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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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habe mein Bestes versucht, aber bei so viel Arbeit bleibt es nicht aus, dass ich die Kinder vernachlässige. Aber jetzt, wo du da bist, wird sich ja einiges ändern. Du wirst dafür sorgen, dass die Kinder sauber sind, etwas zum Anziehen und zu essen haben. Ich will aber nicht, dass eine Zuchthäuslerin die Mutterrolle bei ihnen übernimmt! Ist das klar?«
    Amelia warf ihm einen finsteren Blick zu. Was glaubte dieser Mann, was sie mit den Kindern vorhatte?
    Einige Minuten später gelangten sie auf eine umzäunte Lichtung. Amelia betrachtete die zwei grob gezimmerten Hütten, von denen die eine sehr viel kleiner war als die andere. »Wo sind wir?«
    »Das ist mein Haus«, sagte Evan und deutete auf die größere der beiden Hütten. »In der Kate dort wirst du wohnen.«
    Amelia wurden die Knie weich. Fassungslos starrte sie auf das so genannte Haus und ihre Unterkunft. Beide Holzhütten hatten flache, mit Stroh gedeckte Dächer, und jede Hütte hatte nur ein einziges kleines Fenster. Das größere Haus besaß einen Kamin aus unbehauenen Steinen und Lehm; Rauch stieg daraus empor. Aus dem Innern des Hauses war das Geschrei tobender Kinder zu hören. Ein baufälliger Zaun zog sich rings um die Lichtung, und in der Mitte war eine Art Gemüsegarten angelegt worden. Hinter dem Haus, wo der Busch gerodet war, standen windschiefe Ställe. Hühner gackerten, ein junger Hahn krähte, und eine mit einem Strick festgebundene Kuh ließ sich das saftige Gras schmecken. Anscheinend regnete es häufig auf der Insel: Das Gras wuchs üppig und in sattem Grün. Der dunkle Boden hingegen war hart und steinig, weil der Wind ihn wohl rasch austrocknete.
    Evan stieß ein Gatter auf, und Amelia ging langsam hindurch, den Blick ungläubig auf das Haus geheftet. Sie hatte geglaubt, es könne nicht mehr schlimmer kommen, aber das war ein Irrtum gewesen, ein schrecklicher Irrtum. Unter einer Farm hatte Amelia sich ein weitläufiges Steinhaus mit großer Küche und rustikalen, aber bequemen Möbeln vorgestellt. Doch sie wurde bitter enttäuscht.
    Sie betrat einen düsteren Raum, in dem ein großer Holztisch mit acht Stühlen stand, von denen keiner dem anderen glich; sie waren mit Streifen aus Tierhäuten zusammengebunden. Offensichtlich hatte Evan diese primitiven Möbel selbst gefertigt, vermutlich aus den Bäumen, die er gerodet hatte. Einen Herd gab es nicht, nur eine offene Feuerstelle, über der ein schwarzer Kessel hing. Auf der anderen Seite des Zimmers erblickte Amelia ein zerwühltes Bett. Der Fußboden bestand aus nackter Erde. Spinnweben hingen von der Decke.
    Das Kindergeschrei drang aus einem Nebenzimmer herüber. Es war aus Lehm und an die Rückseite des »Hauses« angebaut worden.
    »Ich bin wieder da!«, rief Evan. Schon kamen die Kinder lärmend ins Zimmer gestürmt. Als sie Amelia sahen, verstummten sie schlagartig und starrten sie aus großen Augen an.
    »Das ist Sarah Jones«, sagte Evan. »Ich hab euch ja schon erzählt, dass sie die nächsten zwei Jahre bei uns arbeiten wird.«
    Amelia betrachtete die ungewaschenen Gesichter der Kinder. Auch wenn sie keine Erinnerungen mehr hatte – sie war sicher, nie im Leben so schmutzige Kinder gesehen zu haben. Ihre Kleidung war zerlumpt, und sie gingen barfuß. Bis auf das älteste Mädchen, das mausbraune Haare hatte, waren alle rothaarig und sommersprossig. Und alle sahen so struppig aus, als hätten sie sich monatelang nicht gekämmt.
    »Hallo«, sagte Amelia. Die Mädchen gaben keine Antwort, musterten sie nur misstrauisch. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie nicht viel besser aussah als die Kinder. Verlegen griff sie in ihr Haar und stellte erschrocken fest, dass Wind und Salzwasser es klebrig und strähnig gemacht hatten. In ihrem zerrissenen Kleid und mit den blauen Flecken und Kratzern am ganzen Körper musste sie einen erschreckenden Anblick bieten.
    »Habt ihr eure guten Manieren vergessen?«, murrte Evan. »Wo bleibt die Begrüßung?«
    Die Kinder murmelten einen Gruß.
    Evan blickte sich um. »Wo ist Milo?«
    »Papa!«, ließ sich ein dünnes Stimmchen vernehmen, und schon kam Milo aus dem hinteren Zimmer angerannt. Evans Gesicht leuchtete auf, als er den kleinen Jungen in die Arme nahm und mit Schwung hochhob. Milo war eine Miniaturausgabe seines Vaters; er besaß das gleiche lockige Haar, und wie bei Evan war Milos Nase zu groß geraten. Amelia betrachtete fasziniert das spitzbübische Gesicht des Jungen, das genauso schmutzig war wie das seiner Schwestern.
    »Guck

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