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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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umwerfen, der die mit Steinen beschwerte Reuse oben hielt. Die Falle würde zuschnappen.
    Das Tier ließ sich jedoch in den folgenden Nächten nicht mehr blicken.
    Marguerite und Henri gingen in diesen Tagen oft gemeinsam auf die Jagd. Manchmal kamen sie mit einem oder zwei Dämonenhühnern zurück, manchmal wagten sie sich auch weiter in den Wald hinein. Aber sie gingen nie viel weiter als bis zu der Stelle, an der sie den ersten Elch erlegt hatten.
    Sie brauchten gut dreieinhalb Stunden, um die Elchfelsen - so hatten sie die Stelle getauft - zu erreichen. Rechnete man Pause und Rückweg hinzu, war man gut und gerne sieben Stunden unterwegs. Es war unsinnig, weiter nördlich jagen zu gehen, denn dann würde es schwierig, vor der Dämmerung wieder zu Hause zu sein, vor allem jetzt, wo Marguerite schwanger war.
    Es gab allerdings noch einen anderen Grund. Als sie einmal weiter nach Norden gingen, hörten sie plötzlich für einen kurzen Moment Stimmen. Es waren nicht die hohen, unwirklichen Stimmen, die sie seit ihrer Ankunft auf der Insel quälten. Dieses Stimmen waren ganz anderes. Es war ein tiefes Raunen und Stöhnen aus vielen rauhen Kehlen, fast als litte jemand Schmerzen. Es dauerte nur wenige Sekunden. Das Geräusch war leise und wurde schnell übertönt, als der Wind in den Blättern des Waldes rauschte. Sie blieben stehen, lauschten, aber das Geräusch kam nicht wieder.
    »Sicher nur ein paar alte Bäume, die im Wind knarren«, sagte Henri.
    »Ja«, sagte Marguerite.
    Dennoch waren sie sich einig, nicht weiter in den Norden vorzudringen. Sie wagten es einfach nicht. Sollte ihnen eben verborgen bleiben, was dort im Norden auf sie lauerte.
    Mitte August wurde das Wetter schlechter, die Nächte wurden kalt und die Tage regnerisch. Also verließen sie ihre alte Hütte und siedelten über in ihr neues Heim. Sie bestätigten einander, wie gemütlich und fast gar nicht mehr feucht es war - was eine gewisse Fähigkeit zur Selbsttäuschung erforderte.
    Die Feuerstelle war noch nicht so ohne Weiteres benutzbar. In das Loch in der Decke, durch das der Rauch abziehen sollte, regnete es hinein. Das Holz wurde naß und qualmte stark - so stark, daß der Rauch nicht mehr abzog. So mußten sie wieder eine Regennacht in ihrer Laubhütte verbringen, weil sie in ihrer neuen Hütte fast am Qualm erstickt wären.
    »Wie konnte ich das vergessen«, schimpfte Damienne über sich selbst, als ihr die einfachste aller Lösungen für ihr Problem einfiel: Sie setzten ein zweites, kleines Holzdach über ihren Rauchabzug - und schon regnete es nicht mehr hinein. Etwas später fanden sie im Bachbett sogar mehrere flache und große Steine, die sie rund um die Feuerstelle an die Wand legten. Jetzt lebten sie nicht mehr ständig in der Sorge, daß ihre Hütte Feuer fangen könnte. Dann entdeckte Damienne, daß man solche Steine auch sehr gut nutzen konnte, um darauf Fisch oder Brot zu backen. Das war nach all den Wochen, in denen die Hauptmahlzeiten stets gegrillt gewesen waren, eine höchst willkommene Abwechslung. »Jetzt fehlt uns nur noch ein Topf zum Glück«, meinte Damienne.
    Zu Marguerites Glück hätte es schon beigetragen, wenn ihr nicht jeden Morgen so furchtbar übel gewesen wäre. Sie mußte sich fast täglich übergeben.
    »Das ist völlig normal«, behauptete Damienne.
    Marguerite hatte daran ihre Zweifel, aber Damienne mußte es ja wissen. »Dir war also auch immer so schlecht?«, fragte Marguerite, als sie sich wieder einmal besonders elend fühlte.
    »Nein, ich habe mich die ganze Zeit eigentlich wohlgefühlt, wie ein Fisch im Wasser. Aber ich war da wohl eine Ausnahme. Den anderen Frauen, die ich kannte, denen war ständig schlecht, wenn sie schwanger waren. Warte ab, vielleicht kommt es noch schlimmer.«
    »Na, vielen Dank, du machst mir Mut«, sagte Marguerite matt.
    »Aber vielleicht hast du auch Glück und dir geht es bald besser.«
    Doch Marguerite fühlte sich weiterhin jeden Morgen hundeelend .
    Eines Nachts erwachte Marguerite, weil sie dicht bei der Hütte ein wütendes Fauchen hörte. War das ein Angriff? Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Aufgeregt weckte sie Henri: »Die Falle! Unsere Falle hat zugeschnappt!«, rief sie.
    »Welche Falle?«, fragte Henri, der nur langsam wach wurde, verwirrt.
    »Das Tier, das unsere Vorräte stiehlt!«
    Jetzt verstand auch Henri. Er sprang auf und schnappte sich zwei ihrer Jagdspeere. Marguerite entzündete eine Fackel. Damienne bekam von alldem nichts mit, sondern

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