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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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den großen Fichtentisch in der Nordecke des Wohnzimmers setzen sollten, aber schließlich saßen wir doch um das Kaminfeuer, schlechtgelaunt und zitternd. Oktoberabende am Meer können so kühl sein, daß man bis auf die Knochen friert.
    Nach dem Essen wuschen Anne und Joan das Geschirr ab, und obwohl sich dieser feierliche Akt in unserm eigenen Spülbecken vollzog, imponierte es ihnen nicht die Spur – im Gegenteil. Don und ich machten inzwischen die Betten zurecht, und zum Glück gehörte das Bettzeug zu den zuerst eingepackten Sachen. Auf dem Karton stand säuberlich zu lesen: Wolldecken – Himbeermarmelade – Badeanzüge – Bettwäsche.
    Ein Feuerchen im Schlafzimmer ist Luxus großgeschrieben! Wenn man in ein lustig knisterndes Feuer blicken kann, vermag man sogar die Füße heldenmütig in die eiskalten Leintücher seines Bettes zu stecken.
    Sowie wir das Licht ausgemacht hatten, beobachteten Don und ich das Spiel der Flammen gegen die Stubendecke und lauschten dem Wind, der leise in den Schindeln und Regenrinnen klagte. Wie gemütlich war es im Bett! Ich seufzte tief und zufrieden und schloß die Augen. Dann hörte ich plötzlich außer dem Flammengeknister unseres Feuers, dem Gegurgel unserer Wellen und dem Stöhnen des Windes in unseren Regenrinnen, daß auf unser Dach Regen tröpfelte!
    Ich tastete nach der Nachttischlampe und sagte zu Don: «Es regnet! Hörst du’s?»
    Don erwiderte: «Laß es doch …»
    «Verstehst du denn nicht? Es regnet auf unsre Bücher und Platten, die noch unten auf der Ufermauer stehen.»
    Don seufzte melancholisch und faßte nach seinem Bademantel. Ich zog den meinen ebenfalls an. Die Kinder, die sich gezankt hatten und darüber eingeschlafen waren, riefen erschrocken: «Was? Wo? Wer ist da?»
    Ich erklärte es, schon halb auf der Treppe, und nahm von der Veranda ein paar von den großen geteerten Plachen mit, die wir dort hingeworfen hatten. Don folgte mir. Der Regen fiel ziemlich heftig. Nachdem wir das geteerte Segeltuch um Bücher und Kartons gestopft hatten, ließ Don den Strahl der Taschenlampe über die Waschmaschine in ihrem Ruderboot gleiten. Sie hockte trotzig im Heck, und die Wellen spülten fast ins Boot hinein. «Komm», sagte ich müde, «wollen versuchen, ob wir das Boot die Stufen hinaufziehen können.» Schließlich schafften wir das Boot mit dem Bug auf den Anfang der Treppe, während das Heck mit der schweren Waschmaschine noch immer im Wasser lag. Verbittert schlang Don die Fangleine um ein dünnes Ahornbäumchen. Ich benutzte die Kordel von meinem Bademantel, um damit die Waschmaschine im Heck zu vertäuen, wußte dabei aber die ganze Zeit, daß ich ebensogut einen wildgewordenen Elefanten mit einem Zwirnsfaden hätte fesseln können.
    Als wir wieder im Bett lagen und irgendwo in der Ferne ein großes Frachtschiff tuten hörten, während der Regen weiter mit tausend Vogelfüßen über unser Dach spazierte, sagte ich: «Na, schließlich sind wir ja nun doch wieder ganz gemütlich in unserm eigenen Haus!»
    Don sagte bloß: «Hm.» Er war sehr müde. Das Meer gurgelte nicht länger gegen die Ufermauer. Es war jetzt ein rhythmisches «rrrrummms», was uns bewies, daß sich die Weilchen zu regelrechten Brandungswogen ausgewachsen hatten. «Ein himmlisches Geräusch!» dachte ich schläfrig.
    Dann hörte ich – außer dem Wind, dem Regen und der Brandung – ein seltsam kratzendes Schurren und Stöhnen.
    Plötzlich rief mir Don laut ins Ohr: «Die Waschmaschine! Das Ungeheuer will sich schon wieder davonmachen!»

Der rauhe Alltag
    Ein so drastischer Wechsel wie ein Umzug auf eine Insel sollte eigentlich ganz allmählich vor sich gehen, etwa so wie eine Abmagerungskur. Aber uns blieb nur ein Tag, um uns an unser gänzlich neues Leben anzupassen.
    Don und ich hatten jeder Samstag und Montag Urlaub genommen. Don mußte jetzt immer um halb sieben Uhr morgens in der Fabrik sein. Die Kinder hatten uns versichert, daß sie monatelang, sogar jahrelang in der Schule fehlen könnten – jeder macht das so bei einem Umzug! – Doch Don und ich erklärten ihnen hart und unerbittlich, da wir selbst beide arbeiten gingen, hätte es keinen Sinn, daß sie allein zu Hause blieben, und daher würden wir sie gleich am Montag anmelden. «Ja, am Montag! An diesem Montag! Wir wollen, daß ihr etwas lernt. Leute, die nichts lernen, sind Trottel. Nein, nein, Abraham Lincoln war bestimmt kein Trottel, und so weiter, und so weiter…»
    Da wir am Samstag umgezogen waren,

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