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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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daran, wie die Hitze an heißen Sommertagen flimmerte. Doch blieb die Fläche undurchsichtig, wie nahe der Junge auch heran kam. Wie durch eine Art Fenster glaubte Nalig ve r schwommene Formen zu erkennen. Doch hinter der zweidimension a len Fläche befand sich in Wahrheit nichts als Wald. Aila trat durch die flimmernde Luft, doch statt dahinter wieder aufzutauchen, verschwand sie darin. Nalig zuckte zusammen. In dem Moment, als die Katze durch die Fläche trat, verzerrte sie sich, ganz so, als habe sie eine Oberfläche, die nur widerwillig nachgab. Nalig ging um die sonderbare Erscheinung herum, um sie von der anderen Seite zu betrachten. Doch sie hatte keine andere Seite. Von hier betrachtet sah Nalig nur den Teil des Waldes, durch den er gerade gekommen war. Er hob seine Hand in die Luft, wo das flimmernde Oval hätte sein müssen und griff ins Leere. Nalig machte ein paar Schritte nach vorn und wandte sich um. Genau vor ihm tat sich wieder die ovale Fläche auf. Zögerlich streckte der Junge einen Arm aus und versuchte, sie zu berühren. Seine Finger glitten hindurch, ohne einen Widerstand oder irgendeine Art der Veränderung wahrzunehmen. Nalig streckte den Kopf nach vorn und betrachtete seinen Arm von der Seite. Es war ein eigentümlicher Anblick. Auch von der Seite war die flimmernde E r scheinung nicht zu sehen und so schien es, als ende sein Arm einfach nach dem Handgelenk. Der Junge zog den Kopf zurück und betrac h tete die gegenstandslose Fläche von Neuem. Dort, wo seine Hand darin eindrang, zeigte sich die gleiche Wölbung wie zuvor bei Aila. Wohin war die Katze verschwunden? Naligs Nackenhaare sträubten sich. Das Ganze gefiel ihm nicht. Doch möglicherweise war dort, wo Aila hingegangen war, auch Merlin. Wenigstens hatte er eine Erklärung dafür, weshalb Stella nicht gefunden worden war. Der Junge atmete tief ein und machte dann einen beherzten Schritt durch die flimmer n de Luft. Es war ein Schritt wie jeder andere und er fühlte nichts B e sonderes dabei. Doch nachdem er den Schritt getan hatte, stand er jäh mitten in einem Zimmer. Ein Blick zurück zeigte ihm das Oval nun von der anderen Seite. Dann plötzlich zog es sich zusammen, wurde in Windeseile kleiner und verschwand. Nalig hatte das unangenehme Gefühl, in der Falle zu sitzen. Er betrachtete den Raum genauer, in dem er stand. Er war von beachtlicher Größe und sah aus wie ein Zimmer des Tempels. Die hohen Fenster und die dunklen Möbel erinnerten an den Speisesaal. Eigentümlicherweise besaß das Zimmer nur drei Wände. Wo die vierte hätte sein müssen, endeten Decke und Marmorboden und Wald schloss sich an. Nalig verließ den Raum und sah sich um. Er hätte schwören können, dass er irgendwo in Kijertas Wäldern stand, hätte sich hinter ihm nicht ein möbliertes einzelnes Zimmer befunden. Der Junge hörte Wasser rauschen und ging weiter. Entgeistert bemerkte er, dass er am Ufer des Sees stand, der von Kijerta verschwunden war. Hier waren die hohen Felswände und der Wasserfall. Nun verstand Nalig, was Marik damit gemeint hatte, dass das Grauen seine eigene Realität schuf. Je weiter er ging, desto mehr Dinge fand er, die einst zur Insel oder dem Tempel gehört haben mussten. Statuen standen mitten im Wald, eine Vielzahl an Tieren, zum Teil lebend, zum Teil tot, fanden sich hier und hätte Nalig etwas genauer gesucht, so hätte er auch Arkas’ Buch wiedergefunden. Er stieß auch auf die Überreste der Götter, die das Grauen vor 800 Jahren hatte verschwinden lassen. Gemessen daran, dass sie schon so lange hier waren, sahen sie noch gut erhalten aus. Zeit schien an diesem Ort, der keiner war, also ebenfalls keine besondere Rolle zu spielen. Plöt z lich lenkte ein Schrei Naligs Aufmerksamkeit von den toten Göttern ab. »Merlin«, rief er und sah sich um. Aus welcher Richtung war der Schrei gekommen? Der Falke ließ noch einmal sein Rufen hören. Nalig eilte los. Er entfernte sich weiter von dem Raum, in dem er sich beim Eintritt in die Welt des Grauens wiedergefunden hatte und auch von dem See, den es geraubt hatte und mit einem Mal begann der Wald, sich zu verändern. Die Bäume wirkten verzerrt und ihre Form änderte sich ständig. Der Junge lief unbeirrt weiter. Merlins Rufe w a ren ganz nah und allmählich verschmolz seine Umgebung zu einem einzigen leeren Raum, der aus nichts als Dunkelheit bestand. Es war schwer zu sagen, welche Ausmaße er hatte, da weder Wände noch Decke zu sehen waren. Der Boden war eine schwarze Fläche

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