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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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mit Leselampen und mehrere dick gepolsterte Sessel standen.
    Auf einmal nahm ich im Spiegel eine Bewegung in der Tür zwischen den Bücherregalen wahr und sah, wie Wesley das Zimmer betrat.
    Ein schrecklicher Gedanke schoss mir durch den Kopf. Wenn ich ihn im Spiegel sehen kann, sieht er mich dann vielleicht auch?

    Ich duckte mich und lauschte mit wild klopfendem Herzen auf die Geräusche, die aus dem Zimmer kamen.
    Nackte Füße auf knarzenden Bodenbrettern, das Rücken eines Stuhls, das Kratzen eines Streichholzes, das angezündet wird. Dann sagte Wesley: »Na, meine Liebe, was möchtest du, wenn du heute Nacht gewinnst?«
    »Nichts«, murmelte eine leise Stimme.
    »Aber du musst doch etwas wollen«, sagte Wesley, der ausgesprochen fröhlich klang. »Nun sag schon, was.«
    »Die gewinnt doch sowieso nicht«, hörte ich Thelma sagen. »Du weißt genau, dass sie keine Chance hat.«
    » Natürlich hat sie eine Chance. Man hat immer eine Chance.«
    »Na klar«, sagte Thelma. »So wie man die Chance hat, vom Blitz erschlagen zu werden.«
    »Sag mir, was du haben willst, meine Liebe.«
    Ich schob ganz vorsichtig den Kopf nach oben und spähte in den Raum.
    Ein Mädchen stand mit dem Rücken zu mir vor Wesley und sah ihn an. Sie hatte blondes Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, und trug eine kurzärmelige, weiße Bluse, einen grünblau gemusterten Schottenrock, dunkelgrüne Kniestrümpfe und keine Schuhe. Im Spiegel konnte ich ihr Gesicht von der Seite sehen.
    Ich kannte sie nicht.
    Sie mochte wohl so dreizehn oder vierzehn Jahre alt sein.
    Matts Tochter? Die Tochter der Lagunenfrau mit dem Bauch voller Steine?
    Mir wäre es lieber gewesen, wenn sie Kimberly, Billie oder Connie gewesen wäre. Wegen denen war ich hier, nicht wegen einer Fremden. Wo waren meine Frauen?

    Immerhin hatte ich meine Feinde gefunden, also war meine Mission kein völliger Fehlschlag.
    Thelma stand rechts neben dem Mädchen und beide sahen den in einem Sessel sitzenden und breit grinsenden Wesley an. Wie er so mit übergeschlagenen Beinen in seinem Sessel hockte, hätte man fast meinen können, er wäre nackt bis auf einen weißen Verband an seiner linken Brust, aber als ich ihn vorhin im Spiegel gesehen hatte, war er mit einer Art Bikinihöschen und seinem Messergürtel bekleidet gewesen, an den ich mich von unserem Waterloo an der Schlucht noch gut erinnerte.
    Bis auf seine verbundene Brustwunde wies sein stark behaarter und gut gebräunter Körper keine sichtbaren Verletzungen auf. Niemand hatte ihn ausgepeitscht, geschlagen, geboxt, getreten, gebissen. (Ich wusste natürlich, dass er noch eine weitere Wunde hatte, aber die konnte ich nicht sehen).
    Zwischen Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand hielt Wesley eine lange Zigarettenspitze. Sie war aus Silber, nicht aus Elfenbein wie die, die er auf der Jacht verwendet hatte. In ihrem Ende steckte eine Zigarette, von der blasser Rauch vor seinem Gesicht in die Luft stieg.
    »Dein Wunsch, Erin?«, fragte er noch einmal.
    Das Mädchen zuckte lustlos mit den Schultern. Einen Augenblick später murmelte sie: »Ist egal.«
    Wesley wirkte amüsiert. »Nein, das ist eben nicht egal. Wie kommst du darauf, dass es egal sein könnte? Du musst doch etwas haben, worauf du dich freust. So einfach dürfen wir doch nicht die Flinte ins Korn werfen, oder?«
    So, wie Erin von hinten aussah, hatte sie genau das getan.
    »Was hättest du lieber als alles andere in der Welt?«, fragte Wesley. »Außer, dass ich dir Papa und Mama wiedergebe, natürlich.«

    Es dauerte eine Weile, dann sagte Erin mit so leiser Stimme, dass ich sie kaum hören konnte: »Dass Sie uns freilassen.«
    Thelma schnaubte verächtlich.
    »Wen soll ich denn freilassen?«, fragte Wesley.
    »Meine Schwester und mich.«
    »Du machst mir Spaß! Das kommt natürlich überhaupt nicht in Frage. Such dir etwas anderes aus.«
    »Was denn«
    »Wie wär’s mit einer Pepsi?«
    Thelma lachte heiser auf.
    »Okay«, sagte das Mädchen. »Aber Alice kriegt auch eine.«
    »Alice kann sich ihre Pepsi selbst gewinnen.«
    »Wenn sie keine kriegt, will ich auch keine.«
    Wesley blies ihr eine Rauchwolke entgegen. »Das ist dein gutes Recht. Ich wollte nur nett zu dir sein und habe dir eine Belohnung angeboten. Ist das etwa dein Dank?«
    Erin sagte nichts.
    Wesley zog an seiner Zigarette, dann nickte er Thelma zu.
    Sie trat auf Erin zu und riss ihr von hinten die Bluse vom Leib.
    Erin war jetzt oben herum nackt. Sie hatte schmale,

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