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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Frau des Hauses eher kühl blieb. Eine enge Freundschaft zwischen den Familien schien zumindest nicht zu bestehen, aber das irritierte sie nicht. Auch zwischen ihrem Vater und dessen Geschäftsfreunden bestand bei aller Freundlichkeit stets eine gewisse Rivalität, die wirkliche Wärme unmöglich machte. Ihre Frauen waren meist aufgeschlossener, Nora musste nur abwarten, bis sich die Männer irgendwann nach dem Dinner ins Herrenzimmer zurückzogen.
    Tatsächlich taute auch Lady Hollister auf, als sie nach einem sehr schmackhaften leichten Essen mit Nora allein war. Die Hollisters hatten nicht mit Besuch gerechnet, aber ihre Köchin brachte dennoch drei Gänge auf den Tisch. Nora versuchte zum ersten Mal tropische Früchte. Lady Hollister beobachtete belustigt, wie ihr junger Gast zunächst vorsichtig kostete, dann aber eifrig zugriff. Nora schlug das Wetter auf Jamaika nicht auf den Appetit wie vielen anderen Neuankömmlingen. Im Gegenteil, in der Wärme blühte sie auf. Gegen Abend wurde es dann natürlich kühler, und Nora schaute fasziniert in den Sternenhimmel, nachdem die Lady sie in ein offenes Balkonzimmer geführt hatte und Kaffee, aber auch Fruchtsäfte servieren ließ.
    Das Mädchen, das die Erfrischungen brachte, ähnelte dem Hausherrn ebenfalls aufs Haar. Nora versuchte angestrengt, ihm nicht ins Gesicht zu schauen. Offensichtlich waren dies Dinge, die sie in ihrer neuen Heimat einfach hinnehmen musste. Immerhin wären ihr noch tausend weniger anstößige Fragen eingefallen, die sie Lady Hollister gern über Jamaika gestellt hätte. Aber ihre Gastgeberin wollte verständlicherweise lieber etwas über ihre alte Heimat hören. Und über Elias und Nora Fortnam! Sie fragte zunächst nach London und versuchte dann wie nebenbei, so viel wie möglich über Noras überraschende Eheschließung herauszufinden. Nora, durchaus geschult im Umgang mit dem Klatsch, berichtete knapp und versuchte ihrerseits, der Lady möglichst unauffällig Informationen über Cascarilla Gardens und die Stellung ihres neuen Ehemanns in der Kingstoner Gesellschaft zu entlocken.
    Eines schließlich war ihr schon in den ersten Stunden in dem neuen Land klar geworden: Ihr Gatte hatte zwar ausführlich über Flora und Fauna Jamaikas gesprochen, die Geschichte der Insel vor Nora ausgebreitet und wirtschaftliche Fakten genannt. Was die junge Frau in dieser Gesellschaft von Sklavenhaltern und Möchtegernlords und -ladys erwartete und was auf Cascarilla Gardens konkret auf sie zukam – davon wusste sie nichts.

KAPITEL 6
    N ora und Elias bezogen in dieser ersten Nacht auf Jamaika ein gemeinsames Schlafzimmer, und Elias nutzte ihr erstes Alleinsein nach der langen Seereise, um seiner Frau wieder beizuliegen. Nora ließ es erneut gelassen über sich ergehen – jetzt, da sie nicht mehr wund war wie kurz nach der Entjungferung, tat es weniger weh, wenn es ihr auch keine Lust bereitete. Elias’ Zärtlichkeiten vor dem Akt waren so flüchtig, dass er sie kaum damit erregte, und danach schlief er jedes Mal gleich ein. Wobei Nora die Anwesenheit des schlafenden Mannes neben sich eigentlich lästiger fand als die körperliche Liebe – Elias widmete sich seiner jungen Frau schließlich nie länger als wenige Minuten. Sein Schnarchen, sein Geruch und seine Bewegungen störten Noras Träume viel mehr – vor allem Ersteres ließ sie kaum Schlaf finden. Allerdings hatte sie Hoffnung, dass ihr Ehemann im gemeinsamen Heim getrennte Schlafzimmer bevorzugte. In seinem gemieteten Haus in London hatte er Nora nach der Hochzeitsnacht stets nur besucht, um sich gleich nach dem Beischlaf in seine eigenen Räume zurückzuziehen. Auf der Plantage mochte er es genauso halten.
    Am Morgen servierten die Haussklaven der Hollisters Stockfisch und Okraschoten – eine für Nora zuerst seltsame Kombination, die sich aber als recht schmackhaft erwies, wenn man sich erst mal an die etwas schleimige Konsistenz der zu einer Art Ragout gegarten Früchte gewöhnt hatte. Anschließend gab es frisches Obst, und dann erwarteten Nora und Elias tatsächlich bereits Fortnams eigene Wagen. Die Fahrer mussten sich vor Tau und Tag auf den Weg gemacht haben. Nora erspähte eine hübsche Chaise mit livriertem schwarzem Fahrer und einen Lieferwagen, mit dem ein weißer Aufseher und vier Sklaven gekommen waren – wenn man die jungen Männer nicht hatte zu Fuß gehen lassen. Erschöpft wirkten sie jedenfalls nicht. Zwei von ihnen näherten sich recht geschickt den Pferden, wobei der schwarze

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