Die Insel und ich
einzuschenken, trugen wir unsre Teller und Tassen ins Wohnzimmer zurück. Ich beeilte mich, damit ich nicht wieder auf einen afrikanischen Feldstuhl geriet, verschüttete dabei aber etwas von meinem Kaffee.
Wir hatten uns zusammengesetzt, die Kinder und ich, und ich starrte den Salat an und versuchte vergebens zu enträtseln, woraus er wohl bestehen könne. Als ich es nicht länger hinausschieben konnte, tat ich einen Bissen auf die Gabel und kostete, und es war tatsächlich Thunfisch mit Marshmallows und Walnüssen und Paprika (nur wegen der hübschen Farbe, erklärte die Gastgeberin nachher, als sie uns das Rezept mitteilte), und dicke Stücke weißen Salats und gekochte Salatsauce. Ich erstickte fast daran, und Anne und Joan stießen mich mit dem Ellbogen an und kicherten, doch die meisten Damen riefen: «Köstlich! Himmlisch! Entzückend! Mal ganz was anderes!» (das stimmte allerdings), und dann gab uns die freudestrahlende Gastgeberin das Rezept, und wir kritzelten eifrig mit und benutzten die gleichen Bleistifte und Blocks, die wir schon benutzt hatten, als wir Städte, die mit B, Flüsse, die mit A, Schriftsteller, die mit Y und geschichtliche Ereignisse, die mit H beginnen, erraten hatten. Anne hatte das gehäkelte Tellerdeckchen gewonnen.
Bei einem andern Babykränzchen hatte ich die Bekanntschaft einer Ringform gemacht, in der ein Gemisch aus Pilzsuppe, Harteiern, Garnelen und Zitronengelee gefroren war, und die Verzierung bestand aus gehackten süßsauren Gürkchen und süßer Senfsauce.
Bei einer Abendgesellschaft zur Zeit der Wahlen gab es dicke, kalte, leicht gesüßte Fleischklöße mit süßer Salatsauce, ausgelaugtes Suppenfleisch und Käse, alles gemischt und gerade solange im Grill überbacken, daß die Salatsauce warm und der Käse zäh wurde.
Bei einem andern Kränzchen (für eine Hochzeit, glaube ich) wurde uns Thunfisch mit Chow-mein (Ragout aus Pilzen, Sellerie und chinesischen Gemüsen) und ranzigen Nudeln vorgesetzt.
Bei einem Gartenclub-Treffen gab es Thunfisch in Cremesauce mit Erdnüssen und Büchsenspargel.
Ein andermal sollten wir einen Salat aus Ananaswürfeln, Makkaroni, Erdnüssen, gehacktem Weißkohl, reifen Oliven und Mayonnaise essen.
So könnte ich weiter und immer weiter aufzählen, und es wäre wirklich und buchstäblich ad nauseam . Ich weiß nicht, was in die amerikanischen Frauen gefahren ist, aber solcher Unfug sollte polizeilich verboten werden.
Und dann: weshalb haben Frauen, die schlecht kochen können, immer kalten Kaffee, aber überheizte Wohnungen?
Als ich neulich bügelte, hörte ich im Radio, mit halbem Ohr lauschend, auf das Programm für Hausfrauen. Die Ansagerin verkündete ein einfach widerliches Rezept für eins meiner Lieblingsgerichte, nämlich Schmorfleisch. Soweit ich mich erinnern kann, sagte sie etwa folgendes:
«Da wir jetzt Frühling haben, seid ihr wahrscheinlich alle am Ende mit eurer Weisheit, was ihr auf den Tisch bringen sollt. Sicher wollt ihr gern hören, wie man ein einfaches, leckeres Mahl zur Überraschung der ganzen Familie zubereiten kann. Hört also zu. Es heißt: Portions-Schmorfleisch. Ihr nehmt einfach einen Schmorbraten, schneidet ihn in Stücke, so daß jedes Familienmitglied eins erhält, legt es in Portions-Kasserollen, damit jeder seine eigene kleine Kasserolle hat, tut reichlich Wasser drüber, ein paar Karotten und eine Rübe, und dann backt ihr sie im Ofen. Was für eine Überraschung für die Familie, wenn jeder seinen eigenen kleinen Schmorbraten erhält!» – Wozu ich nur bemerken kann: «Was für eine Überraschung für die Familie, wenn jeder sein eigenes Stück gekochte Wolldecke aus Armeebeständen erhält!»
Solche Ratgeberinnen haben auch eine besondere Schwäche für das, was sie als gemischten Salat bezeichnen. Da empfehlen sie dann ihren leichtgläubigen Zuhörerinnen, die Salatschüssel zu nehmen und einfach alles darin zu mischen, was im Eisschrank steht!
Mir scheint es ganz so, als verführen sie nach der Methode meiner Großmutter, die immer sagte: «Macht’s nur nicht zu lecker, die Männer essen’s doch, denn ein gutes Schwein frißt alles!»
In unserer Familie kochen sie alle gern. Meine Schwester Mary ist eine großartige Köchin, und nur von Zeit zu Zeit leistet sie sich Scherze wie Rübchen gefüllt mit geschabter Orangenschale und altem Cognac. Anne und Joan können beide sehr gut kochen. Ich koche auch sehr gut, aber meine Schwäche besteht darin, daß ich manchmal denke: «Was in kleinen
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