Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
sie!«, rief in diesem Moment der Ausguck vom Mast herab.
    Und wirklich: In diesem Augenblick tauchten die Männer wieder am Ufer auf. Von Wilden oder Dämonen schienen sie nicht verfolgt zu werden, denn sie hatten es nicht besonders eilig.
    Ruhig und stetig ruderten sie zurück. An Deck wurden sie aufgeregt und neugierig von den Kameraden empfangen. Sie waren nicht mit leeren Händen gekommen, sondern hatten einige große Vögel geschossen, wie sie die Männer noch nie gesehen hatten.
    »Nun, Kapitän, euer Bericht?«, rief de Roberval vom Achterdeck mit schneidender Stimme in den allgemeinen Lärm.
    De Sauveterre lachte gutgelaunt: »Es ist eine prächtige Insel für die Jagd, Kommandant. Es gibt Wälder und jede Menge Wild.«
    Zum Beweis hielt er einen der geschossenen Vögel hoch.
    »Wir haben auch eine Art Hirsch gesehen, aber unser Jacques hier hat ihn verfehlt!«
    Normalerweise hätte der Erwähnte sicher eine Menge Spott geerntet, doch die Mannschaft blieb ruhig.
    »Es gibt dort einen Bach«, fuhr de Sauveterre fort, »und da scheint es von Fischen nur so zu wimmeln.«
    De Sauveterre drückte Jacques den Vogel in die Hand: »Bestell dem Koch einen schönen Gruß - ich will heute einen saftigen Braten essen!«
    De Roberval winkte den Kapitän zu sich heran. Während die Mannschaft die Männer aus dem Boot mit Fragen bedrängte, nahm der Kommandant seinen Kapitän auf dem Achterdeck zur Seite.
    »Habt Ihr Anzeichen gefunden, daß dort Wilde oder andere Menschen hausen?«, fragte er leise.
    »Nein, Kommandant, nichts dergleichen. Aber die Insel ist recht groß. Nach Norden hin scheint sie rauher zu werden.«
    »Aber es könnten dort Menschen leben?«, fragte de Roberval.
    De Sauveterre zögerte. Worauf wollte der Kommandant hinaus? Schließlich sagte er: »Die Insel hat eine gute Lage, sie scheint unbewohnt, aber reich an Wildbret und Fisch. Für eine Kolonie ist sie wohl zu klein. Ich habe auch keinen guten Hafen gesehen. Ein Fort oder ein Außenposten - zehn oder zwanzig Mann, das könnte gehen. Allerdings ...«
    »Ihr zögert? Heraus damit!«
    »Es ist etwas Seltsames an dieser Insel. Schwer zu erklären, Kommandant, aber es liegt dort etwas in der Luft. Ein- oder zweimal war mir, als hätte ich . Stimmen gehört.«
    »Stimmen?«
    »Leise, kaum greifbar, oder, wenn Ihr so wollt, nicht von dieser Welt.«
    »Aber Menschen könnten dort leben?«, wiederholte de Roberval seine Frage.
    »Wenn Sie fest im Glauben sind und Geister nicht fürchten.«
    »Mehr wollte ich nicht wissen, Kapitän, ich danke Euch.«
    De Roberval trat an die Reling, die das Achterdeck zum Hauptdeck hin begrenzte. Er rief Hauptmann de Pousier zu sich heran.
    »Hauptmann, laßt Eure Soldaten unter Waffen antreten, es ist Zeit, einige Dinge zu bereinigen.«
    Die Stimmung bei den Matrosen, die eben noch die glückliche Wiederkehr ihrer Kameraden gefeiert hatten, kippte. Das war der Moment, vor dem sie gezittert hatten. Tagelang hatte der unterdrückte Zorn ihres Kommandanten wie eine schwarze Wolke über dem Schiff gelegen. Jetzt würde sich das Gewitter entladen.
    Hauptmann de Pousier brüllte ein paar Befehle und mehr oder weniger hastig rafften die Arkebusiere ihre Waffen zusammen und traten an. Die Trommler schlugen an. Die Mannschaft sammelte sich an Deck und auch die Passagiere strömten aus den unteren Decks nach oben ans Tageslicht. Unter anderen Umständen wären sie sicher froh gewesen über die Gelegenheit, Luft zu schnappen, doch die Trommeln riefen zum Gericht, und es war ganz und gar nicht klar, wer angeklagt und verurteilt werden würde.
    De Roberval wartete, bis sich die Mannschaften und Passagiere vollzählig an Deck versammelt hatten. Dann gab er ein Zeichen und die Trommeln verstummten.
    »Männer und Frauen der Anne«, begann er, »wir haben eine weite Strecke zurückgelegt. Wir haben den großen Ozean überquert, Entbehrungen getrotzt - und endlich die Neue Welt erreicht!«
    Fiebrige Unruhe lag in der Luft. Gebannt lauschten alle den Worten de Robervals.
    »Wir hätten es nicht geschafft, wenn wir uneins, wenn wir zerstritten gewesen wären. Ich wußte, ich kann mich auf euch verlassen, und ihr wißt, ihr könnt euch auf mich verlassen. Ich habe manchen von euch hart angefaßt, ich weiß, doch seid versichert, ich habe euch nichts angetan, was ich mir im gleichen Augenblick nicht auch selbst angetan hätte, wenn die Lage es erfordert hätte. Ich habe mit euch zusammen all den Gefahren getrotzt, die uns bisher begegnet

Weitere Kostenlose Bücher