Die Insel der Krieger
Nalig fest. »Und ein sehr altes noch dazu. « Hatte Zalari den Verstand verloren? »Aber es ist nicht irgendein Kinderbuch. Sieh es dir genau an. « Seufzend nahm Nalig das Buch entgegen. »Die Geschichte der Ferlah«, las er den Titel und seine Augen weiteten sich, als er die Verzierungen, die er auf den ersten Blick für Vögel gehalten hatte, als fledermausartige Flugechsen erkannte – mit langen Schwä n zen, kurzen Vorderbeinen und winzigen Gestalten auf ihren Rücken. »Wie bist du gerade jetzt auf dieses Buch gekommen? Und weshalb gibt es ein Buch über Ferlah in der Bibliothek deines Dorfes? « »Komm mit«, forderte Zalari und ging in den Tempel. »Als ich den Vulkan auf der Insel dieser Kreaturen gesehen habe, fiel mir plötzlich diese G e schichte ein«, erklärte er und blieb schon wieder stehen. »In meinem Dorf kennt sie jedes Kind. Mir war nur nicht klar, dass die Geschichte wahr ist. « Zalari nahm das Buch wieder an sich. Nalig bemerkte, dass sie vor der Statue der Göttin mit dem Steinbock standen, welche die Grabkammer verdeckte, in der die toten Ferlah und das Kornblume n pulver lagen. Zalari deutete auf die Inschrift der Statue. Dann schlug er die erste Seite des Buches auf und legte den Finger auf den Namen des Verfassers. Verblüfft betrachtete Nalig die Buchseite näher. »Rika«, las er den Namen laut vor. »Es ist derselbe Name«, erkannte er. Zalari nickte. »Die Göttin namens Rika hat vor 800 Jahren Kijerta wie alle anderen verlassen und sich in meinem Dorf niedergelassen. Dort schrieb sie dieses Buch. Ich selbst habe es nie gelesen. Meine Mutter hat mir die Geschichte oft erzählt und im Laufe der Zeit haben die Leute immer mehr dazu erfunden oder Dinge weggelassen. Aber die Geschichte handelt auf jeden Fall von einer Schar finsterer Wesen, den Ferlah, die mit ihren Flugrössern auf einer Insel leben. Auf dieser Insel gibt es einen Vulkan und der droht auszubrechen. Doch die Ferlah können die Insel nicht verlassen, da sie den Boden auf dem Festland nicht betreten können. Deshalb greifen sie die Bewohner einer and e ren magischen Insel an. Die Bewohner dieser Insel fliegen ebenfalls auf riesigen Tieren. Von Göttern ist nicht die Rede. Aber ich denke, es ist mehr als deutlich, wer gemeint ist. Jedenfalls ist es jetzt wieder soweit. Der Vulkan auf der Insel der Ferlah ist kurz davor auszubr e chen. Sie können nicht dort bleiben und der einzige Ort, an den sie sich retten können, ist Kijerta. Deshalb greifen sie uns an. Sie wollen Kijerta für sich. « »Na gut, wenn Rika in diesem Kinderbuch die wahre Geschichte der Ferlah von damals erzählt, dann wissen wir jetzt, we s halb sie uns angreifen. Aber wie hilft uns das weiter? « Zalari zuckte mit den Schultern. »Es hilft uns insofern weiter, als dass wir nun wissen, dass die Ferlah uns angreifen, weil sie bald ihrer Heimat beraubt sein werden. Du hast den Vulkan gesehen. Es wird nicht mehr lange da u ern, bis er ausbricht. Und die Ferlah wissen, dass ihnen die Zeit davo n läuft. Sobald ihre Angst vor dem Vulkan größer ist als die Angst vor Eldo, werden sie kommen. Und wenn ihre eigene Insel erst einmal unbewohnbar ist, werden alle Ferlah, die noch übrig sind, hierher kommen und bis zuletzt kämpfen. Sie haben dann nichts mehr zu verlieren. Und kein Schutzzauber der Welt wird uns retten, wenn sie alle hier einfallen. Das bedeutet, dass wir uns sehr schnell etwas einfa l len lassen sollten, wenn wir uns und Kijerta retten wollen. « Nachden k lich strich Nalig über die Hörner der Statue des Steinbocks. »Genau das ist vor 800 Jahren geschehen. Der Vulkan ist ausgebrochen und alle überlebenden Ferlah sind nach Kijerta gekommen. « »Aber das haben die Götter nicht zugelassen. Sie haben um die Insel gekämpft und gewonnen. Sie haben die Ferlah getötet und unter dem Tempel begraben«, brachte Zalari den Gedanken zu Ende. »Aber ein paar der Ferlah müssen es geschafft haben, irgendwo zu überleben. Sie sind zurück zu ihrer Insel geflogen, sobald sie konnten, und haben sich von ihren Verlusten erholt. « Nalig schüttelte wütend den Kopf. »Weshalb haben die Götter damals nicht zu Ende gebracht, was sie begonnen hatten? Es wäre ein Leichtes für sie gewesen, die Ferlah endgültig auszulöschen, als sie geschwächt auf ihrer Insel saßen. « »Nachdem sie Kijerta verlassen hatten, war es den Göttern nicht mehr möglich, i r gendeinen Kampf zu bestreiten«, bemerkte Zalari. »Ich wüsste nur zu gerne, weshalb sie das getan
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