Die Insel der Krieger
es ruhig, als sie auf dem Innenhof landeten. Was er gesehen hatte, beschäftigte Nalig noch lange, nachdem er zu Bett gegangen war. Für ihn klang die Bedrohung Edas nach der, die schon die Götter vor 800 Jahren in Atem gehalten hatte. Kaya hatte davon gesprochen, dass eine finstere Schar – Wesen, die den Göttern im Grunde sehr ähnlich waren – Kijerta angegriffen hatte. Acht Götte r familien hatten sich damals am Kampf beteiligt. Je nachdem, wie groß die Familie eines Gottes sein mochte, machte das etwa fünfzig Götter. Heute war nur eine Göttin übrig und zudem acht Krieger, von denen drei noch nicht kampfbereit waren. Nalig konnte sich sehr wohl au s rechnen, wie heikel ihre Lage und wie groß die Gefahr für Eda war.
»Du siehst aus, als hättest du nicht viel geschlafen«, stellte Arkas fest, als er Nalig am nächsten Morgen zum Frühstück abholte. »Mir geht’s gut«, versicherte Nalig und beherzigte Kayas Bitte, Arkas nicht unnötig zu ängstigen, weshalb er seinen Ausflug mit der Göttin für sich behielt. Vor dem Speisesaal stand, offenbar wartend, Zalari. »Kann ich mit dir sprechen? « , bat er Nalig, der stehen blieb, während Arkas an seinen Platz ging. Zalari zog es vor, den Fußboden zu mu s tern, statt etwas zu sagen und Nalig überlegte, ob er vielleicht erwart e te, dass er das Wort ergriff. »Ich wollte«, begannen sie dann beide gleichzeitig, »mich bei dir entschuldigen«, meinte Zalari mit einem nervösen Lächeln. »Wofür? « , fragte Nalig erstaunt. »Für das, was ich zu dir gesagt habe, ich meine, dass du… « »Schon in Ordnung«, unte r brach ihn Nalig. »Nein, ist es nicht. Es gibt Dinge, die man einfach nicht sagen sollte und… « »Ich sagte doch, es ist in Ordnung. Ich hatte das Gefühl, übergangen zu werden und habe das an dir ausgelassen. Das hätte ich nicht tun dürfen, genauso wenig, wie einfach in dein Zimmer zu gehen. « »Mach dir deswegen keine Gedanken. « Zalari winkte ab. »Eigentlich habe ich ja keine Geheimnisse. « Es gab eine peinliche Pause, in der beide nur dastanden und Nalig nicht wusste, wo er seine Hände lassen sollte und Zalari unschlüssig war, wohin er schauen sollte. Dann kam die Erlösung, als Kayas Stimme aus dem Speisesaal drang: »Was macht ihr da draußen? Wir warten nur auf euch. «
Erleichtert darüber, die Streitigkeiten beigelegt zu haben, saßen die drei Jungen am Vormittag in der Bibliothek im Schutz zweier Regale und aßen Kekse. »Wenn Hato das mitbekommt, bin ich so gut wie tot«, erklärte Nalig. »Warum denn? « , fragte Arkas erschrocken. Er war derjenige gewesen, der mit Ninos Hilfe die Speisekammer geplündert hatte. »Essen ist in der Bibliothek verboten. « »Genau wie Reden, L a chen, Rennen und lautes Atmen. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass man hier so selten jemanden sieht«, mutmaße Zalari. Die Jungen lachten. »Solange wir nicht über die Buchseiten krümeln, ist doch alles in Ordnung. « »Abgesehen davon, dass ich eigentlich arbe i ten sollte, statt mit euch ein zweites Frühstück zu veranstalten. « »Keine Sorge, wenn die Bücher in den letzten 1000 Jahren nicht weggelaufen sind, dann werden sie es heute sicher auch nicht tun. Was auch immer du also damit vorhast, hat auch noch Zeit bis morgen. « Nalig grinste, auch wenn er wusste, dass dies eigentlich nicht Sinn seiner Strafe war. Er suchte schon den ganzen Morgen nach einer Gelegenheit, mit Zalari alleine zu sprechen. Diese bot sich endlich, als Nino einen Schmetterling erspähte, der durch eines der geöffneten Fenster herei n geflogen war und ihm nachjagte, wobei er von Regal zu Regal sprang und diverse Bücher zu Boden fielen. Arkas eilte dem Lemuren nach, um zu verhindern, dass er größeren Schaden anrichtete. »Ich war mit Kaya in Eda«, meinte Nalig leise, gleich nachdem Arkas außer Hörwe i te war. »Sie hat mir dieses Ding gezeigt, das du getötet hast. « Er klop f te Zalari anerkennend auf die Schulter. »Eigentlich hat Kir die meiste Arbeit geleistet. Ich habe mich insgesamt nicht besonders geschickt angestellt. « Er hob seine verletzte Hand. »Was dieses Biest letztendlich getötet hat, war vermutlich ohnehin der Sturz in die Schlucht. « »Wie ihr das angestellt habt, ist ja auch egal. Die Hauptsache ist doch, dass es tot ist. « Zalari musterte nachdenklich die kleine, grüne Echse, die auf seinem Knie hockte. »Mag sein, dass wir dieses eine getötet haben. Aber da waren noch so viele. Ich hatte in meinem Leben noch nie
Weitere Kostenlose Bücher