatte, blieb ungeklärt.
    Die folgenden Tage und Wochen waren nicht leicht für Marguerite. Es wurde immer schwieriger mit Henri. Es gab Tage, an denen er sich so oft wie möglich auf seinen Hügel zurückzog und nur Zeit mit ihnen verbrachte, wenn es unbedingt sein mußte. Dann kamen wieder Tage, an denen er regelrecht anhänglich war und Marguerite nicht von der Seite weichen wollte. Manchmal nannte er sie dann »Mutter«, was sie gar nicht gern hörte, aber dann lachte er - und sie war so froh, wenn er lachte! Das waren die guten Tage. Aber davon gab es immer weniger.
    Seit der Sache mit den Beeren redeten Damienne und Henri nur noch miteinander, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ. Sie gingen sich aus dem Weg und sahen einander nicht in die Augen, wenn sie sich begegneten. Marguerite versuchte, den beiden gut zuzureden, aber sie erreichte nichts. Dann, wieder einige Tage später, geschah es erneut: Ihr Vorratslager, das sie gerade am Vortag mit frischen Beeren aufgefüllt hatten, war leer geräumt.
    Diesmal blieben Beschuldigungen aus. Sie fanden am Boden einige verstreut liegende Beeren und dazwischen kleine Abdrücke von Pfoten.
    »Also doch ein Tier!«, triumphierte Damienne.
    »Aber wie ist es dort hinaufgelangt?«, fragte Marguerite verblüfft.
    »Vielleicht ist es eine Art Marder. Die Fußabdrücke sehen jedenfalls ganz ähnlich aus«, sagte Henri.
    »Können die denn so gut klettern?«
    »Diese hier scheinen es zu können«, sagte Henri.
    Sie trafen zusätzliche Vorkehrungen, um ihre Vorräte zu sichern. Sie konnten es sich nicht leisten, auch nur eine einzige Beere wieder herzugeben. So verschlossen sie das Erdloch mit einem passenden Stein und legten sich in den kommenden Nächten hinter dem Fensterloch ihrer neuen Hütte auf die Lauer.
    Drei Nächte warteten sie vergeblich, aber dann, in der vierten Nacht, stieß Henri Marguerite an. Sie schreckte hoch - sie mußte eingeschlafen sein. Henri legte seinen Finger auf die Lippen. Marguerite nickte und spähte hinaus. Sie hörte es, bevor sie es sah. Im Busch, der ihr Vorratslager beschattete, raschelte es. Dann sah sie eine kleine schwarze Gestalt, die geschickt einen der dünnen Äste hinabkletterte. Marguerite staunte - offenbar hielt sich das Tier mit seinem Schwanz am Ast fest! Es ließ sich hinab, schlug geschickt den kleinen Fellvorhang zur Seite und steckte den Kopf ins Vorratsloch.
    Henri schlug Feuerstein und Zunder für die Arkebuse. Das Tier hatte das Geräusch gehört und zog nun den Kopf aus dem Loch. Unruhig blickte es sich um. Jetzt flammte die Lunte auf. Henri hob die Arkebuse - aber er war zu langsam. Das Tier ließ sich zu Boden fallen. Henri Schoß, aber er verfehlte sein Ziel und der Beerendieb huschte unbeschadet über die Wiese davon.
    Henri unterdrückte einen Fluch.
    »Was für ein seltsames Wesen«, sagte Marguerite.
    Damienne hatte hinten in der Hütte tief und fest geschlafen und war erst durch den lauten Schuß aufgeschreckt.
    »Habt ihr es erwischt?«, fragte sie schlaftrunken.
    »Nein, dieses Mal nicht«, erwiderte Henri knapp.
    »Hätte mich auch gewundert«, murmelte Damienne, drehte sich um und schlief weiter.
    Am nächsten Morgen besprachen sie die Sache. Henri sah ein, daß sie das Tier mit der Büchse kaum erwischen würden. Sie opferten eine ihrer Reusen und bauten sie zu einer einfachen Falle um. Ein paar Beeren sollten das Tier anlocken, dabei würde es einen kleinen Stab

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