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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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ruhig werden ließ.
    Er atmete einmal tief ein, dann sagte er: »Schickt Nachricht an de Lacq und de Sauveterre. In einer halben Stunde Besprechung in meiner Kajüte!«
    »Jawohl, Kommandant«, sagte de Xaintonge.
    De Roberval ging wieder unter Deck. Er mußte die Situation durchdenken. Er spürte die Kraft, die ihm der kalte Zorn gab. Er würde mit der Situation fertig werden, er würde den Kampf annehmen und ihn durchstehen - oder dabei vor die Hunde gehen.
    Auf dem Weg zu seiner Kabine begegneten ihm Marguerite und Damienne - beide ebenso aufgeregt wie das übrige Schiff.
    »Guten Morgen, Monsieur«, grüßten die beiden Frauen fast gleichzeitig.
    De Roberval würdigte Damienne keines Blickes und auch seine Nichte sah er nur für einen kurzen Moment an. Sie sah blaß und übernächtigt aus. Er nickte ihr knapp zu und verschwand in seiner Kabine.
    Marguerite hatte ihm in die Augen gesehen. Ihr wurde kalt.
    Eine halbe Stunde später versammelten sich de Roberval und seine Kapitäne am Kartentisch in der Kajüte.
    »Wie es aussieht, hat es Monsieur Cartier vorgezogen, sich wie ein Dieb in der Nacht davonzustehlen, anstatt sich den kommenden Herausforderungen zu stellen«, begann de Roberval.
    Niemand sagte etwas.
    »Ihre Meinung, Messieurs?«
    »Wir sollten diesen feigen Hund fangen und auspeitschen lassen, das ist meine Meinung«, murmelte de Sauveterre.
    »Wir wissen nicht, wie lange sie schon fort sind. Auf jeden Fall erscheint es mir sinnlos, sie verfolgen zu wollen. Wozu auch? Sollen wir eine Seeschlacht mit unseren eigenen Landsleuten schlagen?«, fragte de Xaintonge.
    »Sie würden nicht wagen, Widerstand zu leisten!«
    »Sie müssen nur ein paar Grad nach Süden oder Norden von der üblichen Route abweichen und wir finden sie nie! Nein, sie zu jagen, wäre Zeitverschwendung«, bekräftigte de Xaintonge.
    »Ach, dann lassen wir sie eben segeln! Der feige Hund wäre uns ohnehin keine Hilfe gewesen«, entgegnete de Sauveterre.
    »Aber die Soldaten und ihre Waffen hätten wir gut gebrauchen können«, wandte de Lacq ein. »Und ohne Cartiers Leute wird es sehr schwer werden, sich in der Wildnis zu behaupten.«
    »Wir werden das Unternehmen auf keinen Fall aufgeben«, sagte de Roberval ruhig.
    Die Kapitäne schwiegen. Niemand hatte davon gesprochen aufzugeben, aber der Gedanke stand natürlich im Raum. Cartier war vor einem Jahr mit fast eintausend Mann aufgebrochen - und gescheitert. Sie selbst waren nur knapp dreihundert.
    »Auf jeden Fall können wir nicht so weitermachen wie geplant«, sagte de Xaintonge.
    »Nein? Was hat sich denn geändert?«, fragte de Roberval. »Wir sind weniger, aber glaubt einem alten Soldaten, Messieurs: Es kommt nicht auf die Zahl allein an! Die Situation bringt sogar einige Vorteile mit sich: Wir müssen die Vorräte mit weniger Leuten teilen, und wir haben keine unzuverlässigen Elemente mehr unter uns, die uns ohnehin bei erster Gelegenheit im Stich gelassen hätten, wie Monsieur Cartier eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Nein, ohne diesen Verräter sind wir vielleicht sogar besser dran! Und deshalb sehe ich wenig Anlaß, Kapitän de Xaintonge, von unseren ursprünglichen Plänen abzuweichen.«
    »Ihr wollt die Flotte immer noch teilen?«, fragte de Xaintonge ungläubig.
    »Ja, Kapitän, dabei bleibt es. Ihr werdet, wie geplant, die Leche-Fraye übernehmen, gen Süden segeln und die unbekannte Küste in Richtung Florida erforschen. De Sauveterre, Ihr übernehmt hier auf der Anne das Kommando. Wir werden gemeinsam mit der Valentine nach Norden segeln, die Insel umrunden und dabei die Küsten kartieren. Ich nehme an, daß wir vor Euch in Stadacona eintreffen, de Xaintonge. Dann sehen wir schon, ob Cartiers Lager brauchbar ist. Ich habe allerdings Zweifel daran, denn Cartier ist ein Feigling und kein Soldat. Wir werden vermutlich ein neues befestigtes Lager anlegen müssen, und dann werden wir feststellen, ob uns diese Wilden etwas anhaben können.«
    Vier Stunden später lichtete die Flotte Anker und verließ die Bucht von Saint-Jean. Die Leche-Fraye drehte nach Süden ab, während de Roberval für die Valentine und die Anne Kurs nach Norden befahl.
    Es war ein sonniger Tag mit hohen weißen Wolken. Möwen umschwirrten die Schiffe und Marguerite saß in ihrer Kajüte vor dem Fenster und sah die Leche-Fraye immer kleiner werden. Schließlich war sie nur noch ein heller Punkt, der bald hinter dem Horizont verschwand.
    Der Atlantik wiegte die Anne mit ruhigem, gleichmäßigem

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