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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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die Schultern hoch. »Kenne ich den Willen der Götter?«, fragte sie zurück. »Jede Frau, die ein Kind in sich tötet, kann mit ihm sterben. Auch das ist ein Preis, den wir zahlen. Aber bei mir passiert es selten. Mach dir keine Sorgen.«
    Nora machte sich zunächst Sorgen darum, möglichst ungesehen wieder nach Nanny Town zu kommen, aber wie es aussah, war das Schicksal ihr gnädig. Schon auf halbem Weg in die Siedlung roch sie Rauch und sah Flammen auf dem Bergkamm. Das Feuer auf den neuen äckern war den Brandrodern wohl außer Kontrolle geraten, die damit beschäftigten Männer und Frauen hatten alle Hände voll zu tun, die Brände wieder einzudämmen. Sogar einige der ranghöchsten Krieger kämpften mit den Flammen, und nicht mal die jungen Mädchen hatten an diesem Tag Schmähworte für Nora. Möglichst unauffällig reihte sie sich in die Gruppe der Frauen ein, die Wasser aus einem der Bäche schöpften und Eimer von einer zur anderen weiterreichten. Es war eine ziemliche Plackerei, zu der Nachmittagshitze kam die der Flammen. Der Wind blies glühende Aschepartikel vor sich her, die auf der Haut schmerzten und winzige Löcher in die Kleider der Frauen sengten. Die Bevölkerung von Nanny Town wurde der Brände erst Herr, als gegen Abend der übliche Tropenregen niederging.
    Bei Dunkelwerden war auch die letzte Glut gelöscht, und die Männer und Frauen schleppten sich todmüde und schmutzig von Schweiß und Asche in ihre Hütten. Viele badeten noch im Fluss oder an einem der Bäche – durch Nanny Town flossen mehrere Bachläufe, sogar zwei Quellen entsprangen auf dem Bergkamm. Auch das machte die Siedlung autark. Der Versuch, das Dorf vom Wasser abzuschneiden, war ebenso aussichtslos wie der, es auszuhungern.
    Nora versagte sich jedoch das Bad. Es war zu riskant. Wenn Tolo mit einem Blick gesehen hatte, dass sie schwanger war, dann erkannten das sicher auch etliche der anderen Frauen, wenn sie Nora unbekleidet vor sich hätten. Der Gedanke, dieses Versteckspiel bis zum kommenden Morgen beendet zu haben, erfüllte die junge Frau mit unverhohlener Erleichterung. Nein, die Entscheidung war richtig. Sie wollte kein Kind von Akwasi, und sie würde keins haben.
    Nora wartete nur noch, bis es völlig dunkel war und das Essen für Akwasi über dem offenen Feuer schmorte. Akwasi hatte der Brandbekämpfung nicht beigewohnt und war sauber und ausgeruht zu seiner Hütte zurückgekehrt. Er war bei Nanny gewesen. Nach wie vor stritten sich Cudjoe, Nanny und Quao in Nannys Kral, aber inzwischen verhandelten sie über mögliche Verträge mit den Weißen. Akwasi sollte alles niederschreiben, über das eine Einigung erzielt wurde. Leider gab es kaum einen Konsens in den Vorstellungen der Geschwister, außer dass der Gouverneur ihre Siedlungen als legal anerkennen und ihnen den Handel mit Kingston, Spanish Town und anderen englischen Niederlassungen erlauben sollte. Was sie ihm ihrerseits dafür bieten wollten, war heiß umstritten. Akwasi hatte den größten Teil des Tages in gähnender Langeweile verbracht, während die Geschwister in der Sprache der Ashanti aufeinander einredeten.
    Nora seufzte, als sie seine gereizte Stimmung wahrnahm. Sicher würde er sich in dieser Nacht an ihr abreagieren. Aber dieses Mal war es ihr egal. Wahrscheinlich würde es ihm nicht entgehen, wenn sie morgen krank war. Umso besser, wenn er es dann auf nächtliche Misshandlungen zurückführte.
    Nora ließ ihn mit seinem Essen am Feuer zurück und ging in die Hütte. Sie zündete kein Licht an – fast niemand in Nanny Town verwandte Kerzen oder Öllampen. Weder die Sklaven noch die verschleppten Afrikaner waren künstliche Beleuchtung gewöhnt. Allerdings fiel fahles Mondlicht in den Raum. Nora warf einen Blick in den Himmel und erkannte, dass beinahe Vollmond war. Wieder eine Vollmondnacht – das bleiche Gesicht des Himmelskörpers blickte fast tröstend auf sie herab. Nora empfand keine Gewissensbisse, keiner ihrer Geister erhob Einspruch gegen das, was sie im Begriff war zu tun. Sie sprach ein Gebet und entkorkte das Fläschchen.
    Als sie es eben zu den Lippen führte, flog die Tür auf.
    »Du wirst das nicht trinken!« Akwasi brüllte sie an und schlug ihr die Phiole mit dem Trank aus der Hand. Gleich darauf ohrfeigte er sie und stieß ihr die Faust in den Magen. »Hast du schon was in dir, du … du …« Nora würgte, sie konnte nicht antworten. Akwasi zerrte sie vor die Hütte und schlug sie ein weiteres Mal. »Kotz es aus, Schlampe!«,

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