Die Insel der Krieger
drei der Flugechsen hatten auf Rigos Schildkröte angelegt. Scharfe Klauen schrammten über den Panzer. Nalig wollte helfen, doch Merlin musste unter einem der Drachenwesen hinwegtauchen, nur um sich gleich darauf zwei weiteren gegenüber zu sehen. Der Falke drehte in einem weiten Bogen ab und prallte gegen eine andere Flugechse. Sie packte ihn mit ihren kräftigen Hinterbeinen und verbiss sich in der Brust des Vogels. Glücklicherweise bekam das Wesen nur Federn zu fassen. Merlin schrie auf, als das Untier ihm eine Menge Daunen ausriss. Die riesigen roten Augen weiteten sich, als die Kreatur die Federn in den Hals bekam. Mit widerlich röchelnden La u ten begann sie zu husten, entließ Merlin jedoch nicht aus ihrer U m klammerung. Der Ferlah der Kreatur nutzte seine Flugunfähigkeit und schoss Blitze auf ihn ab. Nalig hielt sich und seinem Begleiter mühsam weitere Angreifer vom Leib, die seine Bedrängnis ausnutzen wollten. Der Zeitpunkt war gekommen herauszufinden, wie viel Zaris Hinweis taugte. Der Junge griff in die Tasche und zog das Kornblumenpulver heraus. Er warf es dem Wesen entgegen. Im Wind der gewaltigen Flügel trieb das Pulver in die falsche Richtung. Nalig schwang seinen Stab und die blaue Prise flog in die weit geöffneten Nüstern der hu s tenden Kreatur, gerade als diese einen tiefen Atemzug tat. Die Wi r kung trat sofort ein. Das Wesen kreischte und Blut quoll ihm aus Maul und Nüstern. Der Griff um Merlin löste sich und die Kreatur stürzte in die Tiefe. Nalig beobachtete, wie sie aufschlug und der Ferlah auf seinem Rücken zu Staub zerfiel. Doch dies war nur ein kleiner Tr i umph, verglichen mit der Reaktion der übrigen Ferlah. Sie brachen allesamt in das scheußliche Gekreische aus, das Naligs Ohren klingeln ließ. Dann flohen sie, so schnell sie konnten. Die Krieger sahen sich verwundert um. Sie hatten vier der Flugechsen getötet und waren selbst sehr in Mitleidenschaft gezogen. Zalari presste die Hand auf einen blutenden Riss in seinem Oberschenkel, Rigos Haar war von einem Blitz verbrannt und rauchte noch, während Kazard büschelwe i se Fell fehlte. Nach der ersten Verwirrung kamen alle schnell zu dem Schluss, dass für die plötzliche Flucht der Ferlah Nalig verantwortlich sein musste. »Was hast du gemacht? « , fragte Thorix, nachdem sie alle gelandet waren und um die tote Flugechse herumgingen. Blut sickerte noch immer aus dem geöffneten Maul, ohne dass die Kreatur eine äußere Verletzung aufwies. »Das erkläre ich euch auf Kijerta«, erwide r te Nalig. Zalaris Wunde sah nicht gut aus und es war sicher ratsam, sie bald verbinden zu lassen. Am Abend versammelten sich die Krieger im Speisesaal. Auch Ilia und Arkas waren dabei. Kaya war inzwischen wieder aufgetaucht und hörte sich an, was die Krieger zu berichten hatten. Ihr Gesicht zeigte dabei keine Regung und ihre Augen wirkten leer. Seit Kartax’ Tod nahm sie nur noch mäßig Anteil am Lauf der Dinge. Außer Ilias Ausbildung ging sie keiner Tätigkeit mehr nach und Nalig vermutete, dass sie viel Zeit an Xatraks Grab verbrachte. Dann erhielt er das Wort und erklärte, wie er auf Zaris Hinweis gestoßen war und wie er ihn gedeutet hatte. Dabei reichte er ihr Tagebuch herum. »So haben die Götter diese Monster also vertrieben«, nickte Rigo und blätterte durch die Seiten. »Weshalb habt Ihr nie etwas davon gesagt? « , fragte Aro an Kaya gewandt. Den vorwurfsvollen Unterton in seiner Stimme konnte er nicht ganz verbergen. »Ich hatte keine Ahnung. « Sie nahm kopfschüttelnd das Tagebuch ihrer Mutter von Rigo entgegen. »Ich war in dieser Zeit nicht an den Kämpfen beteiligt. « Nalig fühlte sich unbehaglich. Außer ihm wusste niemand, dass Xatrak Kayas G e liebter gewesen war und wie sehr sie unter seinem Tod litt. Zaris T a gebuch gab auch viel darüber preis. »Wichtig ist vor allem, dass die Ferlah sich offenkundig an die Kornblumen erinnern«, brachte sie es auf den Punkt. »Sonst wären sie nicht geflohen. Sie wissen, dass wir eine Waffe wiederentdeckt haben, die ihnen schon einmal schwer zugesetzt hat. « Nalig konnte förmlich spüren, wie für alle ein Funken Hoffnung aufflammte und nur ungern wollte er derjenige sein, der ihn erstickte. »Leider habe ich nur eine Hand voll Kornblumen auf Kijerta gefunden und viel mehr wird es wohl nicht geben. « »Nicht alle Pfla n zen schätzen das Wetter auf dieser Insel«, stellte Zalari fest. »Aber wo hatten die Götter damals die Blumen her, um so viele der Kreaturen zu töten?
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