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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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nicht den Schießunterricht. Es ging mir darum, die Jungen zu ausgezeichneten Schützen heranzubilden. Sie hatten seit langer Zeit, in der Gefangenschaft, genügend Pulver gerochen und sich an Geschützdonner gewöhnt, obwohl sie niemals eine Waffe in die Hände bekamen. Jetzt lehrte ich sie rasch, zu laden, anzulegen, zu zielen, zu schießen und die Waffe zu reinigen. Wir schossen immer nach einer Scheibe, die aus zwei gegeneinandergelegten Tischplatten bestand. Auf diese Weise ging uns kein Blei verloren, da wir es mit dem Messer aus dem Holz herausholen konnten.
    Nachdem wir alle Feuerwaffen ausprobiert hatten, verwarfen wir zwei davon als untauglich, und von den verbliebenen elf behielten wir für uns die besten drei: zwei Flinten für die Jungen und eine Muskete für mich. Wir beschlossen, uns von diesen Waffen während unserer Reise nach dem Indianerdorf nicht zu trennen und sie immer bereit zu haben.
    „Jetzt seht ihr, weshalb wir alle Waffen auf die Insel mitnah-
    men!" erläuterte ich den Kameraden. „Ein Schießgewehr gleicht nicht dem andern. Es machte sich bezahlt, so viele davon zu haben, um die tauglichsten auszuwählen."
    „Und was machen wir mit dem Rest?" fragte Arnak, wobei er wehmütig die acht nebeneinanderliegenden Flinten und Musketen betrachtete.
    „Wir lassen sie hier, in der Höhle."
    „Schade um die schönen Waffen! Dabei schießen sie doch auch nicht schlecht."
    „Es hilft nichts. Sie sind zu schwer, als daß wir uns damit herumschleppen könnten. Ebenso nehmen wir auch von der Kleidung nur die notwendigsten Sachen mit, den Rest werfen wir weg."
    Den Grünschnäbeln gefiel das Zielschießen so gut, daß sie am liebsten unablässig geknallt hätten. Ich machte jedoch bald Schluß mit dieser Spielerei. Ich berechnete, daß uns Pulver und Blei für annähernd dreihundert Ladungen verblieben waren.
    Sobald die Indianer die Fertigkeit erlangt hatten, auf hundert Schritt Entfernung von zehn Schüssen neun ins Ziel zu bringen, hielt ich die Übungen für abgeschlossen, denn ich wollte das wertvolle Pulver nicht vergeuden. Aus Hasenfellen fertigten wir uns je zwei Säckchen für die Reise, eins für Pulver, das andere für Kugeln. Damit war unsere Ausrüstung fertig.
    Eigentlich hinderte uns nichts, die Seereise anzutreten. Die Unwetterperioden hatten wir hinter uns, das Wetter war günstig, die heißen Tage stellten sich wieder ein, und das fertige Floß wartete am Bach. Es tat uns jedoch leid, das Material zu verlassen. Die Frucht stand prächtig. Den Körnern fehlten noch drei, vier Wochen zur völligen Reife. Wir beschlossen daher, die Insel erst nach der Ernte zu verlassen. Wie im Vorjahr mußten wir auch diesmal das Feld bewachen, damit die Schädlinge nicht die reifende Frucht stahlen. Mancher naschhafte Vogel fiel unseren Pfeilen zum Opfer. Ich war bereits ein meisterhafter Bogenschütze, kein schlechterer als Arnak und Wagura.
    Eines sonnigen Tages, als kein Wölkchen am blauen Himmel stand und ein frischer Seewind uns erquickte, traten ganz unverhofft außergewöhnliche, aufregende Ereignisse ein, die die Ruhe unserer Insel für viele Tage stören sollten. Am frühen Morgen jenes Tages hatte sich Wagura nach Norden auf den Weg gemacht, um im Papageienwäldchen nachzusehen, ob die Vögel dort noch brüteten. Drei Stunden danach kam er atemlos mit bestürztem Gesicht zurückgelaufen.
    Schnaubend und unfähig, Luft zu holen, stammelte er: „Menschen.., Menschen!" und zeigte wie ein Besessener ständig nach rückwärts, hinter sich.
    „Was, Menschen? Was für Menschen?"
    „Viele Menschen. . . viele. . . viele . . ."
    „Auf dem Meer?"
    „Nein. Sie sind gelandet."
    „Weit von hier?"
    Wagura schluckte, seine Lippen zitterten wie im Fieber. Erst nach einer Weile konnte er antworten.
    „Neben dem Wäldchen, wo die Papageien ..." „Wie viele sind es?"
    „Ich weiß nicht. Eine Menge. Ein ganzer Schwarm!" „Haben sie dich gejagt?"
    „Nein." -
    „Haben sie dich nicht entdeckt?"
    „Nein."
    „Das ist gut. Was für Leute sind es? Spanier?".
    „Ja, Spanier."
    „Woran erkanntest du, daß es Spanier sind?"
    Wagura konnte nicht sagen, woran er sie erkannt hatte.
    Wie ein Blitz kam mir der Gedanke, daß es vielleicht eine Strafexpedition der Spanier von der Insel Margarita gegen uns sei. Wir liefen schleunigst in die Höhle nach Waffen. Unsere drei Gewehre waren schußfertig. Die übrigen acht luden wir rasch und stellten sie so an der Wand auf, daß sie griffbereit waren.
    Wir

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