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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Gouverneurs zu verkehren. Ländliche Vergnügungen wie die Feste auf Nouveau Brissac verschlangen obendrein Zeit, man fuhr ja nicht eben für einen Abend aufs Land. Und Zeit war Geld für den jungen Arzt.
    Natürlich berichtete Victor, dass er auch auf der Plantage seiner Eltern Patienten empfing, aber ob er den Freunden seiner Familie wirklich Rechnungen schickte? Doug glaubte das nicht. Er argwöhnte immer noch, dass Deirdre etwas Mangel an materiellem Wohlstand litt. Hatte ihr Liebhaber ihr vielleicht mehr bieten können? Doug fragte sich, wie es sich möglich machen ließe, die jungen Dufresnes ein bisschen finanziell zu unterstützen.
    »Ich bin jedenfalls gespannt auf die Plantage«, bemerkte Nora. »Nouveau Brissac, das klingt nach einem Schloss.«
    »Es gibt in der Tat ein Schloss Brissac«, erklärte der weitgereiste Doug, »es liegt in Frankreich, an der Loire. Vielleicht ist es ein früherer Familiensitz. Würde mich nicht wundern, wenn die Dufresnes schon Geld hatten, bevor sie sich in Saint-Domingue niederließen.«
    Victor bestätigte das sofort. Sein Großvater war im Gefolge des ersten französischen Gouverneurs nach Hispaniola gekommen und hatte sich gleich den schönsten Besitz gesichert.
    »Nouveau Brissac ist ein traumhafter Ort«, schilderte der Arzt den Fortnams seine Heimatplantage. »Allerdings auch ein bisschen unwirklich … Ihr werdet sehen, was ich meine. Ich hoffe, dass es euch gefällt.«
    Nora war nie in Frankreich gewesen, sie hatte nur Bilder von den dortigen Schlössern gesehen. Als sie jetzt Nouveau Brissac in der Mittagssonne vor sich liegen sah, fühlte sie sich tatsächlich wie in einem Traum, versetzt nach Versailles. Auch ihr eigenes Haus auf Jamaika wirkte verspielt, Deirdre hatte es alsKind gern mit einem Schloss verglichen. Cascarilla Gardens war jedoch ein Holzbau, der karibische Leichtigkeit spiegelte. Das Haus der Dufresnes leuchtete dagegen reinweiß, hatte schiefergraue Dachschindeln und bestand aus Stein. An allen vier Ecken war es von Türmen begrenzt, ganz typisch für den Stil französischer Prachtbauten. Schon die Auffahrt mit den symmetrisch angelegten Blumenrabatten wirkte mehr als beeindruckend. Das Haus war von einem Park umgeben, der zweifellos von französischen Landschaftsarchitekten gestaltet worden war. Nicht einmal das in Schlossgärten so beliebte Heckenlabyrinth fehlte. Auf die Einbeziehung einheimischer Gewächse hatte man bei der Anlage weitestgehend verzichtet, Nora erkannte lediglich einige Mahagoni- und Zedernarten, die es zwar nur in der Karibik gab, die dem Architekten aber wohl europäisch genug erschienen waren, um sie hier zu integrieren.
    »Es ist unwirklich!«, sprach Doug aus, was Nora dachte. Leise allerdings, bis zu Victor auf dem Bock oder Deirdre auf ihrem Pferd sollten seine Worte nicht dringen. »Ich würde eher sagen gespenstisch! Meine Güte, die Siedler bei uns haben ja schon ihr Möglichstes getan, um Jamaika in Kleinengland zu verwandeln, aber Nouveau Brissac … Es sieht aus, als hätte man ein Loire-Schlösschen in die Tasche gesteckt und hier wieder aufgestellt.«
    Nora nickte. »Das muss unglaublich teuer gewesen sein«, murmelte sie.
    Doug lachte. »Das ist es noch«, meinte er. »Sie müssen Heerscharen von Sklaven einsetzen, allein für die Pflege dieses Parks! All die perfekt gestutzten Hecken – in diesem Klima kann man den Pflanzen doch beim Wachsen regelrecht zuschauen! Und siehst du irgendwo auch nur ein winziges bisschen Unkraut?«
    Victor wandte sich um und lächelte seinen Schwiegereltern zu. »Willkommen in Frankreich«, bemerkte er bitter. »Aber macht euch keine Sorgen. Wenn ihr gänzlich die Orientierungverliert, zeige ich euch gern mal die Sklavenquartiere. Dann wisst ihr wieder, wo ihr seid.«
    Tatsächlich wirkte die schwarze Dienerschaft im Hause der Dufresnes irritierend. Man hätte hier eher weiße Lakaien erwartet, obwohl selbst der Knecht, der Victor und Deirdre die Pferde abnahm, in eine Livree gewandet war und das dunkle Kraushaar weiß gepudert trug. Die bombastische Eingangshalle schüchterte die älteren Fortnams auch nicht derart ein wie damals Deirdre. Sie kannten repräsentative Bauten wie diese aus England und Frankreich, und bevor Cascarilla Gardens abgebrannt war, hatte es dort nicht viel bescheidener ausgesehen.
    »Madame und Monsieur Sie erwarten zu Essen«, erklärte der schwarze Majordomus und wies den Fortnams ihre Zimmer an.
    Wahre Zimmerfluchten, wie sie erwartet hatten. Das

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