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Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Polianthes tuberosa L., durch die Methode der Absorption gewonnen wird. Aus dieser Tuberosenpomade stellt man sodann durch Behandlung mit Weingeist das Tuberosenextrakt her, dieses ist sehr kostbar und wird nur zu den feinsten Parfüms verwendet.
    S ie hatte es geschafft. Die Weiterreise mit so vielen Trägern, ausreichend zu essen und sauberem Wasser war ein Kinderspiel gewesen, nach allem, was Paula vorher durchgestanden hatte. Dann hatten die Träger eines Tages entdeckt, dass ihnen ein Lemur folgte, es war der kleine silberbeige, der Paula auf den Rücken gesprungen war. Zuerst hatten ihre Reisegefährten sich geweigert, das zu glauben, aber dann war Paula eines Morgens von leisem Rascheln aufgewacht und hatte den Lemuren dabei beobachtet, wie er sich neben dem Zelteingang postierte wie ein Wachmann. Als Paula sich bewegte, war er davongerannt. Aber in der nächsten Nacht hatte sie ihn wieder gesehen, und dann gewöhnte sie sich so an ihn, dass sie enttäuscht war, wenn sie nicht einen Zipfel von ihm in den Bäumen erhaschte oder er sie nicht abends im Zelt besuchte.
    Und jetzt standen sie vor dem Stück Land, von dem ihre Großmutter in ihren Briefen erzählt hatte. Beim Lesen war Paula gar nicht klar gewesen, wie nah am Indischen Ozean die Vanillefarm lag. Sie drückte Nirina, den sie in einem Tuch vor ihrer Brust trug, fester an sich, als müsste sie ihn beschützen, denn auch wenn das Meer einladend blau in der Sonne leuchtete, so bedrückte sie das Land, das vor ihr lag, nur um so mehr. All ihre Strapazen – für das hier? Sie fragte Noria noch einmal, ob die Dorfvorsteherin, Frau Rakotovao, die sie hierher begleitet hatte, sich auch wirklich sicher war.
    Prüfend musterte Paula dieses etwa siebentausend Quadratmeter große, öde Stück Land, das umso trostloser wirkte, weil um die Grenzen des Landes herum alles grün war. Das östliche Ende des Grundstücks endete vor einer Reihe Ravenalapalmen, die wie ein Schutzschild den breiten Sand strand abschirmten. Dahinter krachte das Meer mit gewaltigen Brechern an Land, die man sogar hier noch als entferntes Donnern hören konnte.
    Alles war grün und üppig, nur auf diesem Stück Land vor ihr wuchs nicht das Mindeste. Braunes verdorrtes Gestrüpp bedeckte die trockene Erde, und es sah so aus, als würde es schon jahrelang brachliegen. Paula fragte sich, ob es an den ungeklärten Eigentumsverhältnissen lag, oder ob das Land vielleicht unfruchtbar war. Sie verfluchte ihre Nase, die immer noch blind war und ihr keine Vorstellung davon gab, wie es hier roch. Der Geruch dieses Landes hätte ihr verraten, was los war, aber so hatte sie nur den optischen Eindruck. Und dieses Feld sah für sie genauso aus, wie brackiges Wasser in einer rostigen Zinkwanne roch.
    Links vor ihnen befand sich eine kleine Bretterhütte, de ren Dach und Wände eingestürzt und in sich zusammengefallen waren. Die Sakàizam-bohitra, die Dorfvorsteherin Rako tovao, an die sie sich mit den Papieren der Königin gewandt hatte, deutete darauf und erklärte Noria, dies sei Mathildes Haus gewesen.
    Paulas Augen glitten über diese Ruine, während ihre bös artige innere Stimme frohlockte. Diese unerträgliche Schlau meierin hatte nämlich immer schon gewusst, dass es Wahnsinn war, einfach hierherzukommen, ohne Genaueres zu wissen. Sei still, befahl Paula, denn etwas an diesem eingestürzten Häuschen berührte sie zutiefst. Sie ging ein paar Schritte darauf zu, ignorierte die Proteste von Noria und der Dorfvorsteherin und sah sich neugierig um.
    Sie spähte durch das Fenster nach innen, der Boden war mit Holzdielen bedeckt, die Wände bestanden aus den hier üblichen Flechtmatten, die aus den trockenen Blättern der Ravenalapalme gefertigt wurden und den Wind hindurchließen. Das Dach wirkte in dieser natürlichen Umgebung wie ein kranker Fremdkörper, weil es nicht aus Palmblättern bestand, sondern aus rostigem Wellblech, in das sich schon große Löcher gefressen hatten.
    »Was ist hier passiert?«, fragte sie Noria, die daraufhin in einen erstaunlich heftigen Wortwechsel mit der Dorfvorsteherin geriet.
    »Die Dorfälteste sagt, dass diese Frau schon seit vierundzwanzig Jahren nicht mehr hier ist und schließlich an allem der Zahn der Zeit nage, und sie fragt, ob das bei Ihnen, in Ihrer Heimat, anders ist?«
    Paula schüttelte den Kopf, Rakotovao hatte recht, es war verrückt von ihr gewesen, zu glauben, hier nach vierundzwanzig Jahren so etwas wie einen Mathilde-Schrein vorzufinden. Aber sie

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