Die Insel der Krieger
Händen zusa m men und zurück in den Kelch. »Mit dir hat man nichts als Ärger«, schimpfte Arkas. »Schon gut, es fehlt nicht viel«, entgegnete Aro, doch seine Kiefer mahlten. »Ständig machst du Unsinn. Und wie du wieder aussiehst. « Der Junge klopfte Nino das blaue Pulver aus dem Fell. »Wie damals, als du… « Plötzlich verstummte Arkas. Er starrte Nino an und seine Augen weiteten sich. »Das ist es«, rief er und sprang auf. Ehe jemand etwas sagen konnte, rannte er hinaus. »Was ist denn mit ihm los? « , fragte Ilia besorgt. Zalari zuckte die Schultern. »Wir sind alle ziemlich müde. « Es dauerte jedoch nicht lange, bis Arkas wieder he r einstürmte. Er war ganz aus dem Häuschen. Nino sprang, von seiner Euphorie angesteckt, von einem Kopf auf den nächsten. Merlin schrie empört auf, als der geringelte Schwanz vor seinem Schnabel baumelte. »Ich hab es«, jubelte Arkas. Er hielt ein Bündel hoch, das er aus einem Taschentuch geschnürt hatte. »Was hast du? « , fragte Zalari, der sich ernsthafte Sorgen um Arkas’ Geisteszustand machte. Jener ließ sich nicht beirren. Er legte das Bündel auf den Tisch und faltete das T a schentuch auseinander. Es war prall gefüllt mit Kornblumenpulver. Erst starrten alle auf den Tisch. Dann stellte jeder dieselbe Frage. »Wo hast du das her? « »Aus der Kammer unter dem Tempel«, triumphierte Arkas. »In der Nino sich verkrochen hat, in der all die toten Ferlah liegen. « »Natürlich. « Nalig schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Weshalb war er nicht selbst darauf gekommen? Der gesamte Boden der Kammer war mit dem blauen Pulver bedeckt. Und es diente nicht dazu, den Verwesungsgeruch zu überdecken. Die Götter hatten es dort ausgestreut und irgendwie die Ferlah in den sicheren Tod gelockt. An diesem Abend war die Stimmung im Tempel so ausgelassen wie lange nicht mehr. Alle, die an der Suche beteiligt gewesen waren, sti e gen in die unterirdische Kammer. Der Vorrat an Kornblumenpulver, der dort lag, würde für eine Menge Ferlah reichen. Im Speisesaal ve r anstalteten die Krieger die größte Feier, die sie je hatten. Lina brachte Wein und Kuchen. Es herrschte eine solche Ausgelassenheit, dass selbst Kaya kam, um nach der Ursache des Lärms zu sehen. Besonders Nino wurde gefeiert, der die Kammer überhaupt erst gefunden hatte und nicht zuletzt auch Arkas, dem wieder eingefallen war, dass dort unten säckeweise blaues Pulver lagerte. »Und da kriechen wir wie Ratten durch die Kornkammern für ein paar lächerliche Blumen«, lachte Rigo, nachdem er dem Wein ausgiebig zugesprochen hatte, und verfiel in bellendes Lachen. »Und dann findet der Bursche eine Ka m mer voll direkt unter unseren Füßen. « Er klopfte Arkas so kräftig auf die Schulter, dass dieser mit der Nase in seinem Kelch landete. Nino fraß ein ganzes Tablett voller Kekse alleine und freute sich über all die Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde, während Arkas im Laufe des Abends immer stiller wurde. »Was ist los mit dir? « , fragte Nalig und beugte sich zu ihm vor. »Du siehst nicht besonders glücklich aus. « Arkas seufzte. »Alle sind hier. Selbst Stella, Mira und Jiro. Alle Inse l bewohner sind beisammen. Nur Greon nicht. « »Na dann geh doch und frag ihn, ob er kommt«, schaltete sich Zalari ein. »Das macht euch nichts aus? « Nalig machte eine unverständliche Geste, während er einen Mund voll Kuchen herunterschluckte. »Es macht mir auch nichts aus, dass er nicht hier ist. Aber wenn du ihn gerne dabei haben möchtest«, meinte er dann. »Ob wir wollen oder nicht, gehört er ja auch dazu«, pflichtete Zalari ihm bei. Arkas’ Gesicht hellte sich auf. »Dann geh ich und frag ihn. « »Mach dir lieber nicht allzu große Hof f nungen«, rief Zalari ihm nach. »Ich glaube, dass Greon ebenso viel Wert auf unsere Gesellschaft legt wie umgekehrt«, murmelte er. Zur allgemeinen Verwunderung kam Arkas tatsächlich in Greons Begle i tung zurück. Allerdings dauerte es nicht lange, bis Nalig es zu bereuen begann, dass er hier war. Denn Greon hatte offenbar nicht die A b sicht, sich der Heiterkeit der anderen anzuschließen. Stattdessen saß er schweigend, mit verschränkten Armen und griesgrämiger Miene etwas abseits, worunter die Stimmung sichtlich litt. Thorix unternahm den Versuch, Greon in ein Gespräch zu verwickeln, gab jedoch bald auf. Nino war letztlich der Auslöser für den Streit, den es an diesem Abend gab. Im Mittelpunkt zu stehen machte ihn noch übermütiger als g e wöhnlich. Er
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