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Die Insel des vorigen Tages - Eco, U: Insel des vorigen Tages

Titel: Die Insel des vorigen Tages - Eco, U: Insel des vorigen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Bestimmung der Längengrade, vielleicht mit Ausnahme der des Log, sogar einen richtigen Astronomen erforderten! Wenn die Kapitäne gelernt hätten, das Astrolabium zu benutzen, das auch nicht gerade in jedermanns Reichweite sei, würden sie auch lernen, das Fernrohr zu benutzen.
    Aber, hätten die Pedanten gesagt, so genaue Beobachtungen, die solche Präzision erforderten, könne man vielleicht auf dem Lande machen, aber nicht auf einem schwankenden Schiff, auf dem niemand imstande sei, ein Fernrohr starr auf einen Himmelskörper zu richten, den man mit bloßem Auge nicht sehen kann ... Wohlan, Pater Caspar sei dabei zu zeigen, dass man solche Beobachtungen mit ein wenig Geschick auch auf einem schwankenden Schiff anstellen könne.
    Schließlich hätten einige Spanier noch eingewandt, dass die Jupitersatellitenfinsternisse nicht am Tage zu sehen seien und auch nicht in stürmischen Nächten. »Die meynen wol, daß einer in die Hände klatschet, und schwuppdiwupp, illico et immediate hat er eine Mond-Eclipsis zur Stelle?«, erboste sich Pater Caspar. Und wer habe denn je gesagt, dass die Observatio zu jeder Zeit und in jedem Augenblicke gemacht werden können müsse? Wer je die Meere befahren habe vom einen zum anderen Indien, der wisse, dass die Bestimmung der Länge nicht häufiger müsse gemacht werden als die der Breite, und auch die könne man, sei's mit dem Astrolabium, sei's mit dem Kreuz- oder Jakobsstab, nicht bei starkem Seegang vornehmen. Es genüge durchaus, wenn diese gebenedeite Länge alle zwei bis drei Tage bestimmt werde, und dazwischen könne man eine Berechnung der verflossenen Zeit und des durchfahrenen Raumes anstellen, wie man sie schon mit dem Log gemacht habe. Nur dass man sich bisher damit begnügt habe, monatelang bloß ebendiese allein zu machen. »Diese Leute kommen mir vor«, sagte der gute Pater verächtlich, »wie Jemand, dem du in einer grossen Hungersnoth mit einem Brodkorb zu Hülffe eylest, und anstatt daß er dir dafür Danck saget, beklagt er sich, daß du ihm nit auch noch ein gebraaten Schweinderl oder ein Karnickel auff den Tisch hast hingestellet. O Sacrobosco! Würdest du vielleicht die Kanonen dieses Schiffes hier einfach ins Meer werffen,nur weil du wüßtest, daß neunzig von hundert Schüssen bloss Pluff ins Wasser machen?«
    Und somit gelte es nun, ein Experiment vorzubereiten, das an einem Abend wie dem bevorstehenden gemacht werden müsse: einem Abend, der astronomisch passend sei, mit klarem Himmel, aber leicht bewegtem Meer. Würde das Experiment nämlich an einem windstillen Abend gemacht, erklärte Pater Caspar, so wäre es, als ob man es auf dem Lande machte, wo man ja schon im voraus wüsste, dass es gelingen würde. Allerdings müsse das Experiment dem Beobachter einen Anschein von Windstille auf einem in Längs- und Querrichtung schwankenden Schiffe gewähren.
    Zunächst gelte es, unter den Uhren, die in den letzten Tagen so malträtiert worden seien, eine zu finden, die noch funktionierte. Nur eine in diesem glücklichen Falle, nicht zwei; die müsse dann auf die Ortszeit eingestellt werden mit Hilfe einer guten Messung der Tageszeit (was geschah), und da man ja sicher sei, dass man sich auf dem Antipoden-Meridian befinde, brauche man keine zweite Uhr, welche die Zeit auf der Insel des Eisens anzeigte. Es genüge zu wissen, dass die Differenz genau zwölf Stunden betrage. Mitternacht hier, Mittag dort.
    Genau bedacht schien diese Entscheidung auf einem Zirkelschluss zu beruhen. Dass man sich auf dem Antipoden-Meridian befand, sollte das Experiment ja beweisen und nicht als gegeben voraussetzen. Aber Pater Caspar war seiner vorangegangenen Beobachtungen so sicher, dass er sie nur noch bestätigen wollte, und außerdem gab es vermutlich nach all dem Hin und Her auf dem Schiff keine einzige Uhr mehr, die noch die Zeit auf der anderen Seite der Erdkugel anzeigte, und dieses Hindernis musste er überwinden. Im übrigen war Roberto nicht so aufmerksam, dass er den versteckten Pferdefuß dieser Vorgehensweise bemerkte.
    »Wann ich sage Los , schaust du auf die Uhr und schreibst. Und allsogleich gibst du dem Perpendiculo einen Stoss.«
    Das Perpendiculum bestand aus einem kleinen metallenen Schlösschen, in dem ein Kupferstab hing, der in einem Pendel mit runder Scheibe endete. Unter dem niedrigsten Punkt, durch den das Pendel schwang, befand sich ein horizontales Rad, auf dem Zähne befestigt waren, und zwar so, dass eineSeite des Zahns aufrecht im rechten Winkel auf

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