Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
Morgendämmerung?« Gleich der erste Versuch ein Volltreffer.
    Ich dachte darüber nach, welche Informationen ich ihm übergeben könnte. Am Ende erzählte ich Ruarth von Aylsa und fügte hinzu: » Also, ich muss wissen, was ich tun soll, wenn ich heute hier rauskomme. Ich muss wissen, wo Flamme und Thor sind. Äh, weißt du, was Flamme auf Morthreds Befehl heute mit Thor tun soll?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Ich erzählte es ihm. Wenn es möglich war, dass ein Vogel erbleichte, dann tat er das. Ich fragte ihn, ob er Flamme schon gesehen hatte.
    Er schüttelte erneut den Kopf.
    » Verdammt. Dann werde ich hier einfach auf das Ghemf warten und sehen, was sie sagt.«
    Ruarth brach in heftiges Schnattern und Flügelschlagen aus, was mir absolut nichts sagte. Ich sah ihn in einer Mischung aus Verzweiflung und Erschöpfung an. Dann hüpfte er auf den Sand und schrieb mit dem Schnabel etwas. Die Buchstaben waren schlecht gemalt und wurden von seinen eigenen Füßen teilweise wieder verwischt, aber ich konnte es dennoch erkennen: » Ich Kredo suche Thor.«
    » Nun, in Ordnung. Aber sei sehr, sehr vorsichtig, Ruarth. Thor ist möglicherweise im Moment außer Reichweite für dich, wenn er mit Flamme und Domino unten in der Folterkammer ist. Oder irgendwo, wo er sich von dem erholt, was sie mit ihm gemacht hat.«
    Er nickte.
    » Und, Ruarth: Versuch, sie hier rauszuholen.«
    Er äußerte sich dazu nicht. Er breitete die Flügel in einem strahlenden Schimmer von Blau aus und verschwand.
    Ich fragte mich, wie er mich gefunden hatte. Wenn er Thor nicht gesehen hatte, dann hatte er vermutlich irgendeinen Dunkelmeister gehört, der von meiner Situation gesprochen hatte; aber auch dann war es schlau von ihm, dass er mich so schnell gefunden hatte. Das war eines der Dinge, die ich ganz sicher über Ruarth Windreiter wusste: Er war klug. Ansonsten war er mir ein Rätsel.
    Ich vertraute ihm, aber ich hatte kein klares Bild von seinem Wesen. Wie konnte ich einen Eindruck von ihm gewinnen, wenn ich nicht einmal verstand, was er mir sagte, wenn alles durch Flamme gedeutet und übersetzt werden musste, die ihn liebte? Ich konnte nicht einmal anhand seiner Mimik erkennen, was er dachte, weil er keine hatte! Und ich konnte mir auch nicht vorstellen, wie es war, als Mensch in einem Vogelkörper gefangen zu sein, als Vogel geboren worden zu sein.
    Außerdem war mir die Liebe, die Flamme und Ruarth miteinander verband, unverständlich. Wie konnte man sich in jemanden verlieben, der eine vollkommen andere Gestalt hatte? Aber diese beiden liebten einander im wahren Sinn des Wortes, auf jede Weise, abgesehen von der körperlichen. Ruarths Fürsorge für Flamme hatte mich häufig berührt, und es hatte Zeiten gegeben, da hatte er in seiner Liebe beinahe menschlich gewirkt. Es gab allerdings auch andere Zeiten – wenn er zum Beispiel Fliegen verspeiste –, in denen er auf mich ganz und gar wie ein Vogel wirkte, und ich hatte absolut kein Mitgefühl für ihn. In diesen Momenten konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass Flamme nicht nur Mitgefühl mit ihm hatte, sondern ihn regelrecht liebte.
    Eines Tages, das schwor ich mir, würde ich die Sprache der Dunstigen Inseln lernen. Dann vielleicht würde ich verstehen, wieso eine Schönheit wie Flamme einen Mann liebte, der ein Vogel war, klein genug, dass er in ihre Hand passte.

22
    Das Wasser hatte bereits wieder angefangen, in das Loch zurückzuströmen, als Aylsa zurückkehrte. Natürlich hatte ich gehofft, dass sie rasch kommen und mich rausholen würde; alles andere wäre eine Lüge. Allein bei der Vorstellung, eine ganze Nacht in diesem Wasser zu verbringen, stellten sich mir die Nackenhaare auf. Im Dunkeln waren die Blutdämonen nämlich nicht zu sehen …
    Allerdings kam sie dummerweise nicht, um mich zu befreien, sondern als Gefangene. Ich habe nie erfahren, wie oder wo sie genau ergriffen wurde, aber ich vermute, irgendjemand hatte die Wache ablösen wollen, die sie getötet hatte, und sie gesehen. Aylsa war vollkommen unerfahren in den Dingen, die mein Leben ausmachten: herumzuschleichen, vorauszudenken, sich zuallererst um die eigene Haut zu kümmern …
    Als ich sie sah, stand sie oben am Rand des Lochs zwischen zwei Dunkelmagiern – zwei echten. » Dachtest wohl, du würdest gerettet werden, ja?«, rief mir der eine voller Schadenfreude zu. » Zu schade, Mischling!« Und dann stieß er Aylsa auf eine derart grobe Weise über den Rand, dass es mir den Atem verschlug.
    In der

Weitere Kostenlose Bücher