Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende
die Weise erhalten hat, wie sie behauptet – was ich bezweifle –, wie kann es dann echtes Gold sein? Und doch muss es so sein, denn es ist überhaupt nicht angelaufen. Ich habe sie gefragt, ob sie etwas abschürfen könnte, weil ich es gern prüfen wollte, aber sie hat sich auf eine Art und Weise geweigert, dass ich es für unklug halte, sie ein zweites Mal darauf anzusprechen.
Shor iso Fabold
* * *
23
Der Morgen brachte weiteren Schrecken.
In der Nacht hatte ich mich über die auffallende Abwesenheit der Blutdämonen gewundert. Nur ein einziger hatte sich an mir nähren wollen, und den war ich relativ schnell losgeworden.
Am Morgen fand ich die Erklärung dafür.
Aylsas Körper wogte in der Nähe in der Strömung, und ihr Gesicht war halb weggefressen. Was von ihrem Kopf noch übrig war, war von Blutdämonen bedeckt.
Selbst im Tod hatte sie noch für meinen Schutz gesorgt.
Die Strömung ging wieder zurück. Als Ruarth im Laufe des Vormittags zurückkehrte, stand ich im knietiefen Wasser. Ich sah auf den ersten Blick, dass etwas nicht stimmte; seine Art zu fliegen wirkte eigentümlich, dringend. Ich streckte meinen Arm aus, und als er landete, schrie er seine Erregung bereits heraus.
Ich unterbrach ihn und sprach aus, was ich mir als das Schlimmste überhaupt vorstellte: » Morthred hat herausgefunden, dass ihre Bezwingung eine Täuschung war.«
Er nickte.
» Verflucht soll er sein!« Ich dachte an Thor, sah ihn gesichtslos, zungenlos, verstümmelt – nur dass es diesmal Wirklichkeit war. Ich dachte daran, was Morthred Flamme antun mochte. Als Erstes würde er ihr natürlich einen neuen Fluch der Bezwingung verpassen. » Er hat es noch einmal getan«, sagte ich. Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Ruarth nickte. Er zitterte vor Entsetzen.
Nicht schon wieder. » Wann? Gerade eben?«
Er nickte erneut. Seine Krallen gruben sich in meinen Arm und verrieten mir seine Angst, seinen Kummer.
» Und was ist mit Thor?« Meine Zunge fühlte sich belegt an.
Er machte eine Bewegung, die einem Schulterzucken gleichkam. Er wusste es nicht.
Aber ich wusste, was ich zu tun hatte. » Hör zu, Ruarth. Aylsa ist tot. Ich werde versuchen, allein hier rauszukommen, indem ich durch den Tunnel tauche, durch den das Wasser hier reinkommt. Es könnte sein, dass ich es nicht schaffe. Du musst zu Dasrick fliegen und ihn dazu bringen, heute noch anzugreifen.« Ich riss bereits ein Stück von meinem Hemd ab, dann schlitzte ich mir einen Finger an einer Muschel auf, die ich aus dem Sand nahm, und schrieb mit dem Blut eine Nachricht auf den Stoff: DRNGND ANGRFF HTE. Dann hielt ich stirnrunzelnd inne. Dasrick würde nie allein aufgrund einer solchen Nachricht handeln, nur auf meine Bitte hin, aber ohne besonderen Grund. Ich quetschte den Finger noch etwas mehr, so dass weiteres Blut kam, und fügte hinzu: WGN RTTNG VN BRGFRLN. Das Ganze unterschrieb ich auf die übliche Weise, wie ich es immer bei meinen persönlichen Nachrichten an ihn zu tun pflegte: » G«. » Wir können nur hoffen, dass Dasrick noch genug Vertrauen in mein Urteilsvermögen hat, um das hier richtig anzusehen. Nimm es und flieg zu ihm, Ruarth. Wenn du Dasrick nicht finden kannst, gib es jemand anderem von der Herz der Wahrer.«
Ruarth nahm den Stoff in beide Klauen, und ich warf ihn in die Luft hinauf.
Während er verschwand, bereitete ich mich auf meinen Tauchgang vor.
Ich leerte beide Trinkhäute – diejenige, die Aylsa mir gegeben hatte und die andere, die ich von den Wachen erhalten hatte –, und verkorkte sie. Ich bastelte mir aus dem Umhang der Wache eine Kordel, an die ich die beiden nun mit Luft gefüllten Trinkhäute befestigte, so dass ich sie mir um den Hals hängen konnte. Dann atmete ich ein paarmal tief ein und tauchte zur Tunnelmündung.
Der erste Teil war ziemlich einfach. Die Trinkhäute erzeugten zwar einen Auftrieb, aber die Decke hielt sie davon ab, wegzutreiben. Es gab genug Platz, um zu schwimmen, und ich hatte Licht zur Verfügung.
Etwas weiter vorn begann das Grauen. Der Tunnel wurde schmaler, und mein Körper schirmte das Licht hinter mir ab, während das vorn noch so weit weg war, dass es nichts weiter schien als eine trübe Ahnung in der Dunkelheit. Luftblasen tröpfelten aus meinen Mund und zerschellten am Gestein über mir. Ich hatte keinen Platz, um richtige Schwimmzüge machen zu können, also hangelte ich mich voran, indem ich nach dem Gestein der Decke und des Bodens griff. Die Strömung half mir etwas, aber
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