Die Insel der Orchideen
einweihen.«
»Das halte ich für eine schlechte Idee. Sie wird sehr erzürnt sein und es nicht für sich behalten.«
»Oh, sie wird hysterisch herumschreien, mich ohrfeigen, aber am Ende wird sie zu mir halten. Johanna ist treu bis in den Tod.«
Er maß Leah mit einem abschätzenden Blick. »Du bist gefährlich, meine Liebe. Es gelingt dir, Menschen zu manipulieren. Wärst du ein Mann, könntest du Reiche regieren.«
»Wäre ich ein Mann, würde ich Expeditionen leiten.«
»Dann wärst du eben eine Forscherin.«
»Falsch. Ich
bin
eine Forscherin.«
Er prustete los. »Ich habe mich in eine streitbare Tigerin verliebt, nicht in ein sanftes Kätzchen.«
Sein Lachen vertrieb, zumindest fürs Erste, die dunklen Wolken. »Hast du Angst?«, fragte Leah mit einem angriffslustigen Funkeln in den Augen. Sie kratzte langsam über seinen Unterarm.
Boon Lee packte ihre Hand. Auf seiner Haut zeigten sich rote Striemen. »Das sollte ich wohl besser.« Er riss sie an sich. Leah spürte sein Glied hart werden und wand sich, doch er ließ sie nicht los, sondern drängte sie gegen die Wand.
»Lass mich«, keuchte sie halbherzig. Ihr Schoß kribbelte. Sie wollte Boon Lee. Jetzt, sofort.
»Niemals.« Sein Atem ging schneller. Mit einem Ruck hob er sie hoch, sein Glied fand wie von selbst den Weg in sie, pochte in ihr. Nie zuvor hatte er sie so heftig geliebt, hatte so heftig in sie gestoßen. Ineinander verkrallt stürzten sie auf den Boden, rollten übereinander, stöhnten, bissen sich, schrien ihre Lust hinaus.
Erschöpft ließen sie schließlich voneinander ab. Flach auf dem Rücken lagen sie nebeneinander auf dem Boden und beobachteten träge eine Spinne beim Einwickeln ihrer Beute in ihrem Netz unter dem Dach.
»Schade um den schönen Schmetterling«, bemerkte Boon Lee.
»Ach, dem waren ohnehin nur ein paar Tage zugemessen.«
»Du bist grausam. Wenn er nur ein paar Tage hatte, dann ist jede gewonnene Stunde umso kostbarer.« Nach einer Weile fügte er nachdenklich hinzu: »Und jede verlorene Stunde umso tragischer.«
»Ein weiterer Grund, warum wir so schnell wie möglich heiraten sollten. Jede Stunde ist kostbar.«
»Du hast recht, so geht es nicht weiter. Ich werde in den nächsten Tagen mit meinem Vater sprechen.«
»Das glaube ich erst, wenn du mir einen Antrag machst.« Leah stand auf und begann, sich anzukleiden. Seufzend bohrte sie den Zeigefinger durch einen Riss in der Seitennaht ihrer Bluse. »Keine Ahnung, wie ich das Mama erklären soll.«
»Flicke es selbst.«
»Du ahnst gar nicht, wie unbegabt ich in allem bin, das auch nur entfernt mit Haushalten zu tun hat.«
Kurz darauf standen sie vor dem Haus und begutachteten ihre Kleidung. Boon Lee zupfte etwas trockenes Laub von Leahs Ärmel und richtete den Kragen. »Ein wenig derangiert siehst du tatsächlich aus«, stellte er fest, »aber es wird gehen.« Er nahm sie in den Arm. »Ich werde dich immer lieben.«
»Immer ist ein großes Wort«, sagte Leah ernst. »Sag es nur, wenn du es auch wirklich meinst. So, ich muss mich wirklich sputen. Wir haben Gäste zum Abendessen. Mrs Cuppage, Mrs Duff und noch ein paar Damen von der Ladies Bible and Tract Society. Mama besteht auf meine Anwesenheit, und ich will sie nicht unnötig verärgern.« Sie gab ihm einen letzten, flüchtigen Kuss und eilte davon. Boon Lee würde eine Weile warten, bevor auch er sich auf den Heimweg machte.
* * *
Johanna entfachte einen Sturm, als sie der Mutter von ihrem Verdacht berichtete und ihr die Zeichnungen zeigte. Nichts hatte sie auf das Ausmaß der Wut und Empörung vorbereitet. Es sei alles Johannas Schuld, hatte die Mutter geschrien. Anstatt, wie es ihre Pflicht gewesen wäre, dem Treiben der Jüngeren einen Riegel vorzuschieben, hätte sie sie zu jeder Gelegenheit in Schutz genommen. Vergeblich hatte Johanna ihre Mutter angefleht, Milde walten zu lassen, und war schließlich verstummt.
Es war bereits dunkel. Johanna saß mit Friedrich und der Mutter im Salon und harrte Leahs Rückkehr. Ihr Mund war ausgedörrt. Ein Klappern im Garten ließ sie aufhorchen, doch es war nur Lim.
Während die Mutter schmallippig auf der Sesselkante hockte, studierte Friedrich mit scheinbarer Ruhe den
Straits Guardian.
Johanna wusste, dass es auch in ihm brodelte. Sobald er aus dem Kontor zurückgekehrt war, hatte ihre Mutter ihm alles erzählt. Er hatte getobt, von Ehrverletzung und Beschmutzung des Familiennamens geredet, bis es Johanna zu viel geworden war und sie ihm Einhalt
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