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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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unlängst solche Urkunden ausgestellt. Adwea sehnte seitdem den Tag der Vertragsunterzeichnung herbei. Sie plante, ihre Tochter Mansah in Nanny Town zu besuchen. Das Mädchen hatte sich Nora bei ihrem Aufbruch mit Doug nicht angeschlossen, obwohl Nanny wahrscheinlich nichts dagegen gehabt hätte. Aber Mansah war inzwischen sechzehn und verliebt in einen der jungen Maroons … Von Máanu hatten Doug und Nora nichts weiter gehört, sie fragten allerdings auch nicht nach.
    »Aber wenn Akwasi sich nun immer noch an dir rächen will …«, sorgte sich Nora, als Doug kurz nach dem Gespräch ein letztes Mal vor der Vertragsunterzeichnung nach Nanny Town ritt.
    Doug zuckte die Achseln. »Wenn er mich hätte töten wollen, hätte er es längst getan. Zwischen Kingston und Nanny Town bietet jede Wegbiegung die Möglichkeit für einen Hinterhalt. Mach dich nicht verrückt, Nora, es hat sicher gar nichts mit Akwasi zu tun. Wahrscheinlich bilde ich mir die Bedrohung einfach ein.« Er lächelte. »Dein Draufgänger ist ängstlich geworden, meine Schöne. Ich glaube nicht, dass ich noch mal im Alleingang eine Stadt angreifen könnte …«
    Nora küsste ihn. »Das sollst du ja auch nicht, solange ich nicht darin gefangen gehalten werde«, gab sie zurück.
    Aber all ihre Scherze konnten das ungute Gefühl, das Dougs Geständnis in ihr ausgelöst hatte, nicht vertreiben. Schon deshalb nicht, weil auch sie unter vergleichbaren Einbildungen litt. Zumindest hatte sie es sich bisher so erklärt, wenn sie sich beobachtet fühlte – wobei die Bedrohung für sie näherzuliegen schien als für Doug. Nora meinte, vor allem am Strand von Cascarilla Gardens fremde Blicke auf sich ruhen zu fühlen. Nun, da dazu keine Heimlichkeiten mehr nötig waren, ritt sie fast jeden Tag dorthin. Doug hatte ihr die Hütte gezeigt, die er für ihren Geist hatte errichten lassen, und sie war zu Tränen gerührt gewesen. Es schien wirklich, als sei Doug in ihre Träume eingetaucht – der Strand sah jetzt ganz genauso aus, wie Simon und Nora es sich vorgestellt hatten. So musste sie denn auch an Simon denken, als sie zum ersten Mal meinte, eine fremde Präsenz in ihrer Nähe zu spüren. Ein bisschen schuldbewusst erinnerte sie sich daran, wie schnell sie seinen Schatten beiseitegeschoben hatte, als Doug schließlich wieder leibhaftig vor ihr gestanden hatte. Gab es tatsächlich einen Geist, der hier ihre Nähe suchte?
    Als Nora ein anderes Mal in der Hütte Zuflucht vor einem Regenschauer fand, wurde das Gefühl, nicht allein zu sein, übermächtig. So stark, dass sie den Kopf hob und Kontakt suchte.
    »Bist du da? Macht es … macht es dir etwas aus?«
    Nora tastete nach Simons Andenken, das sie nicht mehr ständig am Hals trug, aber doch stets bei sich. Immer wieder überkam sie das Gefühl, Simon zu betrügen, weil sie mit Doug lebte und ihn liebte.
    Natürlich erfolgte keine Antwort, und Nora kam sich ungeheuer töricht vor, als sie schließlich wieder in den Sonnenschein hinaustrat und ihre Füße in den regennassen Sand setzte. Außer ihren eigenen gab es hier zumindest keine Spuren.
    Aber Geister hinterließen ja auch keine Fußabdrücke.
    »Und ob es mir etwas ausmacht!«
    Akwasi hätte fast geantwortet, als er Noras unsichere Frage hörte. Wütend schlug er die Fingernägel in den Stamm der Palme, zwischen deren Wedeln er Ausguck bezogen hatte wie so oft zuvor. Jetzt, mit der Hütte am Strand, war es noch leichter, Nora – und oft auch Doug – ungesehen zu beobachten. Der Ausguck über der Hütte machte es auch leicht, sie zu belauschen, wenn sie drinnen waren, und Akwasi musste oft genug an sich halten, um nicht hinunterzuspringen, seinen Rivalen zu töten und die Frau erneut zu entführen. Er beherrschte sich allerdings eisern. Allein mit Nora würde er nicht weit kommen – und für den Mord und die Entführung würde man ihn jagen wie einen Hund. Nicht mal in den Bergen wäre er sicher. Seit Nanny sich Doug Fortnam als ihren Hausadvokaten hielt, standen die Fortnams unter dem Schutz der Windward Maroons. Und deren Truppen würden ihn finden, da machte Akwasi sich keinerlei Illusionen.
    Nein, wenn er irgendwann den Hauch einer Chance haben wollte, Nora zurückzugewinnen, dann ging das nur über den Plan, auf den er seit Monaten hinarbeitete. Er musste den Friedensschluss zwischen Weißen und Maroons verhindern – und dafür sorgen, dass Nanny und Quao, besser auch noch Cudjoe und Accompong, entmachtet wurden. Dann konnte er selbst die Maroons oder

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