Die Insel der Krieger
sprang von einem Kronleuchter zum anderen, hüpfte mal auf diese, mal auf jene Schulter und landete schließlich auf Greons Kopf. »Hau ab«, polterte jener erbost und schlug nach dem Affen. Er traf ihn so heftig, dass Nino auf den Tisch klatschte und die halbe Tafel entlangschlitterte, woraufhin er sich mit einem ängstlichen Au f schrei auf Arkas’ Schulter flüchtete und sich an dessen Kragen kla m merte. »Bist du verrückt geworden? « , empörte sich der Junge. Im Spe i sesaal wurde es still. Nur der Lemur quiekte verstört. »Was soll denn das? « , brüllte Arkas weiter. Verschreckt darüber, dass nun auch er zu schreien begann, verkroch sich Nino unter dem Tisch. »Niemand hier hat dir etwas getan. Nino am allerwenigsten. Kannst du mir mal erkl ä ren, weshalb du so unausstehlich bist? « Nalig hatte noch nie erlebt, dass Arkas so mit jemandem sprach. Seine sonst so freundlichen A u gen funkelten vor Zorn. »Ich kann einfach deine Angeberei nicht ertragen. « Greon stand auf deutete mit dem Finger auf seinen Bruder. »Du brauchst dir gar nichts darauf einzubilden, dass du einen Keller voll Blütenstaub gefunden hast. « Arkas ballte die Hände zu Fäusten. »Ich bilde mir gar nichts ein. Du bist hier derjenige, der eingebildet ist. Seit wir auf Kijerta sind, bist du der hochmütigste Widerling den ich kenne. Du bist doch nur neidisch, weil ich Nino habe und du alleine da stehst. « »Halt den Mund. Du hast ja keine Ahnung, was in mir vorgeht. Schließlich musst du dir keine Gedanken darüber machen, was es heißt, ein Krieger zu sein. « Greon war so außer sich, dass er beim Reden spuckte. »Im Augenblick verstehe ich sicher mehr davon, was es heißt, ein Krieger zu sein, als du. Sonst würdest du dich darüber freuen, dass Nalig ein Mittel gegen die Ferlah gefunden hat. Hier geht es auch um deine Sicherheit. « Greon wandte sich ab und ging hinaus. Arkas bückte sich, um Nino unter dem Tisch hervorzulocken. Doch als er den Arm nach ihm ausstreckte, biss der verängstigte Lemur ihm in die Hand. »Au! « Arkas zuckte zurück und schlug mit dem Kopf von unten gegen die Tischplatte. »Hast du jetzt auch den Verstand verl o ren? Ich bin nicht derjenige, der dich geschlagen hat. « »Aber vielleicht solltest du dich erst beruhigen, bevor du es von ihm erwartest«, wandte Zalari ein. Arkas tauchte unter dem Tisch auf und nahm ein Tasche n tuch für seine blutenden Finger von ihm entgegen. Die kleinen, spi t zen Zähne des Lemuren vermochten mehr Schaden anzurichten, als man vermutet hätte. »Na, dem hast du mal ordentlich die Meinung gesagt«, stellte Zalari fest und half Arkas, seine Finger zu verbinden. »Ich hätte nicht so mit ihm reden dürfen. « Arkas schüttelte den Kopf. »Aber wenn er sich von uns unverstanden fühlt, soll er seinen Missmut nicht an Nino auslassen. « »Du hast nichts gesagt, was nicht gestimmt hat«, erwiderte Nalig. »Aber jetzt Streit mit ihm anzufangen hilft uns doch auch nicht weiter. « Schon bereute Arkas seinen Gefühlsausbruch. »Nalig hat Recht«, widersprach Zalari. »Greon hat in den letzten Ja h ren so viele gemeine Dinge zu dir gesagt, dass es längst an der Zeit war, dass du Widerworte gibst. « Zalari mühte sich noch immer mit dem Taschentuch ab. »Das hört ja gar nicht auf zu bluten. « Mira trat vor. »Lass mich das mal sehen. « Die Anwesenden hatten verhalten begonnen, ihre Gespräche wieder aufzunehmen. Arkas folgte Mira in ihre Hütte, wo sie ihn besser versorgen konnte. Als er bei der Tür war, lugte Nino vorsichtig unter dem Tisch hervor. »Na komm schon. Ich bin dir nicht böse. « Der Lemur rannte zu Arkas und kletterte an se i nem Bein hinauf. Der Junge kraulte ihn versöhnlich zwischen den Ohren. Der Streit der Zwillinge hatte den Abend so sehr überschattet, dass alle bald zu Bett gingen.
Da die Krieger fortan nicht mehr darauf angewiesen waren, auf Blumensuche zu gehen, widmeten sie sich einem intensiven Training, um auf den nächsten Angriff vorbereitet zu sein. Greons Laune be s serte sich ein wenig, da er endlich wieder am Leben der anderen Kri e ger teilhatte. Arkas weigerte sich dennoch, ein Wort mit ihm zu spr e chen, solange er sich nicht für die Attacke gegen Nino entschuldigte. Die Bisswunde, die der Lemur dem Jungen beigebracht hatte, heilte nur langsam und Arkas’ Hand war zeitweise so geschwollen, dass er die Finger kaum bewegen konnte. Kaya zog sich immer mehr zurück. Nur noch selten gab sie Ilia Unterricht. Zum einen lernte das
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