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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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geschmeckt«, klagte Yvette. »Wie gesagt, ich mag keine Hühnersuppe … Nicht so heftig, Sandrine, du machst mein ganzes Haar nass!« Yvette begann, mit ihrer Sklavin zu schimpfen, und Deirdre entschied, dass zumindest sie über den Berg sein durfte. Das Gift war in der Hühnerbrühe gewesen …
    Sie erschrak. Gift? Hatte sie da wirklich an Gift gedacht? Bisher war sie von verdorbenen Lebensmitteln ausgegangen, vielleicht einer Fischvergiftung. Doch das Huhn für die Suppe …
    »Patrick geschlachtet Huhn. Kurz vor Kochen. Ich schwören! Und ich probiert Suppe! Alles gut. Nichts getan in Suppe Charlene. Madame glauben Charlene!« Die Köchin, die Deirdre gleich dazu befragte, begann sofort erneut mit der Litanei ihrer Unschuldsbeteuerungen.
    Deirdre sah die dicke schwarze Frau prüfend an. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihre Herrschaft vergiftet hatte. Und nach dem, wie rundlich sie war, kostete sie die Speisen bestimmt ausgiebig vor. Sie hatte die Suppe ja auch abschmecken müssen und dabei sicher mindestens so viel davon zu sich genommen wie Yvette. Charlene war jedoch ganz gesund …
    »Wer hat die Suppe aufgetragen, Charlene?«, fragte Deirdre.
    Die Köchin überlegte kurz. »Neue Küchenmädchen«, sagte sie dann. »Die mit komische Namen. Afrikanerin …«
    »Assam«, half Yvettes Zofe aus, die eben geschäftig vorbeieilte, zweifellos mit einem neuen Auftrag ihrer Herrin. »Ist erst hier drei, vier Monate.«
    Deirdre horchte auf. Das war eine Spur … Sie ging die Treppe hinunter und stieß auf den kräftigen Sklaven, der ihnen zuvor die Pferde abgenommen hatte. Er war inzwischen ins Haus gekommen und dirigierte die Dienerschaft. Vielleicht der Majordomus, der nur heute, im allgemeinen Durcheinander, auf die Livree verzichtete.
    »Wo finde ich denn wohl Assam?«, erkundigte sich Deirdre.
    Der Mann wusste darauf allerdings keine Antwort. Und auch die anderen Sklaven erinnerten sich nicht, die »Afrikanerin« in den letzten Stunden gesehen zu haben.
    Zwei Stunden später war Monsieur Courbain gestorben. Seine Frau wurde immer noch von Krämpfen geschüttelt, war inzwischen aber zu schwach, um zu stöhnen oder zu schreien. Noch am selben Abend folgte sie ihrem Gatten in den Tod. Yvette reagierte mit hysterischem Weinen. Sie wurde erst ruhiger, als Victor ihr Laudanum verabreichte. Das mochte sie zwar weiter schwächen, aber ihr Puls hatte sich normalisiert, sie schien die Vergiftung überstanden zu haben. Und weder Victor noch Deirdre brachten jetzt noch die Energie auf, sie wortreich zu trösten.
    Vor allem Victor war völlig ausgelaugt und am Ende seines Lateins. Er hatte in diesen Stunden alles versucht, um das Gift aus den Körpern seiner Patienten zu spülen. Um Erfolg zu haben, war er jedoch zu spät gekommen.
    »Wer weiß, ob es genützt hätte, wenn gleich eine Behandlung erfolgt wäre«, überlegte er zudem. »Das Gift wirkte ja wohl sehr schnell … Na ja, Mutter wird erleichtert sein. Mit unserem Dinner hatte diese Sache ganz sicher nichts zu tun.«
    Erschöpft nippte Victor an einem Glas Wein. Deirdre hatte einen der Diener kurzerhand den Rotwein aus ihren Satteltaschen öffnen und dekantieren lassen. Ein Getränk aus den Beständen der Courbains wollte sie lieber nicht kosten.
    »Nein«, sagte sie dann. »Sie hatte mit der Hühnersuppe zu tun und offenbar mit einer Sklavin namens Assam. Die hätte ich gern dazu befragt, aber sie ist seit dem Mittagessen verschwunden.«
    Deirdre und Victor verbrachten den Sonntag noch mit den Dufresnes, während eine Gendarmerieeinheit die Sklaven derCourbains verhörte. Die Männer bedienten sich recht drastischer Methoden, fast alle Hausangestellten wurden ausgepeitscht, um ihnen Auskünfte zu entlocken. Letztendlich konnten sich die Diener und vor allem die Köchin allerdings von jeder Schuld reinwaschen, wie ein Gendarm Jacques Dufresne am Nachmittag mitteilte. Als nächste Nachbarn der betroffenen Familie waren die Dufresnes verständlicherweise äußerst beunruhigt, und die Behörden trugen dem Rechnung. Der Gendarmerie-Direktor hatte versprochen, die Pflanzer über jeden Ermittlungsfortschritt zu informieren.
    »Die Köchin hat noch sich selbst und zwei Küchenmädchen aus dem Suppentopf verköstigt, nachdem sie die Terrine für ihre Herrschaft gefüllt und der Sklavin Assam übergeben hatte«, berichtete der Gendarm in schneidigem Tonfall. »Die hat sie dann leer zurückgebracht, bevor sie verschwand. Die Köchin hat sich noch darüber

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