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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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deine cirkasische Freundin ihre Aufgabe genießt!«
    Mein Herz schlug schneller, aber ich rührte mich nicht.
    Zwei Bündel, beide in einen Haufen Seetang gewickelt, damit sie beim Aufprall nicht zerbrachen, taumelten zu mir herunter und kamen platschend auf dem nassen Sand auf. Die Wachen verschwanden wieder, nachdem sie ihre Arbeit getan hatten. Ich versuchte, nicht an das zu denken, was sie gesagt hatten.
    In dem einen Bündel befand sich eine Trinkhaut mit Wasser, von dem ich den größten Teil sofort trank. Ich hatte es dringend nötig. Zu essen gab es die typischen Speisen von Gorthen-Nehrung: getrockneter Fisch, Krabbenpaste und gekochter Seetang. Als Mahlzeit hatte ich schon Besseres gehabt. Ich aß nicht so ausgiebig, wie ich getrunken hatte.
    Ich war kaum fertig, als ich oben erneut ein Geräusch hörte. Als ich hochblickte, sah ich Aylsa über den Rand des Lochs blinzeln. Sie verzog die Lippen zu etwas, das wahrscheinlich ein Lächeln sein sollte; offenbar versuchte sie, mir ihre Erleichterung auf eine Weise zu zeigen, von der sie glaubte, dass ich es erkennen würde. Allerdings war sie nicht sehr erfolgreich damit, denn die Gesichter von Ghemfen waren nicht zum Lächeln geeignet. Dennoch war ich nie zuvor so glücklich gewesen, die hässlichen, flachen Gesichtszüge ihrer Rasse zu sehen.
    Ich lächelte zurück und hob eine Hand zum Gruß.
    » Da war einer, der dich bewacht hat«, sagte sie. » Wusstest du das?« Das wusste ich nicht, aber es kam mir nur allzu verständlich vor. Morthred würde mich nicht hier draußen sitzen lassen, ohne sicherzugehen, dass ich nicht befreit werden konnte. » Ich fürchte, ich habe ihn getötet«, fuhr sie fort. » Es ist seltsam, wie leicht das als Ghemf ist – er hat nicht damit gerechnet, verstehst du. Und die Menschen vergessen immer, dass wir Klauen haben … Damit habe ich in zwei Tagen zwei Menschen getötet.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte.
    » Ich muss ein Seil holen«, sagte sie. » Dann komme ich wieder.«
    » Warte!«, rief ich zu ihr hoch. » Geh nicht zurück nach Kredo! Verschwinde von hier, so lange du noch kannst …«
    Sie lächelte noch etwas mehr und verschwand.
    » Aylsa!«, brüllte ich hinter ihr her, aber sie kehrte nicht zurück. Ich konnte nur hoffen, dass sie nicht wirklich nach Kredo zurückging. Was, wenn sie dabei gefangen genommen wurde? Es wäre sehr viel besser gewesen, sie wäre in einem großen Bogen zum Hafen gegangen und hätte von dort ein Seil geholt, statt ihren Hals in Kredo zu riskieren. Ich konnte warten.
    Dann begann ich, mich selbst zu quälen, indem ich an Thor dachte. Was, wenn ich mich irrte? Was, wenn …? Denk nicht daran, du Narr.
    Mit einem Seufzer setzte ich mich wieder hin. Die Gezeiten machten noch keine Anstalten, sich zu verändern. Ich erinnerte mich daran, dass es in Doppelmondmonaten manchmal nur eine einzige Strömung am Tag gab, manchmal aber auch bis zu vier. Offenbar lief es auf Ersteres hinaus. Ich seufzte erneut, denn das bedeutete, dass ich den größten Teil der Nacht würde im Wasser verbringen müssen, damit beschäftigt, die Blutdämonen abzuwehren. Ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass die einströmende Flut einen neuen Schwall der kleinen Ungeheuer mit sich bringen würde.
    Mein Blick ging zur gegenüberliegenden Seite dieses Lochs, die der Meeresseite zugewandt war – dorthin, von wo das Wasser kam, wenn die Strömung anstieg. Dieser Teil trocknete nie aus; selbst jetzt befand sich dort noch ein tiefer Teich. Wahrscheinlich verlief darunter irgendwo ein Tunnel, der ins Meer führte. Ich versuchte mir vorzustellen, wie weit es bis zum offenen Meer war. Und ich fragte mich, wie breit wohl der Tunnel sein mochte.
    Ich nahm die Trinkhaut und sah sie mir genauer an. Sie war aus der Schwimmblase einer Seekuh gemacht und absolut wasserdicht. An der oberen Seite endete sie als eine Art Trichter, der fest verkorkt worden war.
    Dann sah ich zurück zum Teich und machte mich bereit zu einem kleinen Schwimmausflug, oder besser zu einem Tauchgang. Ich fand den Eingang zum Tunnel: Zumindest war er groß genug, dass ein Mensch ihn betreten konnte. Das Wasser darin wogte auf und ab, wegen der Meereswellen. Ich schwamm den Tunnel ein Stück entlang und fand heraus, dass er schon bald deutlich enger wurde und schließlich nur noch eine Röhre war. Immer noch groß genug für eine Person, aber ab dem Moment, da ich mich in diesen schmalen Abschnitt begab, würde es kein Zurück mehr geben.

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