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Die Insel der Verlorenen - Roman

Die Insel der Verlorenen - Roman

Titel: Die Insel der Verlorenen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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zur Oppositionsbewegung oder zu Madero und seinem kleinen Bruder. Er fand kein einziges Wort. Ja, noch nicht einmal eine namentliche Erwähnung der beiden. Die Nachrichten handelten von der Einweihung einer neuen Eisenbahnbrücke oder eines weiteren Streckenabschnitts, von den Empfängen zu Ehren irgendeines ausländischen Botschafters, von der Auszeichnung Don Porfirios durch den Kaiser von Japan.
    Arnaud überprüfte das Datum der Ausgaben, um sicherzugehen, dass er nicht Tageszeitungen aus dem letzten oder vorletzten Jahr bekommen hatte. Aber nein, ihr Erscheinen lag kaum zwei Monate zurück. Und dennoch kam es ihm vor, als hätte er das alles schon einmal gelesen, oft sogar, und in genau demselben Wortlaut. Das einzig Neue, worauf er stieß und was er für sein Archiv ausschnitt, waren ein ausführlicher Artikel über den Einfluss der Kälte auf den russischen Charakter, ein weiterer über Ameisenhaufen, die wie kleine Hügel geformt waren, und ein letzter über die Botanik in der Mandschurei.
    Mit großen Schritten kehrte er zum Festschuppen zurück, mischte sich unter die Leute, spielte die Mandoline eifriger denn je und tanzte neben dem Rhythmus wie eh und je. Als Alicia kam und ihn nach dem Grund für seine gute Laune fragte, überraschte er sie mit einer Antwort, die eigentlich eine Stellungnahme war.
    »Weil in Mexiko gar nichts passiert ist. Es ist alles Ordnung. Wie immer, alles ist in bester Ordnung. Wenn Kapitän Mayorga etwas anderes behauptet, dann, weil er der Verrückte ist und sich was zusammenfantasiert. Den alten Porfirio werden sie nicht einmal mit Sprengstoff vom Thron wegbekommen. Und solange er auf seinem Posten sitzt, sitze ich auch auf meinem. Ein alter Fuchs ist das, richtig alt zwar, aber auch immer noch ein richtiger Fuchs, der steckt sie alle in die Tasche. Der schafft nicht nur sechs Wahlen, der schafft zehn, zwölf. Francisco Madero, was für ein Quatsch! Und das tote Kind, so ein Unsinn!«
    Das letzte Unwetter war in der Neujahrsnacht niedergegangen. Danach ebbte die Phase der hysterischen Regenfälle ab; die elektrisierte Atmosphäre hatte sich entladen und der drückende Himmel, der im Winter wie ein Dach aus Wellpappe über ihnen gehangen hatte, wurde wieder ätherisch und gewann an Höhe.
    Durch die Ankunft des Schiffes erwachte Clipperton in den Schwingungen der Januarsonne zu neuem Leben und allmählich ließen sich die Inselbewohner auch wieder blicken, als würden sie sich von einer feuchten, trägen Siesta erheben. Noch einmal brach auf der Insel an allen Ecken und Enden der Schaffensdrang aus.
    Gustavo Schultz ließ seine Angestellten doppelt so viel arbeiten und arbeitete selbst das Dreifache. Er reparierte sämtliche vom Regen verursachten Schäden an seiner Decauville-Bahnstrecke, füllte die leeren Lagerschuppen mit Tonnen von Guano und übertrug seine Buchhaltung in Reinschrift. Binnen zwei Wochen lief sein Betrieb wieder wie ein Schweizer Uhrwerk. Es war, als hätte er die Anweisung der Gesellschaft, die Anlage allmählich abzubauen, überhört oder die verkehrten Schlüsse daraus gezogen, nämlich, dass Clipperton für die Zukunftspläne des Unternehmens strategisch die beste Lage hätte. Niemand fragte ihn, warum er tat, was er tat, weil sie ahnten, dass sie die Antwort ohnehin nicht verstehen würden. Nur Alicia glaubte seine Beweggründe zu kennen:
    »Schultz geht es auf seine Weise wie uns allen«, sagte sie zu Ramón. »Er will einfach nicht wahrhaben, dass alles, was er hier getan hat, umsonst war.«
    Arnaud verschrieb sich mit Leib und Seele der fixen Idee, Pirat Clippertons Schatz zu heben, und seine Besessenheit von dieser Vorstellung sprang auf Cardona und die anderen Männer der Garnison über. Sie beschlossen, in der Lagune mit der Suche zu beginnen, wozu sie einen Taucheranzug bastelten und ein kaputtes Helmtauchgerät aus den Hinterlassenschaften des Kapitäns der El Demócrata notdürftig flickten. Endlich stiegen sie in die tausendjährige Suppe, tauchten in deren dunkle, glitschige Welt ab und hatten den Eindruck, lebendig begraben zu werden. Bisher waren sie davon ausgegangen, dass es in der Lagune keine Fische gab. Niemand hatte je irgendein Lebewesen darin zu Gesicht bekommen. Trotzdem stießen sie in den größten Tiefen auf Leben. Es bestand aus scheuen, vorsintflutlichen Geschöpfen, groß wie Robben und mit dicken Schuppen gepanzert, die in den Grotten des Kraters auf der Lauer lagen oder hinter Wolken aus Vulkanlehm Deckung suchten. Die

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