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Die Insel der verlorenen Kinder

Die Insel der verlorenen Kinder

Titel: Die Insel der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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kenne die Geschichte selber kaum, dabei ist sie in meiner eigenen Familie passiert.»
    Rhonda nickte und dachte an die Geheimnisse in ihrer eigenen Familie.
    «Und was meinst du?», fragte Warren. «Lohnt es die Mühe hierzubleiben, oder sollen wir ein Bier trinken gehen?» Er machte Katys Umschlag auf und ließ ein Blatt herausgleiten.
    «Ich bin für das Bier. Das war heute ein langer Tag, und man kann ja nicht behaupten, dass das Telefon sich überschlagen hätte.»
    Sie warf einen Blick auf das Blatt auf dem Tisch. Es war eine Farbkopie von Ernies Zeichnung der Haseninsel. Ein Notizzettel klebte daran:
Ich fürchte, dass das Original vielleicht konfisziert wird, darum hab ich eine Kopie gemacht. Dann dachte ich, dass ihr vielleicht auch eine wollt. Ich würde immer noch sagen, es ist eine Art Park mit einem Steingarten oder so. K.
    Warren drehte das Blatt zu sich hin, und erst als Rhonda es so sah – auf dem Kopf liegend   –, erkannte sie die Haseninsel.
    «Das Bier muss noch eine Weile warten», sagte sie entschlossen. «Los, wir müssen eine kleine Fahrt machen.»

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    12.   Juni 1993
    Peter hatte Kopien seines Manuskripts ausgedruckt, und dann waren alle bereit für die ersten Proben. Er entschied, dass sie ganz vorn anfangen würden: damit, dass Peter Pan ins Kinderzimmer kam und die Kinder entführte. Der kleine Jamie O’Shea spielte den Michael, und sein Bruder Malcolm war John. Die O’Sheas waren stille rothaarige Jungs vom Ende der Straße, und man musste sie ständig ermahnen, ihren Text lauter zu sprechen.
    «Was?», schrie Peter, wenn einer der beiden etwas gesagt hatte. «Lauter, John! Lauter, Michael! Oder ich werfe euch dem Krokodil zum Fraß vor!»
    Das Problem dabei war nur, dass sie kein Krokodil hatten. Noch nicht. Die Rollen von Peter Pans «verlorenen Jungs», der Indianer und Piraten wurden alle von jüngeren Kindern gespielt, deren Eltern Sommergäste waren, die Ferienhäuser am See besaßen. Jedes Jahr suchten sie sich von neuem ihren Weg durch den Wald, um Peter schüchtern zu bitten, ob er sie vielleicht mitspielen lassen würde. Wer bei Peter vorsprach, bekam immer eine Rolle, und wenn Peter sie eigens ins Stück hineinschreiben musste.
    Die Kinder der Sommergäste konnten nicht regelmäßig zu den Proben kommen, weil sie mit ihren Eltern schwimmen, paddeln oder angeln gingen. Und keines dieser Kinder hatte Lust, das Krokodil zu spielen. Alle Mädchen wollten die Häuptlingstochter Tiger Lily oder die kleine Fee Glöckchen sein, aber dies war unmöglich, und manche von ihnen mussten sich mit einer Rolle als Pirat, einer der verlorenenJungen oder Indianer zufriedengeben. Das kleinste Mädchen, Natalie, spielte schließlich Glöckchen. In dieser Rolle trug sie ihren rosa Badeanzug und tüllverkleidete Drahtflügel.
    Peter hockte auf der Fensterbank des Kinderzimmers von Familie Darling und wollte gerade ins Zimmer hüpfen, als Jamie O’Shea plötzlich laut aufschrie.
    «Was ist denn?», fragte Peter.
    «Eine Biene hat mich gestochen», schrie Jamie gellend. «Au! Und jetzt schon wieder!»
    Dann fing auch Malcolm an. «Au!» Er griff sich ans Hinterteil.
    Peter sprang vom Fenstersims ins Kinderzimmer und blickte sich um. «Ich sehe keine einzige Biene.»
    Rhonda stand von ihrer Liege auf, blickte sich ebenfalls um und pflichtete ihm bei. Es gab keine Bienen. Nicht einmal Moskitos oder Bremsen.
    «He, Kamerad, wen kümmern die paar Stiche!», rief Lizzy, die die Sache von dem Deck des Piratenschiffs – also der Motorhaube von Clems altem Wagen – beobachtete.
    Ein paar jüngere Piraten saßen auf dem Rücksitz und teilten sich eine Tüte Erdnüsse im Schokomantel. Ein halbes Dutzend weiterer Kinder standen als Indianer oder verlorene Jungs verkleidet in der Nähe herum und warteten darauf, dass Peter mit den Darling-Kindern nach Nimmerland flog, damit sie die nächste Szene spielen konnten. Und für sie galt: Wer sich langweilt, gerät besonders schnell in Panik.
    Unter lautem «Bienen!»-Geschrei rannte Jamie, sich panisch auf den Hals patschend, in Kreisen auf der Bühne herum.
    «Hier muss irgendwo ein Nest sein», schrie Malcolm den wartenden Kindern zu. «Rette sich, wer kann!»
    Bevor sich Peter ihnen in den Weg stellen konnte, rannte seine komplette Truppe mit Ausnahme von Rhonda und Lizzy mit lautem «Killerbienen»-Gebrüll durch den Wald davon.
    Dann hörten sie Gelächter aus einem Baumwipfel. Als sie aufschauten, saß dort Greta Clark, die Beine um den Stamm einer

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