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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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hinaufgelangen sollte.
    Bald nachdem es hell geworden, nutzte ich die morgendliche Kühle und begab mich auf eine neue Entdeckung nach Süden. Mit dem Messer und einem dicken Knüppel ausgerüstet, den ich mir aus einem Ast von hartem Holz geschnitten hatte, schritt ich am Meeresufer entlang.
    Um die Beschaffung neuer Nahrung stand es jetzt schlecht. Weichtiere oder sonstiges Seegetier waren im Sande nicht mehr zu finden. Alles, was der Sturm an Land geworfen hatte, war anscheinend in den Magen der Vögel und der anderen Tiere des Waldes verschwunden. Der Verlust dieser Nahrungsquelle versetzte mich in eine nicht gerade rosige Stimmung.
    Als ich an der Stelle, wo ich die Leiche des Kapitäns begraben hatte, vorüberging, erinnerte ich mich wieder mit aller Deutlichkeit seiner ungewöhnlichen Kopfwunde.
    Was, zum Teufel, bedeutet diese geheimnisvolle Angelegenheit? dachte ich kopfschüttelnd.
    Ich sah mir die Umgebung nochmals genau an.
    Die winzigen Spuren, die ich am Vortage bemerkt hatte, waren vom Flugsand gänzlich verwischt. Ich fand nichts, was den Schleier des Geheimnisses lüften und Licht auf den rätselhaften Tod des Kapitäns werfen konnte. Hilflos zuckte ich die Achseln und setzte meinen Weg fort.
    Wenn ich gehofft hatte, in dieser Gegend Spuren von anderen Matrosen zu finden, so sah ich mich darin getäuscht. Sie schienen alle im Meer umgekommen zu sein, und die launischen Wellen spülten sie hier nicht an Land.
    Als ich ungefähr eine Stunde lang gegangen war, tauchte vor mir in der Ferne wieder eine größere Anzahl Geier auf. Sie zogen weite Kreise; einige der Vögel ließen sich auf dem Sande nieder, andere schwangen sich hoch in die Lüfte. Beim Näherkommen sah ich, daß das Aas einer großen Seeschildkröte die Vögel anzog. Sie fraßen die Fleischreste, die sie unter dem Panzer der Schildkröte hervorholten.
    Ihrer Art entsprechend, zeigten die Geier keine übermäßige Furcht vor mir. Dicht gedrängt umlagerten sie die Schildkröte und ließen mich bis auf wenige Schritte an sich herankommen. Erst dann erhoben sie sich schwerfällig zum Abflug.
    Mit ganzer Kraft warf ich meinen Knüppel in ihre Mitte und traf einen der Geier. Der betäubte Vogel konnte nicht wie die anderen auffliegen. Ich sprang rasch hinzu, faßte ihn am Flügel und drehte ihm den Hals um. Der Rest der Schar stob flügelschlagend davon.
    Den erlegten Vogel, von der Größe unserer Gans, konnte ich nicht verzehren. Er roch ekelhaft nach Aas — der reinste Teufelsdreck. Es wäre unmöglich gewesen, sein Fleisch hinunterzuwürgen.
    Ich untersuchte die Reste der Schildkröte. Das große Tier hatte einen dicken, ovalen Panzer von drei Fuß Länge und etwas geringerer Breite. Ich wußte, daß Geier niemals lebende Tiere anfallen. Daher fragte ich mich, wie die Schildkröte umgekommen sei und wer sie getötet haben könne.
    Es gehörte nicht viel Beobachtungsgabe dazu, des Rätsels Lösung zu finden. Im Sande, der an dieser Stelle festgetreten und hart war, hoben sich runde Vertiefungen ab, die Spuren von Katzenpfoten eines mächtigen Raubtiers. Dieses hatte wahrscheinlich die Schildkröte getötet und seitlich, zwischen der oberen und unteren Panzerschicht, mit den Krallen Fleischstücke herausgerissen, den Rest den Geiern überlassend. Sollte das die Tat eines Pumas oder vielleicht des gefährlichen Jaguars gewesen sein? Vielleicht desselben Tieres, das in der ersten Nacht meinen Schlaf auf dem Baum beunruhigte?
    Die Spuren schienen nicht frisch, nicht von gestern zu sein. Ich betrachtete mit Bedauern meine unzulänglichen Waffen, das Messer und den Holzknüppel, und tröstete mich mit der Hoffnung, daß sich das Raubtier in diesem Augenblick viele, viele Meilen fern von mir, vielleicht sogar am entgegengesetzten Ende der Insel aufhalte.
    Wenige Schritte von den Überresten der Schildkröte entfernt wuchsen einige Kokospalmen. Freudig begrüßte ich die gesegneten Bäume. Ich fand unter ihnen drei Früchte. Da kein Stein zur Hand war, mit dem ich die Nüsse hätte aufspalten können, band ich sie an ihren Fasern zusammen, hängte sie über die Schulter und trat den Rückweg an.
    Diesmal ging ich am Dickicht entlang, das sich parallel zum Strande hinzog. Das Rauschen des Ozeans drang nur leise zu mir. Überall wuchsen hier Kakteen. Stellenweise war es schwer, sich durch die stachelige Pflanzenwelt hindurchzuwinden; es gab hier viele Schlinggewächse, die das Vorwärtskommen behinderten.
    Ich bewunderte den Reichtum der Vogelwelt.

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