Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende
auch nicht, wo du hinpasst. Ich wünschte, du würdest mir mehr sagen …«
» Ich habe mit all dem hier nichts zu tun. Mein einziges Interesse besteht darin, eine Sklavin zu besorgen.« Zumindest war es das, was ich gedacht hatte, als ich angekommen war. Jetzt war ich mir dessen nicht mehr so sicher.
Er sah mich zweifelnd an. » Ah – du hast vermutlich Recht, mir nicht allzu sehr zu trauen. Ich habe den Ruf, dass ich Geheimnisse bewahren kann und vertrauenswürdig bin, aber wenn ich es mit Dunkelmagie zu tun bekäme, würde ich meine Seele dem Teufel verkaufen, meine Mutter an ein Bordell und meine Freunde in die Sklaverei, dich eingeschlossen.« Er zuckte mit den Schultern. » Niamor kommt bei Niamor immer an erster Stelle.«
Das glaubte ich ihm. » Kluger Mann.«
» Pass auf, da kommt jemand.« Er beugte sich hinunter, um mich erneut zu küssen und mit seinem Körper abzuschirmen, so dass niemand mich sehen würde. Ich hätte lachen können, wenn es nicht so ernst gewesen wäre; offensichtlich war er sehr bemüht, niemanden sehen zu lassen, dass er sich mit einem Halbblut abgab, das später als eine vom Weißvolk erkannt werden würde.
Zwei betrunkene Seeleute marschierten vorbei. Als wir einige Zeit später wieder auftauchten, um Luft zu holen, sagte er: » Himmel, Glut, du kannst einen Mann fast dazu bringen, dass er darüber nachdenkt, sich irgendwo niederzulassen …«
» Fast«, wiederholte ich trocken, und er hatte den Anstand zu lachen.
» Sei vorsichtig, Heißsporn«, sagte er. » Ich würde nur ungern hören, dass dir etwas geschehen ist, wirklich.« Er lächelte zum Abschied und verschwand in der Dunkelheit.
Den Rest der Nacht verbrachte ich, indem ich eine Reihe von Bars und schäbigen Löchern abklapperte, deren Fusel praktisch ungenießbar war, die Gesellschaft kaum erträglich und die Informationen nicht vorhanden. Niemand wusste, wo ich eine cirkasische Sklavin erwerben konnte. Die Sklavenhändler selbst, die sonst so begierig darauf waren, einen Handel zu machen, zuckten einfach nur mit den Schultern und sagten, dass sie keine Ware hätten. Als ich auf ein paar Seeleute stieß, die von dem Sklavenschiff stammten, das am Tag zuvor von Cirkase gekommen war – in der Hoffnung, dass sie jetzt etwas offener sein würden, da sie sich von den Offizieren des Schiffes entfernt hatten –, gab niemand von ihnen zu, dass sie eine Cirkasin an Bord gehabt hatten, weder lebend noch sonstwie. Ich versuchte es mit Bestechung, ich versuchte, sie betrunken zu machen, zum Reden zu bringen – und erreichte doch nichts. Vielleicht hatten sie auch zu viel Angst, um zu reden. Vielleicht lag ein Siegel aus Dunkelmagie über dem Thema und verschloss ihnen die Lippen. Vermutlich war es Letzteres, denn beinahe bei jedem von ihnen fing ich den übelkeiterregenden Hauch von roter Magie ein, und das war zuvor nicht der Fall gewesen …
Ich machte mich vor der Morgendämmerung zur Trunkenen Scholle auf und wäre beinahe nicht dort angekommen. Was verständlich war, denn da ich nur zu deutlich gemacht hatte, dass ich genug Geld besaß, um für eine erstklassige Sklavin zu bezahlen (was eine Lüge war), musste ich den Eindruck erweckt haben, ich wäre eine pralle Meerforelle, die nur darauf wartete, ausgenommen zu werden. Nur wenige Männer gingen davon aus, dass eine Frau in der Lage war zu kämpfen, und noch weniger rechneten damit, dass sie es schaffte, sechs bewaffnete Schläger abzuwehren.
Aber ich trug mein Schwert nicht umsonst bei mir. Ich war gut ausgebildet und erfahren in der Kunst des Straßengefechts, und ich hatte den Vorteil, dass ich eine Calmenterklinge besaß.
Ein Calmenterschwert ist mindestens eine Handbreit länger als ein gewöhnliches Schwert, und man muss groß sein, um es tragen zu können, ganz zu schweigen davon, es im Kampf auch noch zu führen. Sogar jemand von meiner Größe musste es in einem Geschirr tragen, das sich auf dem Rücken befand, und über die Schultern nach ihm greifen. Wäre das Schwert aus gewöhnlichem Stahl geschmiedet worden, wäre es zu schwer gewesen, um es richtig zu schwingen. Der Stahl aus Calment jedoch war eine geheime Zusammensetzung, die so leicht und scharf war wie der zweischneidige Speer eines gehörnten Speerfisches, und sogar noch tödlicher. Ich konnte ihn zum Singen bringen, wenn ich meinen Geist darauf richtete …
Und der Angriff von sechs Männern in einer dunklen Straße war für mich Anlass genug, meinen Geist darauf zu richten.
Sie kamen aus
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