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Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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und Blut war. Er trug sie zusammen mit dem Kind zu dem Lager, das er sich mit den anderen am Ufer des Flusses eingerichtet hatte.
    Als er dort mit Paula auftauchte, rannten Morten und Noria sofort zu ihnen.
    Fragen prasselten auf sie ein, wo Lázló sei, was passiert sei, warum sie so lange gebraucht hätten. Noria nahm ihr Jo ab, und dann setzten sich alle um sie herum. Schweigen breitete sich aus. Sie kämpfte mit den Tränen, aber schließlich sprach sie es aus.
    »Tot?« Villeneuve biss sich auf die Lippen. »Wirklich, Lázló ist tot? Um Gottes willen …«
    »Was soll das heißen, tot?«, unterbrach ihn Morten, und seine Stimme klang schrill vor Angst. »Haben ihn die Eingeborenen geschnappt? Aber wie ist Ihnen dann die Flucht gelungen?«
    »Er hat uns den Rücken zugekehrt«, flüsterte Noria. »Ich wusste, er ist etwas Besonderes.«
    Morten warf ihr einen abfälligen Blick zu. »Als Liebhaber vielleicht.«
    »Was ist denn passiert?«, wollte Villeneuve wissen.
    »Seine Ahnen haben ihn gerufen.« Noria hatte zwar Tränen in den Augen, aber sie sah geradezu glücklich aus. »Das ist eine große Ehre.«
    »Blödsinn, verschonen Sie uns jetzt mit diesem Hokuspokus.«
    Paula schnappte nach Luft, Villeneuve ging zu weit.
    »Haben Sie mir nicht neulich einen Vortrag über die Sitten des Landes gehalten, die man achten sollte?«
    Noria wandte sich ab, stand auf und lief mit Jo auf dem Arm zum Ufer des Flusses, wo sie immer wieder Lázlós Namen rief, als wäre er nur zum Schwimmen gegangen.
    Nachdem Paula erzählt hatte, wie er gestorben war, saßen Villeneuve und Morten stumm neben ihr.
    Schließlich brach Morten das Schweigen.
    »Aber es gibt doch keine tödlichen Spinnen auf Madagaskar, also warum ist Lázló dann gestorben?«
    »Nach allem, was Madame Kellermann erzählt hat, denke ich, dass es eine Überreaktion seines Körpers gewesen sein muss, das habe ich schon des Öfteren im Zusammenhang mit Tierbissen erlebt.« Villeneuve klang heiser.
    »Gott sei seiner Seele gnädig.«
    »Hören Sie mir auf mit Gott!« Villeneuve sprang auf, rannte davon, und Paula blieb mit Morten in unbehaglichem Schweigen zurück. Schließlich stand er auf und brachte ihr einen Becher Zitronengrastee, der heiß in ihrem Hals brannte, und als er in ihrem leeren Magen ankam, hörte man ihn in ihrem Bauch brummeln und gurgeln. Paula ließ sich erschöpft nach hinten fallen. Schlafen, nur noch schlafen.
    Sie wurde erst wieder wach, als Villeneuve sich neben sie hockte. Morten war verschwunden.
    »Es tut mir so leid«, sagte sie.
    »Es ist eine Tragödie. Er war doch noch so jung und so lebendig. Erst Maria und jetzt das.« Villeneuve presste die Lippen zusammen, wie um zu verhindern, dass ihm noch mehr entschlüpfte, dann schnürte er ohne zu fragen ihre Schuhe auf und zog sie aus.
    Übler Gestank stieg in Paulas Nase, aber sie war zu matt, um sich zu schämen, sie war froh, von den Schuhen befreit zu sein. Ihre Strümpfe waren blutgetränkt und hatten sich teilweise in die wunden Stellen eingefressen. Und der Knöchel, den sie sich verstaucht hatte, war angeschwollen.
    Als Villeneuve ihr vorsichtig die Strümpfe von den Füßen streifte, wurde Paula übel.
    »Das sieht nicht gut aus«, stellte Villeneuve fest. »Das muss ausheilen, bevor wir weitergehen, sonst bin ich gezwungen, Ihnen die Füße zu amputieren. Allerdings hätte ich nicht die nötigen Skalpelle in meiner Arzttasche und müsste improvisieren.« Er grinste völlig unerwartet. »Es würde mich interessieren, ob man das auch mit dem Coup-Coup angehen könnte.«
    Noch bevor Paula das kommentieren konnte, stand er auf, holte mit einem Topf Wasser aus dem Fluss und stellte ihn zum Abkochen auf das Feuer.
    Paula vermied es, ihre Füße anzuschauen. Sie beobachtete Noria, die den Kleinen im Fluss badete, was ihm zu gefallen schien, denn er reagierte auf das kalte Wasser genauso fröhlich wie auf die Schmetterlinge.
    Noria jedoch warf ihr immer wieder fragende Blicke zu, die Paula nicht einordnen konnte und die ihr Angst machten. Vorhin hatte Noria doch so gefasst auf die Nachricht von Lázlós Tod reagiert.
    Sie legte sich wieder auf den Rücken und starrte in den Himmel, den sie hier am Fluss ungehindert sehen konnte, weil direkt am Ufer keine hohen Bäume, sondern nur Bambus, Elefantenohren und ein paar krautige Büsche wuchsen. Der Himmel war blau, aber voll dicker Wolken, die verdächtig nach Regen aussahen.
    »Madame Kellermann?« Villeneuves leise Stimme weckte sie, und ihr

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