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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Tod gefunden hat«, fuhr Sarah fort, »aber ich muss versuchen, mit der Vergangenheit fertig zu werden. Und dieser Spaziergang und ein Gespräch mit Miss Jones werden mir bestimmt dabei helfen.«
    Edna machte ein skeptisches Gesicht. Bezweifelte sie, dass ihr Mündel seine Meinung geändert hatte, oder dass die beiden jungen Frauen sich aussöhnen würden? Soll sie denken, was sie will, dachte Sarah. Nach unserem Spaziergang wird sich ein großes Problem erledigt haben.
     
    Gegen halb fünf brachen die beiden Frauen auf. Sie würden höchstens eine Stunde fortbleiben, versicherten sie. Sarah war anfangs ziemlich still. Sie grübelte über ihre Absichten nach und darüber, ob man ihr wohl auf die Schliche kommen würde. Um diese Uhrzeit lag Reeves Point verlassen da; Zeugen würde es deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht geben. Sie redete sich ein, das Richtige zu tun; schließlich stand ihre Zukunft auf dem Spiel.
    »Ganz schön windig«, meinte Amelia und schlug fröstelnd den Kragen ihrer Strickjacke hoch.
    »Ich liebe den Wind!«, sagte Sarah und sog die reine Luft tief in die Lungen. Nach fünf Jahren in einer stickigen Gefängniszelle – das wurde ihr in diesem Moment wieder einmal bewusst – würde sie frische Luft niemals mehr als etwas Selbstverständliches betrachten.
    Amelia musste plötzlich an Lance und seine sonderbare Reaktion auf die Ankündigung seiner Verlobung denken. Man könnte fast glauben, er würde zu dieser Ehe gezwungen. Ob sie von der jungen Lady Näheres erführe? »Sie sagten, Sie wollten mit mir über Ihre Hochzeit sprechen …«
    »Ja, stimmt. Ich bin ein bisschen nervös deswegen, aber das ist wahrscheinlich ganz normal«, sagte Sarah.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Amelia achselzuckend. »Ich entsinne mich an keine Hochzeit.«
    »Ist Ihnen inzwischen sonst noch etwas eingefallen?«, fragte Sarah wie beiläufig.
    »Manchmal sehe ich mich in den Armen eines gut aussehenden Mannes über eine Tanzfläche wirbeln. Es ist ein prächtiger Ballsaal, und wir tanzen Walzer. Ich muss sehr gern und sehr gut getanzt haben.« Sie war überzeugter denn je, keine Dienstmagd gewesen zu sein. Keine ihrer Erinnerungen passte zum Leben einer Bediensteten. Darüber konnte sie allerdings nicht reden, ohne das Mündel der Ashbys der Lüge zu bezichtigen.
    »Vielleicht war Ihre Familie einmal wohlhabend und hat dann aus irgendeinem Grund alles verloren. Das würde erklären, warum Sie früher ein Pferd besessen haben, sich schließlich aber als Dienerin verdingen mussten«, sagte Sarah. Sie hatte sich diese Erklärung vorher schon zurechtgelegt, in der Hoffnung, Amelia würde sich damit zufrieden geben und ihre Situation akzeptieren.
    »Ja, das wäre möglich«, erwiderte Amelia nachdenklich, obwohl es immer noch nicht erklärte, weshalb sie keinerlei Erinnerungen an ein Leben als Dienerin hatte.
    Die beiden Frauen waren bei der Steilküste angelangt. Der Wind, der vom Meer her wehte, blies hier noch kräftiger und war kühl, obwohl es ein warmer Tag war. Er zerrte an den Haaren der Frauen und peitschte die Schaumkronen von den Wellen, sodass die Küste in einen gespenstischen feinen Sprühwassernebel gehüllt war. Amelia fröstelte. Leises Unbehagen beschlich sie, das sich noch verstärkte, als sie draußen auf See ein Schiff erblickte, das von den Wellen hin und her geworfen wurde. Seit jenem schicksalhaften Tag, als sie nach dem Untergang der Gazelle das Gedächtnis verloren hatte, sah sie das Meer mit anderen Augen.
    »Kommen Sie, klettern wir hinauf«, schlug Sarah vor und zeigte zur Felswand.
    Amelia folgte ihrem Blick. Sie zögerte.
    »Nun kommen Sie schon!« Sarah winkte sie ungeduldig zu sich.
    »Ist es nicht zu windig da oben?« Hinter Amelias Frage verbarg sich in Wirklichkeit die Angst vor dem gefährlichen Aufstieg. Doch sie wollte nicht für feige gehalten werden.
    »Man hat einen herrlichen Blick von dort oben. Das müssen Sie unbedingt gesehen haben! Wer weiß, wann Evan Ihnen das nächste Mal freigibt.«
    Da hatte sie Recht; dennoch hielt eine unbestimmte Furcht Amelias Herz umklammert. »Ich dachte, Sie wollten mit mir reden. Sollten wir uns dafür nicht ein geschütztes Plätzchen suchen?«
    »Wir haben nachher immer noch genug Zeit. Nun kommen Sie endlich!«
    Amelia folgte ihr widerstrebend den steilen Felshang hinauf. Als sie oben angekommen waren, wich sie sofort ein Stück zurück, doch Sarah trat ganz nahe an den Abgrund heran.
    »Vorsicht!«, rief Amelia, als sich ein

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