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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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Schildkröte, ein wildes Tier fiel über mich her und riß mich in Stücke. Als der Morgen graute, war ich so erschöpft, daß ich nicht auf die Erde hinunterwollte.
    In der Nacht hatte es geregnet. Ich war durchnäßt, was meinen kläglichen Zustand noch verschlimmerte. Trotz des Fiebers zitterte ich vor Kälte. Der Sonnenaufgang ließ mich aber Linderung erhoffen. Als sich die Wärme des tropischen Tages von Stunde zu Stunde steigerte, trockneten meine Kleider, ich fühlte mich etwas besser.
    Seit dem vergangenen Morgen hatte ich nichts gegessen. Um die Mittagszeit kroch ich vom Baum und schleppte mich mit den drei Kokosnüssen ans Meer, um dort Steine zum Aufschlagen der Nüsse zu finden.
    Wie schwach ich doch über Nacht geworden war! Mir fehlte die Kraft, die harte Schale der Kokosnuß zu zertrümmern. Zum Glück gelang es mir, mit der Messerspitze ein kleines Loch in die Schale zu bohren, durch das ich ein wenig Kokosmilch trank. Immer noch vom Hunger geplagt, wankte ich zur Eidechsenlichtung. Zu meiner Freude fand ich in einer der Schlingen eine gefangene Eidechse. Sie lebte nicht mehr, hatte sich an der Schlinge erwürgt.
    Eine neue Sorge! Wie sollte ich die Eidechse verzehren? Die Indianer brieten diese Tiere am Rost. Ich hatte leider weder Feuer noch die Möglichkeit, ein Feuer anzuzünden. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Beute roh zu essen. Ich schnitt alle Fleischteile heraus und rieb sie an einem glatten Stein zu Brei. Die so zubereitete Speise verschlang ich vorsichtig. Das weiße Fleisch schmeckte, offen gestanden, nicht schlecht.
    Bei diesem Mahl stellten sich düstere Gedanken ein:
    „Ach, Jan!" sagte ich bitter zu mir selbst. „Wie weit ist es mit dir gekommen! Wenn die wilden Indianer Eidechsen verzehren, so braten sie diese doch vorher am Feuer. Selbst daran mangelt es dir! Du lebst schlechter als die Wilden, bist auf den Zustand wilder Tiere herabgesunken."
    Die klare Vorstellung selbst der ärgsten Dinge löste bei mir stets eine wohltuende Wirkung aus. Sie rief meinen Widerstand gegen Schicksalsschläge hervor, weckte schlummernde Kräfte in mir und den Wunsch, mich nach einem Sturz zu erheben. So ging es mir auch jetzt. Ich war nicht bereit, mich wie ein wehrloses Lamm einem bitteren Los zu fügen, mein Kampfgeist regte sich wieder. Anscheinend hatte das Eidechsenfleisch meinem Magen wohlgetan. An diesem Tage brannte die Sonne glühendheiß. Schwach wie ich war, hielt ich nach einem schattigen Ruheplatz Ausschau.
    Unweit der Eidechsenlichtung erhob sich, wie ich bereits erwähnte, ein Hügel. Ich beschloß, an seinem Fuße einige Stunden zu schlafen. Nachdem ich mich hundert Schritt durch das Dickicht gearbeitet hatte, erreichte ich die Anhöhe. Auf der Suche nach Schatten entdeckte ich im Felsen eine Öffnung, eine Art Höhle, deren Anblick mich freudig bewegte. Sie bot eine ausgezeichnete Wohngelegenheit! Obwohl nur etwa fünf Schritt tief, gewährte die Höhle Schutz gegen Regenwetter. Würde ich jedoch vor wilden Tieren ebenfalls darin sicher sein? Auch gegen diese Gefahr gab es ein Mittel. Der Eingang zur Höhle war weder hoch noch breit; um ins Innere zu gelangen, mußte ich mich bücken. Es genügte daher, den Eingang mit einigen Brettern der zertrümmerten Schaluppe zu verbarrikadieren. So konnte ich mich, wenn ich in der Höhle lag, vor Überfällen einigermaßen geborgen fühlen.
    Am liebsten hätte ich sogleich die Bretter geholt, doch übermannte mich eine solche Schwäche, daß ich mich niederlegte und augenblicklich in einen tiefen Schlaf verfiel. Nach einigen Stunden wachte ich gekräftigt auf. Die Höhle lag annähernd tausend Schritt vom Strand entfernt, wo sich die
    Überreste der Schaluppe befanden. Da ich zu schwach war, die Bretter zu tragen, ging ich dreimal hin und zurück und zog die Last hinter mir her. Die Sonne neigte sich bereits dem Westen zu, als ich die Arbeit beendete. Die mit Lianen verbundenen Bretter sperrten die Eingangsöffnung so gründlich ab, daß selbst der Teufel nicht hineingelangt wäre.
    Nachmittags hatte sich in den Schlingen nichts gefangen. An diesem Abend verzehrte ich die letzte Kokosnuß. Danach bereitete ich mir in der Höhle ein Lager aus Zweigen und begab mich beizeiten zur Ruhe. Ich war so entkräftet, daß ich selbst den Hunger nicht mehr verspürte. Zwar stellten sich die Schwindelanfälle und die gräßlichen Schauer von gestern wieder ein, doch in der abgesperrten Höhle, die gegen nächtliche Geräusche und alles, was sich

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