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Die Insel des Schreckens

Die Insel des Schreckens

Titel: Die Insel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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Schwert. Das war jetzt die einzige Waffe, die er besaß.
    Als Mythor die ersten Ausläufer des Klumpens erreicht hatte, hob er das Holz und schlug mit aller Kraft zu. Weich drang das Holz in die Masse und begann sofort zu brennen. Dennoch zog sich der gelbe Ausläufer zurück.
    »Das Zeug lebt«, murmelte Nottr. Er hatte Mythor inzwischen erreicht und starrte mit Grauen auf die kochende Gallerte. In seiner Hand hielt der Lorvaner sein Krummschwert.
    »Dann lässt es sich auch bekämpfen«, stellte Mythor fest und drang von neuem auf die Masse ein.
    Auch Nottr hob jetzt sein Schwert. Er packte den Griff mit beiden Händen, holte aus und schlug zu. Die scharf geschliffene Klinge pfiff durch die Luft und drang tief in die Masse. Nottr hatte alle Kraft in den Hieb gelegt. Aber als er die Waffe zurückzog, schloss sich die Schnittstelle sofort wieder.
    Erneut holte er aus, und noch einmal schlug er zu. Aber er vermochte nichts mit dem Schwert auszurichten. Jeder Stich und jeder Schlag wurde weich abgefangen. Die Schneide konnte die gelben Zungen nicht zerteilen.
    »Zäher als Leder«, schimpfte Nottr. Unermüdlich schlug er zu.
    Mythor kämpfte mit der Planke. Er stieß und schlug damit wie mit einer Lanze. Die Spitze brannte, und ständig wurde die Waffe kürzer.
    Inzwischen hatte sich der gelbe Klumpen schon weit über das Schiff verteilt. Ständig dehnte er sich weiter aus. Nur dort, wo Mythor und Nottr auf ihn einschlugen, bewegte er sich kaum. Träge und zäh umfloss er die beiden Männer.
    »Eine Falle«, warnte Mythor, doch es war schon zu spät. Hinter ihnen hatte sich die Masse wieder verbunden. Nottr und Mythor standen inmitten der dampfenden Gallerte auf einer kleinen Insel, nicht einmal zwei Schritt im Durchmesser.
    »Verfluchtes Zeug«, schimpfte Nottr. Er hob den Fuß und trat mit voller Wucht zu. Sofort verkohlte das Leder seiner Stiefel, und das Fell fing Feuer. Mit beiden Händen musste er die Flammen löschen. »Wir sind verloren«, rief der Lorvaner.
    Ganz allmählich wurde die kleine Insel schmaler. Die Masse zog sich zusammen. Unter den Schlägen Mythors und Nottrs wich sie zwar noch immer ein wenig zurück, aber es war abzusehen, wann sie die beiden erreicht haben würde. Rücken an Rücken standen die beiden Männer.
    »Mythor, dort!« brüllte Nottr. Mit der ausgestreckten Hand deutete er auf die Spitze des Bugs.
    Mythor unterbrach für einen kurzen Moment den Kampf und folgte mit seinem Blick dem Zeichen des Lorvaners. Dann durchfloß ihn ein ungeheures Gefühl der Erleichterung.
    »Wir werden siegen!« rief er aus.
    Alton, das Gläserne Schwert, lag in der Spitze des Bugs. Es hatte sich zwischen Resten zerrissener Seile und zerborstener Planken und Balken verkeilt. Die Riesenwelle musste es vom Mast losgerissen und dorthin getrieben haben. In der Düsternis des Unwetters leuchtete die Klinge matt auf. Doch strahlte sie heller als der leuchtende Schleimklumpen.
    »Wie willst du die Waffe erreichen?« fragte Nottr. Er teilte keineswegs den Optimismus, den Mythor verspürte.
    Das Gläserne Schwert war von der schleimigen Masse vollkommen eingekreist. Ständig leckten Zungen darauf zu. Aber es schien so, als ob von Alton eine Macht ausgehe, die die Gallerte in ihre Schranken wies. Auch die klebrigen grünen Fäden, die mit dem Regen vermischt vom Himmel fielen, wurden abgelenkt, beschrieben einen leichten Bogen und schlugen nur rechts und links daneben auf, während das Wasser des Regens ungehindert auf Klinge und Griff fiel.
    »Wir müssen es schaffen!«
    Mythor und Nottr, die bisher mit den Rücken gegeneinander gekämpft hatten, drehten sich zur Seite und hieben nun nebeneinander in die gleiche Richtung auf die Masse ein.
    »Wir müssen eine Gasse schlagen!«
    Zuerst sah es so aus, als ob die Männer Erfolg hätten. Das stinkende gelbe Zeug wich zurück und gab verkohlte und brennende Planken frei. Teilweise war das Deck bereits eingebrochen. Schleimfäden hingen in den Schiffsrumpf hinab. Dann jedoch zog sich die Masse plötzlich zusammen. Ein dicker Wulst bildete sich unmittelbar vor den Männern. Er begann zu zucken und in den verschiedensten Farben zu leuchten. Grüne, blaue und violette Lichtblitze zuckten hin und her. Schwere Dämpfe quollen aus schmalen Öffnungen, stiegen auf und brannten in den Augen und Lungen.
    »Es wehrt sich!«
    »Wir haben keine Chance!«
    »Wir müssen Alton erreichen!«
    Die Männer kämpften verzweifelt. Die Dämpfe erzeugten immer wieder furchtbaren Hustenreiz.

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