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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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zurückkehren«, tröstete er sie. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, wie schrecklich es sein musste, das Gedächtnis verloren zu haben. Er fand es bewundernswert, wie sie die Situation bewältigte. Wie würde er an ihrer Stelle wohl damit umgehen?
    »Ich bewundere Ihre Kraft«, sagte er unvermittelt. Verwundert über das Kompliment schaute Amelia ihn an.
    Tamar-Wallabies huschten vor ihnen den Weg entlang. Plötzlich ertönte ein seltsames dumpfes Brummen. Amelia erschrak.
    »Was war das?«
    »Emus«, erklärte Gabriel. »Es ist Paarungszeit.« Er bückte sich, spähte in das undurchdringliche Gebüsch und zeigte dann auf ein Nest am Boden. »Da, sehen Sie? Die Henne legt normalerweise sieben bis zehn Eier, und der Hahn brütet sie aus. Nach sechzig Tagen schlüpfen die Jungen.« In einiger Entfernung entdeckten sie die stolzen Eltern mit ihren acht Jungen, die ihnen zwischen den Beinen herumtrippelten. »Das gestreifte Gefieder ist eine gute Tarnung«, flüsterte er.
    »Gibt es Füchse auf der Insel?«
    »Nein. Ihre einzigen Feinde sind Schlangen und Seeadler. Und Evan.«
    »Wieso Evan?«
    »Gelegentlich erlegt er ein Emu. Er behauptet, gebraten würde die Keule wie Rindfleisch schmecken. Ich kann es nicht sagen, ich hab’s nie probiert.«
    Amelia schüttelte sich. Fasziniert betrachtete sie die Emuküken. »Sie sind wunderschön.« Sie begriff nicht, wie Evan auch nur daran denken konnte, diese Tiere zu töten. Sie hätte gern eins gestreichelt, um festzustellen, ob sie sich so flaumig anfühlten, wie sie aussahen.
    Sie gingen weiter. Gabriel zeigte ihr eine einheimische Fuchsie, deren Blüten roten Glöckchen glichen. »Es gibt einige wirklich bemerkenswerte Pflanzen auf der Insel. Mit den Walfängern und Robbenjägern kamen auch Pflanzenzüchter auf der Suche nach neuen Arten wie der Fuchsie, von denen sie dann die Samen einsammelten.«
    Amelia bestaunte die Farbenpracht. Es schien fast schon ein Wunder, dass so bezaubernde Blumen inmitten von unscheinbarem Dornengestrüpp gedeihen konnten.
    Nach einer Weile blieb Gabriel abermals stehen. Die Küste fiel an dieser Stelle steil ab, sodass sich ein herrliches Panorama öffnete. In der Ferne konnte man die Remarkable Rocks erkennen. Sie sahen wie eine Herde prähistorischer Tiere auf einer Kuppel aus. Wind und Wetter hatten die Felsen zu bizarren Gebilden geformt; es waren, wie ihr Name schon sagte, wirklich »fantastische Felsen«. Amelia freute sich schon darauf, sie aus der Nähe zu bewundern. Doch zuerst wollte sie den einzigartigen Ausblick noch ein wenig genießen. Felsige Klippen zogen sich an der Küste entlang. Die blaue See schien wie gemalt. Obwohl sie kaum bewegt war, brandete sie weiß schäumend gegen den Fuß der Steilwände. Ein feiner Sprühwasserschleier waberte über der Gischt. Es war ein atemberaubender Anblick. Angesichts dieses friedlichen Bildes konnte Amelia kaum glauben, mit welcher Zerstörungswut die See Schiffe in die Tiefe und unzählige unschuldige Menschen in den Tod riss.
    Plötzlich durchzuckte sie eine Erinnerung: Eine hohe Welle rollte auf sie zu und schlug über ihr zusammen, und sie spürte, wie sie keine Luft mehr bekam. Sie rang nach Atem.
    »Was ist?«, fragte Gabriel verdutzt.
    Der Bann war gebrochen. Seine Stimme holte sie jäh in die Gegenwart zurück. »Ich habe mich gerade an etwas erinnert, aber jetzt ist es wieder verschwunden …« , erwiderte Amelia leise.
    »Woran haben Sie sich erinnert?«
    »Eine riesige Welle, die über mir zusammenschlug und mich in die Tiefe drückte. Das muss passiert sein, als das Schiff gesunken ist.«
    Sie gingen den abschüssigen Weg zu den Felsen hinunter.
    »Wie war ich eigentlich, bevor ich das Gedächtnis verloren habe?«, fragte sie unvermittelt.
    Gabriel blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja … was für ein Mensch war ich? Habe ich mich irgendwie verändert?«
    Sein Gesichtsausdruck beunruhigte sie.
    »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    Amelia starrte ihn bestürzt an. »War ich so schlimm?«
    Gabriel blickte verlegen zu Boden.
    »Das ist nicht Ihr Ernst!« Er hatte zwar nichts gesagt, doch sein Schweigen sprach Bände. Noch hoffte sie, dass er sich nur einen Scherz mit ihr erlaubte. Doch seine nächsten Worte zerstörten diese Hoffnung: »Sie waren unfreundlich und ziemlich hochnäsig. Nachdem ich Sie aus dem Wasser gefischt hatte, waren Sie so unausstehlich, dass ich Sie ehrlich gesagt am liebsten wieder hineingeworfen hätte.«
    »O nein!« Sie

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