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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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der Feind sich im Wald versteckt und nur aus dem Hinterhalt angreift, Monsieur! Wir sind hier nicht in Europa! Die Männer waren tapfer, aber es war aussichtslos!«
    »Wir werden sehen, Monsieur Cartier, wir werden sehen. Ich denke, diese Wilden werden unseren vereinten Kräften nichts entgegenzusetzen haben.«
    Cartier legte den Kopf leicht schräg und sah de Roberval an, als sähe er ihn zum ersten Mal. Dann sagte er ganz ruhig: »Ich habe nicht die Absicht, noch einmal dorthin zurückzukehren.«
    »Das war keine Bitte, Cartier«, polterte de Roberval. »Ihr vergeßt, mit wem Ihr sprecht!«
    »Keineswegs, Monsieur de Roberval. Und wenn Ihr der König selbst wäret - ich würde nicht umkehren. Das Unternehmen ist unter den gegenwärtigen Umständen aussichtslos.«
    »Monsieur Cartier, Ihr seid kurz davor, Euch der Meuterei und des Hochverrats schuldig zu machen!«
    Cartiers Stimme zitterte, als er antwortete: »Nein, Monsieur, ich handele stets im Interesse Frankreichs und der mir anvertrauten Menschen. Es ist besser, jetzt zurückzukehren, denn ... Monsieur, wir kehren nicht mit leeren Händen zurück.«
    Bei diesen Worten hob er den kleinen Beutel an, den er in der Hand hielt.
    »Was habt Ihr da?«
    »Ich würde es vorziehen, es Euch in Eurer Kabine zu zeigen.«
    De Roberval sah sein Gegenüber quälend lange an, ohne etwas zu sagen. Dann gab er sich einen Ruck: »Gut, gehen wir in meine Kajüte. Kapitän de Xaintonge, begleitet uns bitte.«
    Die drei Männer verschwanden unter Deck.
    »Was mag nur in dem Beutel sein, Damienne?«, fragte Marguerite.
    »Ich wollte, ich wüßte es. Vielleicht Gold? Juwelen? Es muß wertvoll sein.«
    In der Kapitänskajüte der Anne legte Cartier den Beutel auf den Kartentisch und öffnete ihn. Es fielen einige glitzernde und schimmernde Kiesel heraus.
    De Robervals Stimmung änderte sich schlagartig. Er riß einen der Brocken an sich und betrachtete ihn. »Ihr habt Gold gefunden?«
    »Kein Zweifel«, sagte Cartier.
    Kapitän de Xaintonge nahm ebenfalls eines der Steinchen auf.
    »Und das hier?«, fragte er.
    »Diamant, Kapitän, Diamant!«
    »Seid Ihr wirklich sicher?«
    »Einer unserer Männer ist Metallurg und Münzer. Er verwettet sein Leben darauf.«
    »Fantastisch, Cartier, ganz fantastisch! Dann haben wir gefunden, was wir suchen. Edelsteine, Gold - ein Grund mehr, die Kolonie nicht aufzugeben, Monsieur«, sagte de Roberval. Er sagte ganz selbstverständlich »wir«, obwohl er selbst mit dem Fund nichts zu tun hatte.
    »Gesetzt den Fall, wir bleiben, und wir schaffen es tatsächlich, die Vorkommen auszubeuten, was ich aufgrund unserer bescheidenen Mittel bezweifle«, entgegnete Cartier, dem die Formulierung wohl aufgefallen war, »wären wir doch zu schwach, sie zu verteidigen, Messieurs. Wir werden kaum mit den Wilden fertig! Aber was, wenn die Spanier oder Engländer von diesem Fund erfahren? Ein einziges Kriegsschiff könnte unserem kleinen Unternehmen den Garaus machen.«
    »Euer Vorschlag, Monsieur Cartier?«, fragte de Roberval kühl.
    »Wir kehren um und präsentieren unseren Erfolg dem König. Mit diesen Gesteinsproben sollte es uns gelingen, ihn vom Wert der Kolonie zu überzeugen und mit mehr Soldaten und Kriegsschiffen für den Schutz der Kolonie zurückzukommen.«
    »Monsieur, ich stimme Euch zu, daß diese Proben den König vom Wert der Kolonie überzeugen können«, antwortete de Roberval langsam, »dafür muß es allerdings auch eine Kolonie geben! Wir können nicht bei der ersten Schwierigkeit aufgeben! Sonst übergibt der König die Leitung dieses Unternehmens vielleicht einem anderen, entschlossenerem Mann.«
    »Und Ihr seid sicher, daß die Proben gut sind?«, fragte de Xaintonge erneut. Er wog die einzelnen Steine in der Hand. »Sie scheinen für Gold recht leicht zu sein.«
    »Es sind nur Proben von der Oberfläche, Kapitän. Wir vermuten große Vorkommen weiter in der Tiefe.«
    »Vermutungen«, sagte der Kapitän gedehnt.
    »In diesem Fall teile ich die Ansicht von Monsieur Cartier«, sagte de Roberval schnell. »Allerdings sehe ich darin nur einen Grund mehr, die Kolonie aufzubauen.«
    Er richtete sich auf: »Messieurs, meine Entscheidung steht fest. In gewisser Weise ist es sogar ein Glück, daß Ihr mit Euren Schiffen hier seid, Monsieur Cartier, denn das gibt uns die Möglichkeit, diese Küsten weiter zu erforschen.«
    »Was meint Ihr?«, fragte Cartier knapp.
    »Nun, wir haben acht Schiffe. Ich schlage vor, daß wir die Flotte teilen.«
    »Teilen?«,

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