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Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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so einfach!
    Mathilde hatte nicht Noten, sondern Duft-Noten aufgeschrieben. Was sie in den Händen hielt, war die Kreation für Vanille d’Or.
    Paula sprang auf und versuchte sich zu erinnern, welchen Noten welcher Duft zugeordnet wurde. Sie suchte sich ein angeschwemmtes Stückchen Treibholz und malte Notenlinien in den Sand.
    Zuerst war da ein Bassschlüssel mit einem durchgestrichenen C, womit die Rose gemeint sein konnte, dann aber mitten in der Zeile ein G-Schlüssel mit einem zweigestrichenen F, das konnte Ambra sein, dann ein C, das stand für Campher, ein eingestrichenes G für Orangenblüte, ein eingestrichenes F für Tuberose, ein weiteres eingestrichenes G für Orangenblüte, ein eingestrichenes E für Verbene, ein viergestrichenes C für Ananas und noch eingestrichenes G für Orangenblüte. Also, das waren überhaupt keine harmonischen Akkorde, ganz im Gegenteil. Sie schrieb die Düfte wie in einem Rezept untereinander in den Sand:
    Rose
    Ambra
    Campher
    Orangenblüte
    Tuberose
    Orangenblüte
    Verbene
    Ananas
    Orangenblüte
    Das ergab in keinerlei Hinsicht einen Sinn. Und wo war denn hier die Vanille? Aufgeregt grübelte sie weiter. Es war ja auch möglich, Düfte von Blüten herzustellen, die man nicht extrahieren konnte, wie zum Beispiel Lilien oder Levkojen. Den Blütenduft der letzteren konnte man durch eine Mischung aus Orangenblättern, Rosenesprit, Vanille-, Veilchenwurzel- und Akazienblütenextrakt und etwas Bittermandelöl sehr gut imitieren. Aber diese Duftnoten-Mischung ihrer Großmutter war viel zu flach, um so einen komplexen Geruch wie Vanille vorzutäuschen. Nein, das konnte un möglich das große Parfüm sein, von dem Mathilde geträumt hatte.
    Enttäuscht verwischte Paula alles mit dem Fuß. Sie musste es anders versuchen, das war eine Sackgasse. Sie lief zum Meer und tauchte ihre Füße bis zu den Fesseln in das kalte Wasser, dann lief sie zurück, dorthin, wo sie ihre Schuhe zurückgelassen hatte.
    Villeneuve stand schon dort und schüttelte den Sand heraus.
    »Es tut mir leid«, sagte er und suchte ihren Blick, »ich habe mich unverzeihlich benommen.«
    Paula wich seinem Blick aus, und weil ihr keine gute Antwort einfiel, nahm sie schweigend ihre Schuhe und ging zurück ins Lager. Sie hätte gern mit ihm über dieses Noten-Rätsel gesprochen, aber sie wollte erst noch ein bisschen darüber nachdenken, bevor sie sich lächerlich machte.
    Während sie über das öde Land zu den Zelten lief, betrachtete sie die dürren Pflanzen, und ihr wurde klar, was für eine gewaltige Anstrengung es bedeuten würde, die Vanillepflanzen und die Hütte wieder aufzubauen. Sie seufzte, dafür wäre es gut, wenn sie das Gold ihrer Großmutter wirk lich finden könnte.
    Morten und Noria saßen einträchtig nebeneinander an dem winzigen schwelenden Feuer und unterhielten sich. Sie waren so vertieft, dass sie die näher kommende Paula gar nicht bemerkten. Es war ihr noch nie aufgefallen, dass die beiden sich so viel zu sagen hatten. Was wäre, wenn Morten Noria überredete, nur noch für ihn zu arbeiten? Ich muss dringend Madagassisch lernen, dachte Paula, nur so bin ich hier unabhängig.
    Sie setzte sich zu den beiden und nahm sich einen Becher Zitronengrastee. Morten und Noria starrten sie an, als hätte sie sie gestört.
    »Noria, was werden Sie jetzt tun?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie wollten doch wieder zurück in die Hauptstadt.«
    Morten mischte sich ein. »Wir sind alle viel zu neugierig auf die Goldfunde Ihrer Großmutter.«
    Und so lange bleiben die beiden mir erhalten, und sicher auch Villeneuve, überlegte Paula. Und ich kann wahrscheinlich froh sein, wenn sich die Nachricht nicht wie ein Buschbrand ausbreitet. Ich muss mir etwas einfallen lassen, aber was?
    »Ich wüsste auch gern, wo meine Großmutter das gefunden hat, aber ich kann mir keinen Reim darauf machen.«
    »Und wenn wir uns den Brief einmal genauer ansehen?« Morten schenkte ihr einen seiner allerkindlichsten Blicke. »Sie beschreibt doch die Stelle ganz genau, oder nicht?«
    »Ein Fluss, eine grüne Kathedrale, umgestürzte Baum stämme, also wirklich, Morten, das gibt es doch hier überall.«
    »Aber sie schreibt doch auch, wo sie ihren Fund versteckt hat, und dann ist da dieses Lied.«
    »Das stimmt, aber ich verstehe es nicht, und nein, Morten, niemand außer mir wird in Zukunft meine privaten Briefe lesen, ist das klar?«
    Insgeheim dachte Paula, dass sie vielleicht doch Hilfe ge brauchen könnte. Auch wenn ihre Großmutter

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