Die Insel der Krieger
eigentlich«, fragte er, nachdem er Nalig eine Zeit lang zugesehen hatte. »Kornblumen. « »Aha, und wozu? « »Das weiß ich selbst noch nicht so genau. « Hier hatte Nalig kein Glück. Im Innenhof herrschte zu viel Betrieb, als dass Blumen dort besonders gut gediehen. Spätestens die Verwüstungen der Ferlah machten seine Suche aussichtslos. Oben in seinem Zimmer zog Nalig die Blüten hervor, die er gefunden hatte. Die Blätter begannen schon, zu erschla f fen und sich zusammenzurollen. Noch einmal Zaris Tagebuch zu Rate ziehend, versuchte der Junge sich auszumalen, auf welche Weise die Götter die Kornblumen eingesetzt hatten. Doch Zari schrieb nur, dass die Wesen augenblicklich starben. Zweifelnd drehte Nalig die Pflanzen zwischen den Fingern. Was an ihnen konnte die Reittiere der Ferlah töten? Die Wesen machten nicht den Eindruck, als würde der Anblick einer Blume sie zu Tode ängstigen. Irgendwie musste er sie damit in Kontakt bringen. Nalig beschloss, die Blüten zu trocknen, da ohnehin in ein paar Tagen nicht mehr viel von ihnen übrig sein würde. Er wischte etwas Vogeldreck von seinem Fensterbrett und legte die Bl ü ten auf einem Taschentuch hinter die Scheibe. Zunächst behielt er Zaris Hinweis auf die Kornblumen für sich, um nicht etwa falsche Hoffnungen bei seinen Mitstreitern zu wecken. Nur seinen Zimme r genossen Arkas zog er notgedrungen ins Vertrauen, damit Nino nicht auf die Idee kam, Nalig habe die Blüten für ihn gesammelt.
Vier Tage später waren die Blätter so ausgetrocknet, dass Nalig sie zu einem feinen Pulver zerreiben konnte. Viel war es nicht und er war noch immer nicht sicher, was er damit anstellen sollte. Er wickelte das Pulver in das Taschentuch, gerade als Ilia mit Eldo zur Tür hereinkam. Ihre Wangen glühten und sie war völlig außer sich. »Sie greifen wieder an«, teilte sie aufgeregt mit. »Die Ferlah sind in Eda. Eldo weiß es. « Schon war Nalig auf den Beinen. »Bist du sicher? « »Ja. Und ich weiß nicht, wo Kaya ist. « Nalig begann, seine Rüstung anzulegen. »Sag den anderen Bescheid. Sie sollen sich alle vor dem Spiegelsaal versammeln. Du musst uns zeigen, wo genau die Ferlah angreifen. « Ilia nickte und verschwand. Merlin flog auf Naligs Schulter, als er gerade seine Ar m schienen festschnürte. Der Junge schnappte sich das Tuch mit dem Kornblumenpulver und steckte es ein, ehe er aus dem Zimmer stürzte. Zalari trat zeitgleich mit ihm auf den Gang. Aro und Rigo standen schon vor dem Spiegelsaal bereit. Stella und Thorix stießen kurz darauf zu ihnen. Ilia stieg durch den Spiegel in den verborgenen Saal. Sie zeigte den Kriegern die Stelle, an der die Ferlah angriffen und wo in Eda sie lag. Beeindruckt stellte Nalig fest, dass das Mädchen den U m gang mit den Spiegeln ebenso gut beherrschte wie Kaya. »Ich würde sagen, wir haben gesehen, was wir wissen müssen«, bemerkte Aro und drängte zum Aufbruch. »Soll ich mitkommen? « , fragte Ilia, als alle an ihr vorbei eilten. »Das kommt überhaupt nicht infrage«, erwiderte Nalig und fasste sie bei den Schultern. »Du beruhigst dich jetzt erst einmal. Und du passt auf, dass sie keine Dummheiten macht«, wies er den Wolf an ihrer Seite an, der sich nur bedeutungsschwer die Schna u ze leckte. Die Krieger mussten ein ganzes Stück ins Landesinnere fliegen. »Sie wollen, dass unsere Begleiter erschöpft sind, ehe der Kampf beginnt«, knurrte Rigo. Es waren rund fünfzig Ferlah, die sie erwarteten. Sie waren gerade erst in Rufweite, als Zalari den ersten vom Himmel holte. Damit begann der Kampf. Immerhin ging dieses Mal mit dem Angriff der Ferlah kein Überfall auf eine Stadt einher. Scheinbar zeigte Naligs Gespräch mit König Kilian Wirkung. So kon n ten sich die sechs Krieger ganz auf die Kreaturen konzentrieren. Nalig sah noch, wie Aros Schlange die Giftzähne im Hals einer Flugechse versenkte und Stella mit einem Peitschenhieb einen Ferlah von seinem Reittier riss, dann verdeckten ihm riesige Flügel die Sicht. Merlin war in Höchstform. Er wich mit all seinem Geschick Klauen und blauen Blitzen aus. Nalig wirbelte seinen Stab durch die Luft und zerschlug die Formation der Ferlah. Doch kein Geschick der Welt änderte etwas an der zahlenmäßigen Überlegenheit der Ferlah. Blitze trafen auf Kirs Feuerstöße und den Eisstrahl der Schildkröte. Die Krieger waren eindeutig in der Defensive. Kaum eine Attacke diente einem anderen Zweck als der Verteidigung. Die Ferlah zögerten nicht, ihre Überzahl zu nutzen. Gleich
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