Die Insel und ich
Kinder Pony reiten könnten und derlei Dinge, es ist so eng hier, ich muß mir’s überlegen …»
Ich sagte, daß sie sich sofort entscheiden müsse, da so sehr viele Leute ein Haus auf der Insel mieten wollten, und endlich sagte sie: «Ich hatte so von einer kleinen Farm geträumt, aber dann werden wir uns wohl hiermit begnügen müssen.» Von jenem Tage an rief mich Elizabeth tagtäglich an und redete mindestens eine Stunde lang und erzählte mir, wie gemein Everett sei und wie müde sie sei und daß sie sich so sehr auf eine kleine Farm gefreut hätte, und wenn ich noch von einer hören sollte, müßte ich ihr gleich Bescheid sagen…
Nach zwei Wochen hatte Klein P. J. seine letzte Allergie-Spritze bekommen, und Elizabeth zog mitsamt ihren Kindern auf die Insel, und ich lud sie für den ersten Abend zum Essen zu uns ein und fiel fast in Ohnmacht, als ich den «gemeinen Everett» erblickte, der wie eine zerquälte Ausgabe von Gregory Peck aussah. Elizabeth trug die gleichen Baumwollhosen, ein ebenfalls schmutziges Sporthemd und alte Schuhe. Die Kinder waren genauso schmutzig und naß und laut wie das erste Mal, aber als sie begannen, im Haus herumzutoben, rief Everett: «Schert euch alle an den Strand!» und sie liefen schnell fort, und Elizabeth kam zu mir, stellte sich neben mich an den Spülstein und flüsterte: «Da sehen Sie, wie gemein er ist! Das kommt vom Alkohol!»
Da Don noch gar keinen Drink gemischt hatte, nahm ich an, Everett habe vielleicht getrunken, ehe sie kamen, aber als Don ihm dann ein Glas reichte, sagte er: «Darauf hab ich mich schon den ganzen Tag gefreut.»
Ich hatte geplant, daß die Kinder in der Küche oder draußen am Sonnenschirmtisch essen sollten, wir aber im Eßzimmer, doch Elizabeth stiegen die Tränen in die Augen, und sie sagte, wenn Kinder nicht mit ihren Eltern essen dürften, fühlten sie sich verlassen, und ihre Kinder sollten sich nie verlassen fühlen, daher aßen wir alle zusammen und genossen das ständige Stühlescharren und Unterbrechungen folgender Art: «Weine nicht, Schätzchen, Betty weiß nicht, daß keiner von uns Erbsen mag.» – «Laß es nur am Rand liegen, Gail, Liebling, Mommy macht dir nachher ein leckeres Sandwich.» – «Schlag Schwesterchen nicht, P. J.» – «Oh, Baby hat die Milch auf das schöne saubere Tischtuch geschüttet, böses Baby!» – «Nicht das Essen auf den Fußboden werfen, Kinder! Der Hund will keine Kartoffeln, Donny!»
Everett saß hilflos und beschämt da, und Don erzählte ausführlich von einem Projekt für einen besonderen Anbau für die Kinder, den er eines Tages bauen will und der Zementböden, Stahlriegel und lärmsichere Wände vorsieht, und nach dem Essen schlug ich vor, Elizabeth solle die Kinder ein bißchen schlafen lassen. Sie sagte: «O nein, sie schlafen nicht bei fremden Leuten. Sie können herumspringen. Nach dem Essen sind die Kinder jedesmal ungeheuer munter, finde ich.»
Don und Everett verzogen sich auf die Veranda und tranken ein Glas Cognac, und sobald eins von den Kindern eine Zehe auf die Veranda setzte, rief Everett mit Donnerstimme: «Lauf an den Strand!», und dabei war es schon dunkel geworden.
Um ein Uhr nachts waren alle Kinder mit Ausnahme vom Baby, das auf dem Eßzimmerfußboden lag und schlief, in meiner Küche und scharrten mit den Stühlen herum und quängelten, und Elizabeth saß am Küchentisch und trank Whisky-Soda und erzählte mir, wie gemein Everett sei und daß sie ihr Haar nur zweimal im Monat waschen könne, weil sie eine so empfindliche Kopfhaut habe. Don und Everett waren ins Haus gegangen und saßen vor dem Feuer, wo Everett immer noch Cognac trank, und er war mittlerweile richtig betrunken. Zehn Minuten vor zwei brachen sie endlich auf, und in der Küchentür drehte sich Elizabeth in dramatischer Haltung – Baby auf dem Arm, Klein P. J. sich an ihre Knie klammernd – um und sagte: «Bete für uns, Betty! Everett ist vollkommen betrunken, und doch will er fahren!»
Am nächsten Morgen gegen elf rief sie mich an, um mir zu sagen, wie leid es ihr tue, daß sie so lange geblieben seien, doch ich sei so reizend und verständnisvoll gewesen, daß ihr die Zeit gar nicht zu Bewußtsein gekommen sei, und die Heimfahrt sei entsetzlich gewesen, doch hätten sie es geschafft, und sie sei so erschöpft gewesen, daß sie eben erst auf gewacht sei, und Everett schliefe immer noch. Ich fragte, was die Kinder machten, und sie antwortete, sie hätten das ganze Haus auf den Kopf gestellt und
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