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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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muß jeder arbeiten. In England melken Gräfinnen ihre Kühe und karren Dung in den Garten.»
    «Weshalb lassen sie das nicht von ihren Dienstboten machen?» fragte Joan.
    «Weil die Dienstboten in Munitionsfabriken arbeiten und die Männer im Krieg sind», sagte ich. «Und jetzt ruf mal die Hansens an!»
    Aber die Hansens waren bei ihrer Großmutter und arbeiteten nicht. «Siehst du wohl», sagte Joan und seufzte schwer.
    «Versuch’s bei jemand anders», sagte ich schnell.
    «Aber bei wem?»
    «Deinen Schulfreundinnen!»
    «Ich weiß ihre Telefonnummern nicht», brummte Joan.
    «Schlag sie nach!»
    Nach vielem Zureden und Drängen rief sie die paar Schulfreundinnen an, deren Namen sie wußte, und hörte, daß sie alle entweder bei Hawkins oder in einer andern Farm arbeiteten. «Aha!» sagte ich schadenfroh. «Ich dachte, Anne und du, ihr seid die einzigen Kinder auf der ganzen weiten Welt, die im Sommer arbeiten müssen?»
    Joan sagte: «Aber nun kann ich ja doch nicht arbeiten, weil die Hawkins’s gesagt haben, bloß für einen kommen sie nicht her.» Und da wußte ich, was mir blühte, wie ich’s schon in der Minute geahnt hatte, als Mrs. Hawkins «Häh?» gerufen hatte.
    Denn Joan sagte: «Willst du nicht mitkommen, Mommy? Du tust doch überhaupt nichts, und dann sind wir wenigstens zwei.»
    Am Abend, als Anne nach Hause kam, verkündete sie, daß sie ihre Stelle aufgegeben habe, denn Tante Mary fände, sie habe auch noch ein bißchen Ferien verdient und sowieso habe sie sich schon alle Sachen bis auf den Mantel gekauft, und Tante Mary könnte nicht glauben, daß Don und ich sooo geizig wären und von den kleinen Kindern verlangten, sie sollten sich ihre Schulmäntel selbst verdienen. Und dann setzte sie hinzu: «Arme Joan, du kannst in Lumpen rumlaufen, wenn ich meine feinen neuen Sachen anziehe!»
    Joan sagte: «Mach dir meinetwegen keine Sorgen, du alter Krösus! Mommy und ich gehen Pfirsiche pflücken.»
    «Oh, gemein», rief Anne. «Mommy, mir hast du nicht geholfen, Geld zu verdienen!»
    «Es ist bloß für einen Tag», erklärte ich. «Die Hawkins’ wollten nicht für weniger als vier Pflückerinnen herkommen. Morgen kann eine von Joans Freundinnen meinen Platz einnehmen.»
    Don sagte: «Ich dachte, die Mädchen sollen selbständig und unabhängig werden? Weshalb können sie denn nicht alles selbst abmachen?»
    «Mit so einer Blechstimme kann kein Kind etwas abmachen», erwiderte ich. «Die hat sogar mir Angst eingejagt.»
    Am nächsten Morgen, als wir uns zurechtmachten, sagte Joanie: «Pack auch recht viel Brote ein, Betty! Und was gibt’s als Nachtisch?»
    «Wir wär’s mit Pfirsichen?» fragte ich. «Wir haben ja den ganzen Obstgarten voll.»
    «Mr. Hawkins erlaubt nicht, daß man Pfirsiche ißt», sagte Joan.
    Es war ein verschleierter Morgen, aber das glasige Blau oberhalb der großen Tannenspitzen deutete schon auf einen sehr heißen Tag hin. Ich zog mir kurze Hosen an, aber als ich in die Küche kam, sagte Joan: «Mrs. Hawkins erlaubt nicht, daß die Frauen Shorts tragen, Mommy. Sie sagt, Shorts sind unanständig.»
    «Was bildet sich denn diese Mrs. Hawkins eigentlich ein?» rief ich ärgerlich. «Im Sommer tragen alle Leute Shorts, sogar so alte Damen wie ich.»
    «Zieh sie an, wenn du willst, aber sie läßt dich bestimmt nicht pflücken», meinte Joan. «Karen sagt, neulich hat Mrs. Hawkins Ethel und Mary Everts nach Hause geschickt, weil sie abgeschnittene Baumwollhosen anhatten, und dabei sind sie doch erst fünfzehn und sechzehn.»
    Ich zog also lange Baumwollhosen und ein weißes Strandhemd und Holzsandalen an, wie ich sie auch immer am Strand trage. Joan hatte lange Baumwollhosen und ein rotes Strandhemd und Strandsandalen.
    Als wir viertel nach sieben den Strand entlangkletterten, sagte Joan neidisch: «Anne hat’s gut, die schläft noch.»
    Ich entgegnete: «Anne ist viele Wochen ganz früh aufgestanden, als du noch im Bette lagst.»
    «Aber sie mußte auch nicht vor zehn drüben sein!» klagte Joan. «Oh, sieh mal, Rehspuren! Sicher war Bucky am Strand und hat gebadet! Ja, nächstes Jahr nehm ich auch eine Stelle in der Stadt an.»
    Der Lastwagen der Hawkins-Farm hielt pünktlich um halb acht an der Ecke, aber bevor uns Mr. Hawkins hinaufklettem Heß, rief er: «Und wo sind die beiden andern?»
    «Zu Haus, krank!» brüllte ich zurück.
    «Was fehlt ihnen?» fragte er argwöhnisch.
    «Durchfall», erwiderte ich. «Und Schwindel und Kopfweh.»
    «Sind sie morgen gesund?» fragte

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