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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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konnten wir am Sonntag auspacken und einrichten, uns umschauen und Holz beschaffen. Als ich am Sonntag früh aufstand – später, müder und unordentlicher, als ich’s vorgehabt hatte – entdeckte ich, daß die Waschmaschine tatsächlich ausgerissen war. Don und Joan mit ihrer üblichen Morgenfröhlichkeit, die auf andere so irritierend wirken kann, hatten sie schon erspäht.
    Als sie Anne und mich auf die Veranda geschleppt hatten, riefen sie strahlend: «Seht ihr, dort, dort ist sie! Da hinten bei dem weißen Wellenkamm!»
    «Ich friere», erwiderte Anne. «Woll’n ins Haus gehn und Feuer machen.»
    «Siehst du denn nicht mal das Ruderboot?» fragte Joan.
    «Nein», brummte Anne und schlug die Arme um den Körper. «Du gibst dir eben keine Mühe», schalt Joan. «Schau mal dort drüben auf den kahlen Fleck auf der andern Insel! Hast du den? …»
    Don rief strahlend: «Da draußen muß es mächtig frisch sein. Ich kann die hohen weißen Schaumkronen auf den Wellen erkennen. Woll’n mal gleich noch vor dem Frühstück hinrudern!»
    «Ich fahre nirgends hin, ehe ich nicht eine Tasse Kaffee getrunken habe», sagte ich schlechter Laune.
    «Ich auch nicht», rief Anne. «Aber ich möcht Kakao. Woll’n Feuer anmachen, ja?»
    «Och, Mommy, komm doch, los! Bootfahren vor dem Frühstück ist doch himmlisch!»
    Ich sagte zu Don: «Du kannst ja mit Joan losfahren, und Anne und ich machen das Frühstück zurecht!»
    «Nein», entschied Don, «wir müssen alle gehen. Bei so rauher See ist es eine kitzlige Aufgabe, die Waschmaschine einzufangen und zu vertäuen und abzuschleppen.»
    Also frühstückten wir, und nach meiner zweiten Tasse Kaffee sah ich die Sache in etwas rosigerem Licht. «Eil dich mit deinem Kakao, Andy!» rief ich. «Es ist doch unsre allererste Kahnfahrt!»
    «Kann Don überhaupt rudern?» fragte Anne argwöhnisch.
    «Natürlich», antwortete ich. «Nicht wahr, Don?»
    «Viel Erfahrung mit Booten hab ich gerade nicht», erwiderte Don wahrheitsgetreu, «aber ich werde schon damit umgehen können.»
    «Kannst du schwimmen?» fragte ich.
    «Ich könnte wohl, wenn meine Knochen nicht so schwer wären», antwortete er. «Ich sinke immer unter.»
    Ich sah auf den Sund hinaus. Das Wasser schien noch bewegter, die Wolken noch dunkler. Ich goß mir eine dritte Tasse Kaffee ein.
    «Oh, Mommy», jammerte Joan, «so kommen wir ja nie weg!»
    «Das ist vielleicht die letzte Tasse Kaffee meines Lebens», sagte ich, «und die will ich bewußt genießen.»
    «Kannst mir auch noch eine einschenken», seufzte Don.
    «Na, ich geh jetzt und schiebe schon das Boot ins Wasser», sagte Joan.
    «Geh nur», erwiderte Anne. «Ich mache mir erst noch eine Scheibe Zimt-Toast.»
    «Weshalb läßt du dir nicht lieber von einem Nachbarn helfen?» fragte ich Don und spähte über die roten Geranien hinweg zum Horizont. «Wenn der weiße Fleck da hinten das Boot mit der Waschmaschine ist, dann ist es bereits auf bestem Wege nach Alaska!»
    «Unsinn», sagte Don. «Die Leute rudern doch dauernd über den Sund. Das haben wir bald geschafft!»
    «Wenn wir wenigstens Rettungsringe hätten», warf ich ein.
    «Pah, Betty, stell dich nicht an!» rief Anne, die, wie es Kinder oft an sich haben, plötzlich die Partei wechselte. «Joan und ich können phantastisch gut schwimmen. Sicher können wir über den ganzen Sund schwimmen. Komm, woll’n losgehn, ehe es wieder zu regnen anfängt! Ich kann meinen Toast auch im Boot essen.»
    Als wir an den Strand kamen, hatte Joan das große Ruderboot schon ins Wasser geschoben und ruderte klatschend und platschend vor der Ufermauer auf und ab. Wir riefen sie herbei und begannen eine Erörterung, wer wo sitzen sollte. Über meinen Umfang und mein Gewicht wurden furchtbar viel unnötige Worte gemacht, und daß die beiden Mädchen als Gegengewicht nicht ausreichen würden, um das Boot vor dem Kentern zu bewahren. Natürlich hätte ich mich am einfachsten in den Bug setzen können, doch das war ein umstrittener Platz, den beide Mädchen haben wollten. Schließlich wurde festgesetzt, daß sie beide abwechselnd den Platz haben sollten, und als wir mitten im Sund waren, wo das Wasser sehr bewegt war, mußten sie die Plätze tauschen, mich fast vom Sitz stoßen und Don zwischen die Ruder kommen. Don ging nicht sehr geschickt mit den Rudern um. Er schob die Schuld ‹auf die alten Ruder, die immer aus den Dollen rutschen›, aber Joan machte ihn taktlos darauf aufmerksam, daß er die Ruderblätter nicht gerade

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