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Die Insel des Dr. Moreau

Die Insel des Dr. Moreau

Titel: Die Insel des Dr. Moreau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
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entlangtorkelten. Jeder heulte, wie es ihm behagte, kläffte Schimpf gegen mich oder machte allem Luft, was ihm der Brandy eingab.
    Dann hörte ich Montgomerys ferne Stimme rufen: »Rechtsherum!«, und sie verschwanden schreiend und heulend im schwarzen Dickicht der Bäume landeinwärts. Langsam, sehr langsam, wurde es wieder still. Der friedliche Glanz der Nacht war wiederhergestellt. Der Mond war jetzt über den Meridian hinüber und wanderte nach Westen. Er war voll und sehr hell und zog durch den leeren blauen Himmel. Der Schatten der Mauer lag mir, eine Elle breit und von tintiger Schwärze, zu Füßen. Das Meer im Osten war grau, dunkel und geheimnisvoll, und zwischen dem Meer und dem Schatten glitzerte und funkelte der graue Sand aus vulkanischem Glas und Kristallen, als bestünde er aus Diamanten. Hinter mir leuchtete die Paraffinlampe heiß und rot.
    Dann schloß ich die Tür, versperrte sie und ging in den Hof, wo Moreau neben seinen letzten Opfern lag - neben den Hetzhunden und dem Lama und noch einigen elenden Bestien. Sein massiges Gesicht, ruhig selbst noch nach diesem furchtbaren Tode, starrte, die harten Augen geöffnet, zum toten weißen Mond hinauf. Ich setzte mich auf den Rand des Abflusses, und die Augen auf diesen gespenstischen Haufen von Licht und unheimlichen Schatten gerichtet, begann ich Pläne zu schmieden.
    Am Morgen wollte ich einige Vorräte sammeln und sie in dem kleinen Boot verstauen, dann Feuer an den Scheiterhaufen legen und noch einmal in die Trostlosigkeit der See hinausziehen. Ich ahnte, daß es für Montgomery keine Hilfe gab; daß er eigentlich verwandt war mit diesem Tiervolk, untauglich für die menschliche Gesellschaft. Ich weiß nicht, wie lange ich dort saß und plante. Es muß wohl eine Stunde gewesen sein. Dann wurde mein Grübeln durch Montgomerys Rückkehr unterbrochen. Ich hörte ein Schreien aus vielen Kehlen, einen Aufruhr triumphierender Rufe, der zum Strand hinunterzog - ein Heulen und Schreien und aufgeregtes Kreischen, das nahe am Rande des Wassers innezuhalten schien. Der Lärm schwoll an und klang ab; ich hörte schwere Schläge und das splitternde Krachen von Holz, aber das beunruhigte mich in diesem Moment noch nicht. Ein Gesang in schaurigen Dissonanzen erklang.
    Meine Gedanken kehrten zu der geplanten Flucht zurück. Ich stand auf, holte die Lampe und ging in einen Schuppen, in dem ich ein paar Tonnen gesehen hatte. Dann interessierte mich der Inhalt einiger Zwiebackdosen, und ich öffnete eine. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich plötzlich eine rote Gestalt und drehte mich scharf um.
    Hinter mir lag der Hof, im Mondlicht deutlich schwarz und weiß, mit dem Haufen von Buschholz und Scheiten, auf dem Moreau und seine verstümmelten Opfer übereinandergeschichtet waren. Sie schienen einander in einem letzten rachedürstenden Ringkampf gepackt zu haben. Moreaus Wunden klafften schwarz in die Nacht, und das Blut, das herabgetropft war, bildete schwarze Lachen auf dem Sande. Dann sah ich die Ursache des Phantoms: einen roten Schein, der über die Mauer gegenüber zog und tanzte. Ich deutete ihn falsch, meinte, es sei ein Widerschein von der flackernden Lampe, und wandte mich wieder den Vorräten zu. Ich stöberte herum, so gut es ein einarmiger Mensch vermag, fand dieses und jenes brauchbare Ding und legte alles für den morgigen Aufbruch beiseite. Ich konnte mich nur langsam bewegen, und die Zeit verstrich schnell. Bald erschien das erste Tageslicht.
    Das Singen erstarb und wich einem Lärmen, das plötzlich zu einem Tumult wurde. Ich hörte Rufe: »Mehr, mehr!«, dann klang es wie ein Streit, und dann ertönte ein wilder Schrei. Die Art der Geräusche änderte sich so, daß meine Aufmerksamkeit gefesselt wurde. Ich ging in den Hof hinaus und horchte. Dann folgte, messerscharf inmitten all der Verwirrung, der Knall eines Revolvers.
    Ich stürzte sofort durch mein Zimmer an die kleine Tür. Dabei hörte ich einige der Kisten hinter mir niedergleiten und auf den Boden des Schuppens donnern. Glas klirrte. Aber ich kümmerte mich nicht darum. Ich stieß die Tür auf und blickte hinaus.
    Oben am Strand, neben dem Bootshaus, brannte ein Feuer, das Funken in die ungewisse Dämmerung sandte. Darum herum drängte sich eine Masse schwarzer Gestalten. Ich hörte Montgomery meinen Namen rufen. Sofort lief ich mit dem Revolver in der Hand auf dieses Feuer zu. Ich sah den Feuerstoß aus Montgomerys Revolver noch einmal dicht am Boden. Montgomery war hingefallen. Ich rief

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