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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Dann hatte ich mich entschieden. Entweder ich schaffte es bis zum Meer, oder nicht. Und ich konnte mir gut vorstellen, dass die Strecke zu lang war, um sie mit einem einzigen Atemzug bewältigen zu können. Immer vorausgesetzt, dass der Tunnel überhaupt breit genug war, dass ich bis zum Ende hindurchpasste. Und dann, wenn ich endlich das Meer erreicht hätte, bestand natürlich immer noch die Gefahr, von den Wellen gegen die Felsen geklatscht zu werden und dadurch zu sterben, und selbst dann, wenn ich das überlebte, musste ich noch einen weiten Weg zurück zu irgendeinem Strand schwimmen.
    Alles Dinge, die mich davon überzeugten, dass ich den Tunnel als meinen allerletzten Ausweg betrachten sollte.
    Ich stieg aus dem Teich und setzte mich in die Sonne, um trocken zu werden. Ich war klebrig vom Salzwasser und fragte mich, wie jemand auf diese Weise sechs Wochen überleben konnte. Meine Kleidung würde in der Sonne steif werden und an meiner Haut scheuern. Tatsächlich überlegte ich, ob es nicht besser wäre, sie ganz auszuziehen. Gerade hatte ich entschieden, dass ich genau das tun würde, falls Aylsa an diesem Tag nicht mehr zurückkehrte, als ich begriff, dass ich wieder Gesellschaft hatte.
    Ruarth.
    Er flog zu mir herunter und ließ sich auf einem Stein neben mir nieder.
    » Du kannst Flamme sagen«, sagte ich kühl, » dass ich sie eigenhändig mit beiden Händen erwürgen werde, wenn – wenn – wir hier jemals lebendig rauskommen. Hast du das verstanden? Sag ihr das!«
    Ruarth sah mich einfach nur an. Er befand sich in schrecklicher Verfassung. Er hatte sich seit einiger Zeit nicht mehr geputzt. Seine Federn waren so schlaff und lustlos wie seine Haltung, als er mich einfach nur anstarrte. Ich seufzte und sagte dann etwas freundlicher: » Aber ich vermute, sie hört auf dich jetzt genauso wenig wie auf mich, oder?«
    Er schüttelte den Kopf und begann aufgeregt zu schnattern.
    Ich unterbrach ihn. » Ich ahne, was du mir sagen willst. Und du musst mir nichts erklären – ich weiß genau, was sie getan hat, diese sture cirkasische Tusse, und wenn ich sie in die Finger kriege …« Ich seufzte und sah ihn an. » Danke trotzdem, dass du mich aufgesucht hast. Gibt es etwas anderes, das du mir erzählen willst?«
    Er nickte.
    Ich dachte einen Moment darüber nach, was es wohl sein könnte, das er für so wichtig hielt. » Ist Flamme zu den Wahrern gegangen, nachdem wir ergriffen wurden?«
    Ein weiteres Nicken.
    » Und sie haben bestätigt, dass sie Kredo angreifen werden?«
    Noch ein Nicken.
    » Gut. Jetzt muss ich nur noch wissen, wann. Heute?«
    Er schüttelte den Kopf und streckte einen Fuß mit zwei ausgefahrenen Krallen nach vorn.
    » In zwei Tagen?«, fragte ich und hoffte, dass er nicht in zwei Wochen meinte. » Übermorgen?«
    Er nickte wieder.
    Ich wünschte, es wäre früher gewesen. Was zur Hölle hatte Dasrick vor, dass er so lange brauchte? Hoffte er, Janko-Morthred in der Trunkenen Scholle abpassen zu können, um dort gegen ihn zu kämpfen, wo der Dunkelmeister nicht ein ganzes Dorf voller bezwungener Silbbegabter und anderer Dunkelmagier im Rücken hatte? Sicherlich musste Dasrick inzwischen herausgefunden haben, wieso Morthred sich die Mühe gemacht hatte, sich überhaupt als Kellner zu verkleiden: Es war eine ideale Möglichkeit, um ein Auge auf die Neuankömmlinge in Gorthen-Hafen zu haben. Jeder, der irgendwie von Bedeutung war, würde früher oder später in der Trunkenen Scholle vorbeikommen. Morthred, der Zeit totzuschlagen hatte, bis seine Kräfte ganz zurückgekehrt waren, hatte wissen wollen, was auf den Inseln vor sich ging – und welcher Platz hätte sich dazu besser geeignet als eine Schenke? Aber jetzt, seit alle wussten, dass er ein Dunkelmagier war, nützte ihm seine Verkleidung nichts mehr. Sicherlich hatte Dasrick, nachdem er mit Flamme gesprochen hatte, begriffen, dass Morthred nicht zurückkehren würde.
    Dann kam mir ein anderer Gedanke: Vielleicht war mein Verschwinden das Problem. Dasrick hatte gesagt, dass er einen Wissenden brauchte. Da ich weg war, wartete er vielleicht darauf, dass er jemand anderen mit Weißbewusstsein fand, der oder die mich ersetzen konnte. Nun, das wäre wahrhaftige Ironie – von jener Art, wie ich sie zu oft in meinem Leben erlebt hatte, als dass ich hätte überrascht sein sollen.
    Am Ende gab ich es auf, Dasrick ergründen zu wollen.
    Ich widmete mich wieder der Befragung des Vogels. » Um welche Uhrzeit will er angreifen? Äh, in der

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