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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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fragte Cartier, mehr verblüfft als skeptisch.
    »Ja, wir schicken zwei Schiffe die Küste entlang nach Süden, um die unbekannte Küste zu erforschen und Nachrichten zu sammeln. Vielleicht erhalten wir weitere Hinweise auf die goldenen Reiche, von denen die Eingeborenen sprechen. Zwei Schiffe werden wir nach Norden schicken. Sie sollen Baccalaos umrunden und kartieren. Dann haben wir den Beweis, daß es wirklich eine Insel ist, und für den Kriegsfall eine zweite, geheime Seeroute nach Frankreich. Die anderen Schiffe segeln unter meinem Kommando und dem von Monsieur Cartier nach Stadacona und errichten die Kolonie.«
    »Es ist strategisch nicht klug, die Flotte zu teilen und zu schwächen, Monsieur«, wandte Cartier ein.
    »Monsieur, von Strategie versteht Ihr nicht genug, um meine Entscheidungen zu kritisieren. Mein Entschluß steht fest. Eure Schiffe sollen sich heute und meinethalben auch morgen früh noch hier mit Vorräten versorgen. Spätestens morgen Mittag brechen wir auf.«
    »Ich wiederhole, daß ich dieses Unternehmen für sinnlos halte. Nicht nur sinnlos - es ist geradezu selbstmörderisch!«
    »Monsieur Cartier, meine Befehle stehen nicht zur Debatte! Am besten, Ihr kehrt gleich auf Euer Schiff zurück und gebt die notwendigen Anweisungen.«
    Cartier sah ihn mit zusammengebissenen Zähnen an. Er schluckte, dann sagte er: »Wie Ihr befehlt, Monsieur.«
    Er griff nach seinem Beutel, doch de Roberval legte schnell die
    Hand darauf: »Laßt das nur hier, Monsieur, ich will das heute Abend noch ein wenig begutachten.«
    Cartier zögerte einen Moment, dann nickte er: »Natürlich, Monsieur. Jetzt entschuldigt mich, ich muß zurück auf mein Schiff.«
    De Roberval nickte und Cartier machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Kabine. Als er schon fast in der Tür war, fragte de Roberval: »Gebt Ihr und Eure Kapitäne uns heute Abend die Ehre einer gemeinsamen Feier anläßlich unseres Wiedersehens?«
    Cartier zögerte einen Augenblick, dann sagte er: »Ich danke Euch für die Einladung, doch wenn wir unsere Vorbereitungen morgen früh abgeschlossen haben wollen, bleibt für ein Festmahl leider keine Zeit. Wir können das später nachholen.«
    »Nun gut, wie Ihr meint, Monsieur«, sagte de Roberval frostig. Es war eine Beleidigung, die Einladung auszuschlagen, aber de Roberval konnte ihn kaum zwingen. Cartier stieg in sein Boot und gab seinen Leuten mit einem Kopfnicken das Zeichen zum Ablegen. Äußerlich wirkte er gefaßt, doch innerlich kochte er. Mochte de Roberval die Gesteinsproben behalten! Er hatte noch mehr davon. Und nicht nur das, er hatte auch einen Plan.
    De Roberval überließ die weiteren Organisationsaufgaben an Bord Kapitän de Xaintonge. Er saß am Schreibtisch und spielte gedankenverloren mit den schimmernden Gesteinen. Gold und Diamanten! Es war unfaßbar, wie greifbar nahe der Erfolg war. Und dennoch stand das Unternehmen auf Messers Schneide, das spürte er. Er würde sich nicht nur mit Wilden und Sträflingen herumschlagen müssen, sondern auch mit einem widerspenstigen Cartier.
    Es war ihm unbegreiflich, wieso der Bretone die Siedlung aufgegeben hatte. Natürlich würde man sich mit einigen Widrigkeiten herumschlagen müssen, aber ein entschlossener Mann konnte alle Schwierigkeiten meistern!
    Ein Schiff würde er in die Heimat senden. Wenn der König Beweise dafür in der Hand hielt, daß es hier Gold und Edelsteine gab, wäre die weitere Unterstützung gesichert.
    De Roberval musterte den Stein in der Hand. Er glitzerte an einigen Stellen matt golden. Dieses Glitzern würde ihn reich machen, ihn, den Vizekönig des neuen Frankreich. Mit einem Schlag würden all seine Feinde verstummen. In weniger als einem Jahr würde er zu den mächtigsten Männern Frankreichs gehören. Und nicht nur das: Wenn er klug handelte, konnte er seine Nichte mit einem Prinzen königlichen Geblüts verheiraten, auch wenn die Auswahl da eher dünn war. Die Familie de La Roque, und vor allem der Zweig de Roberval, würde nahe, sehr nahe an den Thron heranrücken - und das alles nur dank einiger goldschimmernder Steine und Diamanten. De Roberval lächelte.
    Es klopfte. De Roberval steckte die Steine in ihren Beutel zurück. Es sollten noch nicht zu viele Menschen an Bord davon erfahren. Sorgsam wischte er sogar die Krümel mit der Hand in den Beutel und verschloß ihn. Erst dann sagte er: »Herein.«
    Es war Hauptmann Victor de Pousier. »Ich hoffe, ich störe nicht?«
    »Nein, de Pousier, keineswegs. Was kann

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