Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
ich für Euch tun?«
    »Habt Ihr Befehle für die Nacht, Kommandant?«
    »Nein, keine Befehle, de Pousier. Habt heute Nacht nur ein besonderes Augenmerk auf die Sträflinge, damit sie uns nicht von Bord gehen! Doch wie ich Eure Umsicht kenne, habt Ihr das schon veranlaßt.«
    »Natürlich, Kommandant«, log de Pousier. »Keine weitere Order?«
    De Roberval lehnte sich zurück. Ihm dämmerte, daß de Pousier nicht hier war, um sich Befehle abzuholen. Irgend etwas anderes mußte ihn beschäftigen. Normalerweise hätte er ihn vielleicht auflaufen lassen, doch er war in guter Stimmung und bereit herauszufinden, was den Hauptmann bedrückte. Er kannte dessen Umständlichkeit gut genug, um zu wissen, daß es durchaus dauern konnte, bis der mit seinem eigentlichen Anliegen herausrücken würde. Also beschloß er, die Angelegenheit abzukürzen: »Was ist los mit Euch, Hauptmann? Ihr seht aus wie drei Tage Regenwetter.«
    »Nun, die Anspannung, Kommandant, die Anspannung, so kurz vor dem Ziel, und die Verantwortung, die auf mir ... natürlich noch weit mehr auf Euch, aber doch auch zu einem bescheidenen Anteil auf mir lastet ... mag die Ursache dafür sein, daß ich bedrückt wirken könnte, was ich nicht hoffe, denn es wäre mir zuwider, meiner Umgebung irgendwie zur Last zu fallen durch .«
    De Roberval schnitt ihm das Wort ab: »Ich glaube, da ist noch etwas anderes, de Pousier, etwas Privateres, habe ich recht?«
    Daß de Pousier Madame Lafleur vergebens den Hof machte, war längst im ganzen Schiff bekannt und der Hauptmann beliebte Zielscheibe allgemeinen Spotts. De Roberval fragte sich allerdings, ob der Hauptmann es wirklich wagte, damit ausgerechnet zu ihm zu kommen.
    »In der Tat, Kommandant, es sind private Dinge, die mich bekümmern - und auch wiederum nicht-private, denn ich fürchte, daß langfristig auch die Disziplin an Bord unter dieser unseligen Geschichte leiden könnte, wenn sie sich wirklich so darstellt, wie ich vermeine, mit gutem Grund anzunehmen . dürfen . muß.«
    De Roberval versuchte, den Bandwurmsätzen des Hauptmanns das Wichtigste zu entnehmen.
    »Die Disziplin?«, fragte er.
    »Ja, Kommandant, denn ich denke, daß ich in meinem Fall zu Recht Beschwerde erhebe gegen ein Mitglied Eures Haushalts, welches meine Autorität bei meinen mir anvertrauten Untergebenen zu unterminieren sucht.«
    »Meines Haushalts?«
    »Nun, wie Ihr vielleicht bemerkt habt oder vielleicht auch nicht, hat Madame Lafleur, die Hausdame Eurer geschätzten Nichte, in mir zarte Hoffnungen und Gefühle erweckt, von denen ein alter Soldat wie ich in normalen Fällen nicht zu reden pflegt. Wenn ich es dennoch tue, so nur deshalb, weil meine Gefühle - hier gleichwohl mit Füßen getreten - doch nur eine untergeordnete Rolle im großen Ganzen . besonders bezüglich der Ordnung und der Disziplin, äh, spielen.«
    De Roberval verlor allmählich die Geduld. Wenn dieser Schafskopf von der Lafleur einen Korb bekommen hatte, war das nun wirklich nicht sein Problem! Ebensowenig, daß er sich damit zum Gespött der ganzen Mannschaft machte.
    »Bedaure, Hauptmann, ich kann nicht erkennen, daß Eure Angelegenheit die Disziplin an Bord berührt.«
    »Nun ... Verzeiht, vielleicht drücke ich mich nicht klar genug aus. Jedoch komme ich nun zu dem Punkt, der Euch interessieren muß . denn ich habe den Verdacht, daß Madame Lafleur meine Gunst nur zu erwerben suchte, um ihrerseits einen Favoriten an Bord zu bringen und ihm alle möglichen Annehmlichkeiten zu bescheren. Namentlich meine ich den Leutnant Fourraine, mit dem ich sie oft, jedoch stets auf Heimlichkeit bedacht, habe sprechen sehen. Ich muß daher annehmen, daß Madame Lafleur eine unschickliche Affäre mit dem Leutnant unterhält - ein Fall, der Euer Gnaden Kommandant sehr wohl interessieren sollte, wie ich in meiner Bescheidenheit annehmen möchten muß.«
    De Roberval starrte den Hauptmann an. Versuchte er ihm allen Ernstes einzureden, die fromme und so knochentrockene Damienne Lafleur habe eine Affäre mit einem Leutnant, der ihr Sohn sein könnte?
    Er mußte an sich halten, um nicht laut loszulachen: »Um Himmels willen, Mann, wie kommt Ihr denn auf diesen abwegigen Gedanken?«
    Der Hauptmann kramte in der Tasche seines Wamses und zog ein Blatt Papier heraus. Er hatte sich Notizen gemacht, die er nun dem staunenden de Roberval vorlas.
    »Punkt eins: Madame Lafleur hat sich vor der Reise dafür stark gemacht, daß der Leutnant Fourraine an Bord der Anne segeln sollte, und sich zu

Weitere Kostenlose Bücher