Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
besseren Mann.
    Die kleine Gruppe ging eben an der Spelunke vorbei, in der Lennie immer noch lebte und arbeitete, Amali blickte angestrengt in eine andere Richtung. Auch Leon sah aufs Meer hinaus, während Libby ihr neues Wort Schiff aufgeregt wiederholte und auf die in den Hafen einlaufenden Segler zeigte.
    Bonnie war die Einzige, die ihre wachsamen Blicke über die Schenke und die Männer darin schweifen ließ – und sie meinte,einer Sinnestäuschung zu erliegen, als sie den großen schwarzen Mann mit den blitzenden hellbraunen Augen darin erkannte. Jefe trug die Kleidung der Hafenarbeiter. Er fiel hier nicht auf – und er ließ sich nicht anmerken, dass er Bonnie erkannte. Aber gesehen hatte er sie, da war sie sich sicher. Sein Blick hatte den ihren gekreuzt.
    Bonnie hängte sich demonstrativ bei Leon ein und versuchte, ihre Nervösität zu überspielen. Jefe grinste sie an. Und dann waren sie vorbei.
    Bonnie schluckte. Hatte sie sich die Begegnung vielleicht doch nur eingebildet? Jefe würde kaum so gelassen dasitzen, wenn er gekommen war, um ihr Kind zu stehlen.
    Die Rebellen haben anderes zu tun   … Victors beruhigende Worte fielen ihr wieder ein. War Jefe gar nicht ihretwegen hier? Ging es in Wirklichkeit um Macandal?
    Bonnie versuchte, sich mit dieser Überlegung zu beruhigen – und dieses Mal zog sie niemanden ins Vertrauen. Was auch immer Jefe vorhatte, solange es sie und Namelok nicht betraf, würde sie ihn nicht verraten.
    Dann, am Abend, wurde sie jedoch eines Besseren belehrt. Bonnie überlief es kalt, als sie ihr Quartier betrat und einen Zettel auf dem Tisch entdeckte.
    Bobbie!
Komm in die Bucht der roten Mangroven.
Um Mitternacht. Du bist es uns schuldig.
    Bonnie überlegte bis zuletzt, Leon einzuweihen oder einfach nicht hinzugehen. Aber Jefes Nachricht klang nicht wie eine Drohung, eher wie ein Hilferuf. Und wenn er tollkühn genug gewesen war, sich am helllichten Tag in die Dienerunterkünfte zu schleichen, dann hätte er auch leicht in den Garten gehen können, wo Nafia den ganzen Nachmittag über mit Libby undNamelok gespielt hatte. Wenn er nur hier war, um seiner Massai-Frau das Kind zurückzuholen … Es gab einfachere Methoden, als Bonnie bei Nacht an den Strand zu locken, zumal er doch davon ausgehen konnte, dass sie Namelok erstens nicht mitbringen und sie zweitens sicher bei jemand anderem unterbringen würde, womöglich bei ihrer Herrschaft.
    Schließlich trug sie das schlafende Kind gegen elf hinüber zu Amali. Die war eben erst mit ihrer Arbeit fertig geworden. Die Dufresnes hatten eine kleine Abendgesellschaft gegeben, und Deirdre hatte Amalis Hilfe bis jetzt benötigt. Sie war also hellwach, als Bonnie kam – und bemerkte sofort ihre Aufregung.
    »Ich soll auf Namelok aufpassen? Jetzt, mitten in der Nacht?« Amali runzelte die Stirn, dann ging ein Leuchten über ihr Gesicht. »Dann tust du’s jetzt also endlich? Du gehst zu Leon?«
    Bonnie wusste darauf nichts Rechtes zu antworten. Sie hatte über eine Ausrede nachgedacht und eigentlich beschlossen, eine Unpässlichkeit vorzutäuschen. Vielleicht eine Magenverstimmung, in deren Folge sie dreimal pro Stunde auf den Abtritt rennen musste – und mit der sie Namelok weder wachhalten noch anstecken wollte. Aber das mit Leon war natürlich viel besser …
    Sie biss sich auf die Lippen. »Ich … da möchte ich nicht drüber reden, ich …«
    Amali kicherte. »Du bist so prüde!«, tadelte sie. »Hab ich dir nicht immer alles von Jolie erzählt? Und von Lennie, der gegen Jolie ein ziemlicher Versager war, unter uns gesagt.«
    Sie war ganz aufgekratzt und plauderte vergnügt. Amali schätzte Bonnies Gesellschaft, schließlich war die junge Frau eine der wenigen, mit denen sie auf Saint-Domingue Englisch sprechen konnte.
    »Es ist das erste Mal«, murmelte Bonnie, was Amali wieder einmal verwirrte. Bonnie hatte nicht alles über ihren früherenBackra erzählt – und ganz sicher nichts von seinem Tod. Aber dass sie keine Jungfrau mehr war, konnte sich Amali zusammenreimen. »Also so etwas wie das erste Mal«, verbesserte sie sich.
    Amali lächelte. »Ist schon gut, ich versteh’s ja. Jedenfalls viel Spaß! Und Namelok brauchst du vor morgen früh nicht abzuholen. Ich leg sie zu Libby, die kuscheln ja gern miteinander.«
    Amali legte Namelok behutsam in das Körbchen ihrer Tochter, das direkt neben ihrem Bett stand. Sicherer konnte das Kind nicht untergebracht werden.
    »Ich geh dann mal«, sagte Bonnie, Amalis erneutes

Weitere Kostenlose Bücher