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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wuschen sie sich auch nach dem Essen nicht.
    »Räum auf«, befahl Evan. »Ich muss nach dem Vieh sehen.«
    Amelia betrachtete den mit Knochen, Brotkrümeln, Fett und anderen Abfällen beschmutzten Tisch und schauderte. Als Evan hinausgegangen war, kamen ihr die Tränen. »Ich schaff das nicht«, flüsterte sie. »Ich schaff das einfach nicht.«
     
     

Kingscote
     
    »In ungefähr zehn Minuten legen wir in Kingscote an, Miss Divine.«
    Sarah war nervös. Sie konnte es kaum erwarten, ans Ziel zu kommen. Kapitän Cartwright hatte ihr versichert, sie würden auf direktem Weg nach Kingscote fahren. Zehn Stunden waren sie unterwegs gewesen. Von Cape du Couedic aus hatten sie zunächst Kurs auf Cape Borda genommen. Als sie das Kap umrundet hatten, waren sie mit vollen Segeln, den Wind im Rücken, an der Nordküste der Insel entlanggesegelt, wobei sie viel Zeit gutgemacht hatten.
    »Ich danke Ihnen, Kapitän Cartwright.« Sarah stand beim Kapitän im Ruderhaus. Sie hatten gerade die Bay of Shoals passiert und waren im Begriff, Beatrice Point zu umsegeln. Der Wind an Deck sei ihr zu kalt, hatte Sarah gesagt, doch das war nur eine Ausrede. In Wirklichkeit wollte sie dem Fischgestank entkommen. Sie hatten australische Heringe – die streng genommen keine Heringe, sondern Barsche waren, wie der Kapitän ihr erklärte –, Hornhechte, Wittlinge, Glasbarsche und Kalmare gefangen.
    »Sie können es bestimmt kaum erwarten, nicht wahr?«
    Sarah warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, nach allem, was Sie durchgemacht haben, sind Sie sicher froh, bald wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.«
    »O ja. Gott sei Dank war die See heute ruhiger.«
    »Das kann sich schnell ändern, aber das wissen Sie ja selbst. Wenn Sie möchten, bringe ich Sie nach Hope Cottage.« Er streifte ihre nackten Füße mit einem flüchtigen Blick.
    »Hope Cottage?«
    »Das Anwesen der Ashbys.«
    »Oh.« Sarah fragte sich, ob sie das hätte wissen müssen. Sie musste auf der Hut sein, wollte sie sich nicht durch einen dummen Fehler verraten. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Kapitän.« Sie hatte sich bereits überlegt, wie sie es anstellen sollte, die Ashbys zu finden. Ohne Schuhe konnte sie schließlich nicht durch den Ort marschieren. Sie hatte die eigenen Schuhe bei dem Schiffsunglück verloren, und die Schuhe in Amelias Koffer waren ihr zu klein.
    »Edna und Charlton werden überglücklich sein, dass Ihnen nichts zugestoßen ist.«
    Sarah prägte sich die Namen ihrer Vormünder ein. Lucy hatte sie nicht erwähnt, doch Sarah erinnerte sich, dass der Leuchtturmwärter sie genannt hatte. Zu dem Zeitpunkt hatte sie in ihrer Aufregung allerdings nicht darauf geachtet. Sie durfte diese Namen auf keinen Fall wieder vergessen.
    »Die Gazelle hätte vorgestern eintreffen sollen«, fuhr der Kapitän fort. »Die beiden sind bestimmt außer sich vor Sorge. Wenn ich daran denke, wie viele Leute in Adelaide und Melbourne vergeblich auf gute Nachrichten von ihren Lieben hoffen …«
    »Ja, furchtbar.« Sarah dachte an die mehr als hundert Menschen, die bei dem Schiffsunglück ums Leben gekommen waren. Unter den Passagieren waren Mütter, Väter und Kinder gewesen, alte Leute und junge Abenteurer, der Kapitän und seine Matrosen. Und Lucy. Sie würde die arme Lucy nie vergessen. Ihr wurde bewusst, wie viel Glück sie gehabt hatte. Aber sie würde noch mehr Glück brauchen, wenn sie es schaffen wollte, in absehbarer Zeit nach England zurückzukehren.
    »Es macht Ihnen doch nichts aus, ein paar Minuten zu warten?«, fragte Kapitän Cartwright. »Ich muss die Hafenbehörde vom Untergang der Gazelle informieren.« Dass er auch die Küstenwache verständigen würde, damit nach eventuell angeschwemmten Leichen gesucht wurde, verschwieg er ihr. »Es könnte sein, dass man Ihnen ein paar Fragen stellen möchte, weil Sie eine der beiden einzigen Überlebenden sind. Aber ich vermute, das kann warten, wenn Sie sich heute nicht in der Lage dazu fühlen.«
    »Das wäre mir wirklich lieb, Kapitän.«
    »Natürlich. Ich verstehe.«
    Sarah fiel plötzlich ein, dass man ihr im Gefängnis zur Auflage gemacht hatte, sich bei der hiesigen Polizei zu melden. Die Beamten sollten dafür sorgen, dass sie tatsächlich auf Evan Finnlays Farm ankam. Sarah wollte nicht, dass ein Konstabler hinausfuhr und herausfand, dass die Frau dort draußen sich an nichts erinnern konnte. Noch schlimmer wäre es allerdings, wenn Amelia inzwischen ihr Gedächtnis

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